Finden die Olympischen Spiele in den kommenden 20 Jahren auch einmal in Deutschland statt? Seit München 1972 gab es das Großereignis hierzulande auch aufgrund mangelhafter Bewerbungen und fehlenden Rückhalts in der Bevölkerung nicht mehr.
Mit Berlin, München, Hamburg und der Region Rhein-Ruhr mit der Kernstadt Köln hat der Deutsche Olympischen Sportbund (DOSB) vier Bewerber, die sich um die Kandidatur für die Sommerspiele 2036, 2040 oder 2044 bewerben. Ein nationaler Vierkampf, in dem der Verband am Wochenende den Fahrplan bis zur finalen Entscheidung festzurrt. Am Samstag (9.00 Uhr) will die Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) in Frankfurt am Main über die Schritte bis zum endgültigen Votum im nächsten Herbst abstimmen.
Mitte Februar 2026 soll zunächst ein Fragenkatalog mit allen Kategorien und Kriterien an die Kandidaten geschickt werden. Im Frühjahr sind dann Bürgerentscheide in der Region Rhein-Ruhr (19. April) und in Hamburg (31. Mai) geplant. Bis zum 1. Juni müssen die vier Kandidaten ihre finalen Konzepte einreichen und den Fragenkatalog beantworten.
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Anschließend werden die Bewerbungskonzepte durch den DOSB evaluiert und durch eine Kommission bestätigt. Auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung in Baden-Baden am 26. September soll dann die Evaluierung präsentiert werden und die Entscheidung über den deutschen Bewerber fallen.
Olympia in Berlin ist unwahrscheinlich
Grundlage bildet eine Bewertungsmatrix, die der DOSB in Abstimmung mit den olympischen Spitzenverbänden und der Politik entwickelt hat. Sie besteht aus verschiedenen Kategorien und Kriterien, etwa der sogenannten sportfachlichen und operativen Eignung mit Reisezeiten, Hotelkapazitäten sowie der Unterbringung von Athleten. Für den Bereich „Kosten und Finanzierung“ soll eine Arbeitsgruppe – bestehend aus Vertretern des DOSB und der Bundespolitik – die Budgets auf ihre Machbarkeit und Plausibilität überprüfen.
Über allem steht die Frage, welchem Kandidaten im internationalen Wettbewerb die größten Chancen auf einen Zuschlag eingeräumt werden. Angesichts der internationalen Strahlkraft dürfte Berlin dort mit Abstand am besten abschneiden. Doch die Hauptstadt hat einen großen und wohl auch entscheidenden Makel: Es fehlt ihr an der Zustimmung der Bevölkerung. Genau die wird aber nötig sein, um im internationalen Wettbewerb eine Chance zu haben.
Wie groß die Unterstützung in der Region Rhein-Ruhr und in Hamburg ist, wird sich erst bei den Bürgerentscheiden im Frühjahr 2026 zeigen. Umfragen lassen die Macher auf eine Zustimmung wie in München hoffen. Die bayrische Landeshauptstadt hat bereits ein starkes Signal abgegeben, nachdem sich Ende Oktober bei einem Referendum die klare Mehrheit von 66,4 Prozent für Olympia ausgesprochen hatte.
Berlin hingegen würde nach aktuellem Stand in der wichtigsten und entsprechend hoch bewerteten Kategorie deutlich schlechter abschneiden und in der Bewertungsmatrix damit einen kaum noch aufholbaren Nachteil verbuchen. In Berlin soll es nämlich zumindest bis zur Kür des nationalen Kandidaten kein Referendum geben. Die Landesverfassung sieht dies aktuell nicht vor. Zudem gilt die mehrheitliche Ablehnung durch die Einwohner als sicher.
Eine unsichere Situation, auf die sich der DOSB nicht einlassen will. Zumal der Schaden groß wäre, sollte Berlin als nationaler Kandidat beim IOC ins Rennen geschickt werden und dann in einem Referendum zu einem späteren Zeitpunkt ein negatives Ergebnis einfahren.
Istanbul und Madrid als Konkurrenten
Mit dem Eintritt des DOSB in das offizielle Bewerberverfahren beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) ist der Wettbewerb seit der Vorwoche eröffnet. Schwergewichte bei der Vergabe der Spiele ab 2036 dürften Katar, Indien und womöglich Südafrika sein. Die deutsche Seite rechnet indes damit, sich vor allem mit anderen europäischen Interessenten wie Istanbul und Madrid messen zu müssen, wenn das IOC Olympia weiter über die Kontinente verteilt und dann der stärkste Kandidat in Europa gesucht wird.
München und vor allem die anderen beiden Bewerber müssten viel Überzeugungsarbeit bei den IOC-Mitgliedern leisten, um sich am Ende eines aktuell eher undurchsichtigen Verfahrens durchzusetzen. In Erinnerung an die spektakulären Spiele in Paris hätte Berlin als Hauptstadt und weltbekannte Metropole mit zahlreichen ikonischen Plätzen und Bauwerken deutlich mehr Strahlkraft und Wucht. Doch ohne die Zustimmung der Bevölkerung werden diese Faktoren nicht zum Tragen kommen.
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