Der größte Aufreger kam just zu jenem Zeitpunkt zustande, als der 1. FC Köln zusehends die Spielkontrolle übernahm. Ragnar Ache hatte in der 31. Minute das 1:0 für die Hausherren in der zweiten Pokalrunde geköpft und nicht nur die Anhänger auf den Rängen in Verzückung versetzt, sondern auch das Selbstvertrauen der eigenen Mannschaft auf dem Platz deutlich gesteigert. Schließlich hieß der Gegner FC Bayern München – der Rekordsieger des Wettbewerbs. Dass dieser nun weiterhin mittun darf im Kampf um den dann 21. Titel im DFB-Pokal und die Kölner auf der Strecke blieben, lag auch am Schiedsrichter der Partie.

Denn beim Ausgleich der Münchener zum 1:1 (36. Minute), der das Spiel kippen ließ, hatte Torschütze Luis Diaz deutlich im Abseits gestanden. Das Schiedsrichterteam um Tobias Welz hatte dies aber nicht erkannt und den Treffer gegeben – Endstand: 1:4. Im DFB-Pokal kommt der Video-Schiedsrichter erst ab dem Achtelfinale zum Einsatz. Grund dafür sind die unterklassigen Vereine, in deren Stadien die technischen Voraussetzungen oft nicht gegeben sind. Nun ist jedoch eine Debatte darüber entfacht worden, ob die deutschen Schiedsrichter ohne technische Unterstützung sukzessiv das Pfeifen verlernt haben.

Selbst einer der Nutznießer der Fehlentscheidung sprach sich am späten Mittwochabend in Köln für den VAR-Einsatz auch vor dem Pokal-Achtelfinale aus. Ob er glaube, dass die Schiedsrichter es ein Stück weit verlernt haben, regelwidrige Situationen zu erkennen, wurde Bayerns Sportvorstand Max Eberl nach der Partie gefragt. Das sei auch sein Gedanke gewesen, antwortete Eberl: „Ich bin ein Freund vom Video-Assistenten. Ich glaube schon, dass ein Video-Assistent ab der zweiten Runde hilfreich wäre. Es geht um so viel. In der zweiten Runde sind meistens so viele Mannschaften, die auch die Möglichkeiten bieten. Was macht man mit den Mannschaften, wo es nicht möglich ist, wenn sie ins Achtelfinale kommen? Denn dann müssten sie ja auch.“

Kwasniok: „Ich finde schon, dass er es sehen kann, wenn nicht gar sehen muss“

Eberl meinte damit Klubs wie den am Mittwochabend am 1. FC Magdeburg gescheiterten Viertligisten FV Illertissen, die für gewöhnlich nicht über die entsprechende Technik in ihren Stadien verfügen. Der Sportvorstand machte zudem aber ein grundsätzliches Problem aus, das die Arbeit der Unparteiischen während der beiden ersten Pokalrunden stark vom Ligabetrieb unterscheidet: „Wenn du das ganz Jahr nicht darauf gepolt bist, dann ist es schwieriger in solch hitzigen Spielen. Und Pokal ist hitzig. Da geht es ums Weiterkommen oder Ausscheiden, um sehr, sehr viel. Wenn man es gewohnt ist und es auch funktioniert, sollte man es auch nutzen.“

In die gleiche Kerbe schlug auch Kölns Trainer. Lukas Kwasniok haderte mit der deutlichen Abseitsstellung unmittelbar vor dem Ausgleich. „Das war ein halber Meter. Ich finde schon, dass er es sehen kann, wenn nicht gar sehen muss. Das ist ein Problem“, sagte Kwasniok zum umstrittenen Treffer. „Wenn du halt immer mit Navi unterwegs bist, lernst du irgendwann diese Straßen nicht mehr. Du vergisst es. Sie können sich auf den VAR verlassen, und auf einmal ist er halt nicht da. Ich glaube, dass das die Entscheidungsfindung ein wenig beeinflusst.“

Der Kölner Frust passte in eine Reihe von Fehlentscheidungen durch die Schiedsrichter in der zweiten Pokalrunde. Bei Dortmunds 5:3-Erfolg nach Elfmeterschießen in Frankfurt etwa hatte vor dem BVB-Treffer zum 1:1 Maximilian Beier knapp im Abseits gestanden. Der Unparteiische Sven Jablonski hatte dies jedoch übersehen.

Noch weitaus größer war der Ärger in Heidenheim, wo Schiedsrichter Benjamin Brand gleich zwei gravierende Fehler unterliefen. Vor der Roten Karte für Verteidiger Tim Siersleben hatte er in der Entstehung der Notbremse ein Foul von HSV-Profi Daniel Elfadli übersehen. Und der siegbringende Elfmeter durch Robert Glatzel war eine Fehlentscheidung, da der Hamburger Fabio Vieira beim vermeintlichen Foulspiel zuvor im Strafraum von Julian Niehues nur leicht berührt worden war.

Gleiches war auch beim Magdeburger 3:0-Erfolg in Illertissen zu beobachten. Beim Stand von 0:1 stieß Maximilian Neuberger den Magdeburger Maximilian Breunig gleichsam nur minimal. Trotzdem verhängte Schiedsrichter Patrick Schwengers einen Elfmeter, den der Gefoulte zwar vergab, aber dessen Mannschaftskamerad Marcus Mathisen im Nachschuss versenkte.

Dass Mathisen dabei allerdings den Strafraum zu früh betreten hatte und dies ungeahndet geblieben war, passte in den vor allem für die Schiedsrichter völlig vermaledeite zweite Pokalrunde.

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