Es gibt wieder einen neuen (Rein-)Fall „Mailand oder Madrid, Hauptsache Italien!“, es hört nicht auf. Absender dieses Mal: ein Spieler von Racing Straßburg. Was in Frankreich liegt, nur um eventuelle Unklarheiten aus der Welt zu räumen. Also, Emanuel Emegha, Mittelstürmer des französischen Erstligisten, hat ein Interview gegeben. Genau genommen hat er mehrere gegeben, nicht unbedingt sonderlich kluge, aber dieses eine brachte das Fass zum Überlaufen.
Emegha ist Niederländer und Nationalspieler, er war im Sommer 2023 für 13 Millionen Euro von Sturm Graz ins Elsass gewechselt. Ein talentierter Junge, 22 Jahre alt, sturmerprobt, aber offenbar nicht sonderlich sattelfest. Zumindest nicht in Erdkunde. Reportern der holländischen Zeitung „Algemeen Dagblad“ offenbarte er jedenfalls, dass er dachte, Straßburg liege in Deutschland, als er vor zweieinhalb Jahren seine Sachen in Graz zusammenpackte und sich den Straßburgern anschloss.
Das hörte sich dann folgendermaßen an. „Um ehrlich zu sein, wusste ich nicht einmal, wo Straßburg liegt ... Ich dachte, es wäre in Deutschland, aber es liegt ja in Frankreich. Nun, zumindest weiß jetzt jeder, wo Straßburg liegt“, erzählte er frank und frei.
Weil das in etwa so ist, als würde man beim Standesamt denken, man unterschreibt die Heiratsurkunde zum Bund mit Agnes, wacht dann aber am Morgen nach der Hochzeitsnacht neben Amélie auf, hatte Emegha ein Problem.
Straßburg liegt in Frankreich – und Emegha gehört eingenordet
Straßburg wurde nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870 als Hauptstadt des Reichslandes Elsass-Lothringen Teil des neu gegründeten Deutschen Reiches. Nach dem Ersten Weltkrieg 1918 ging die Stadt wieder an Frankreich, wurde 1940 während des Zweiten Weltkriegs erneut vom Deutschen Reich annektiert und kam 1945 endgültig zurück zu Frankreich. Straßburg hat also eine wechselhafte Geschichte zwischen deutscher und französischer Herrschaft. Ergo: hätte man wissen können.
Doch seinem Verein reichte es jetzt mit Emeghas unbedarfter Plauderei. Der ist Kapitän des Klubs, aber die Klubchefs hatten offenbar das Gefühl, als müsste er mal eingenordet werden, um Kurs halten zu können. „Donnerknall“, kommentierte die französische Sportzeitung „L’Equipe“. Der Verein suspendierte ihn für das Ligue-1-Spiel am Samstag beim FC Toulouse (im Sport-Ticker der WELT).
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„Diese Entscheidung wurde getroffen, nachdem der Spieler kürzlich gegen die Werte, Erwartungen und Regeln des Vereins verstoßen hat“, hieß es in einer Erklärung des Vereins: „Racing bekräftigt sein Bekenntnis zu den Grundprinzipien der Vorbildlichkeit und der Achtung des kollektiven Rahmens.“
Einige Tage vor der dem Ausflug zur geografischen Irrfahrt hatte Emegha bereits für Stirnrunzeln gesorgt. Etwa als Straßburg das 2:0 gegen Lille feiern konnte. Kommentatoren hoben hervor, dass es der erste Sieg gegen einen großen Verein der Ligue 1 gewesen sei. Emegha, der die beiden Tore erzielt hatte, kommentierte, dass dies daran liege, dass er in Monaco, Paris, Lyon und Rennes nicht dabei gewesen sei.
Bald aber wird das nicht mehr das Problem des RC Straßburg sein. Emegha wechselt zum FC Chelsea. Ihm mit auf den Weg gegeben sei, dass der Klub in London beheimatet und das eine Stadt in England und nicht in Nordirland ist. Ungefähr 51,51 Grad nördlich des Äquators.
Patrick Krull ist Sportredakteur der WELT. Stichwort: Mailand oder Madrid, Hauptsache Italien! – er bekennt, dass er sich bei seiner geografischen Orientierung komplett auf technische Hilfsgeräte wie etwa dem Navi in seinem Auto verlassen muss, um nicht statt in Berlin am Ende irgendwo in Brandenburg zu landen.
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