Mit Frankfurt und Lyon gewinnt Dzsenifer Marozsán fast alles, in der deutschen Nationalmannschaft steigt die Kreativspielerin zu einer der weltweit besten Fußballerinnen auf. Mit 33 Jahren wagt sie jetzt den Schritt in ein neues Abenteuer - in einem viel kritisierten Umfeld.

Seit Jahren pumpt Saudi-Arabien viele Milliarden in den Weltsport. Als Titelsponsor der Formel 1, als Großsponsor des Fußball-Weltverbands FIFA, als strategischer Partner der besten Tennisspielerinnen und Tennisspieler, um nur wenige Beispiele zu nennen. Auch in die heimische Fußballliga wird reichlich investiert. Dem Aushängeschild Cristiano Ronaldo folgen dabei mittlerweile längst nicht mehr nur alternde Kicker auf der Suche nach dem letzten großen Vertrag, sondern auch hoffnungsvolle jüngere Spieler, die vor wenigen Jahren wahrscheinlich noch bei europäischen Topklubs gelandet wären.

Neu scheint indes, dass jetzt auch Weltstars in die Frauen-Liga des Königreichs wechseln. Den Anfang macht eine Mittelfeldspielerin, die über Jahre die Offensive der deutschen Nationalmannschaft geprägt hat: Dzsenifer Marozsán. Ihr Abschied von Olympique Lyon stand bereits seit einigen Monaten fest, bislang war aber noch unklar, wo sie ihre große Karriere fortsetzen würde. Auf Instagram verkündet die 33-Jährige nun gemeinsam mit ihrem neuen Arbeitgeber in mehreren Posts: Ab sofort trägt sie das Trikot des Al-Qadsiah WFC, der in der abgelaufenen Saison den dritten Platz in der saudi-arabischen Meisterschaft belegt hat.

"Ein neuer Star in Rot", schreibt der Klub dazu, in den Kommentaren äußert so mancher Marozsán-Fan seine Überraschung über die Entscheidung. Al-Qadsiah fasst derweil in einer Collage die große Karriere der Offensivspielerin zusammen, die unter anderem dreimal zu Deutschlands Fußballerin des Jahres gewählt worden ist: Sechs Champions-League-Titel, zahlreiche nationale Meisterschaften und Pokalsiege, Olympia-Gold 2016, Stationen beim 1. FC Saarbrücken, dem 1. FFC Frankfurt, Olympique Lyon und dessen US-Ableger OL Reign. Und natürlich 112 Länderspiele für die DFB-Frauen.

Frauen-Liga in Saudi-Arabien erst 2022 gegründet

Marozsán wird damit zur bisher bedeutendsten Fußballerin, die in der Saudi Women's Premier League aktiv ist. Die erst 2022 gegründete Liga wird bislang von Al-Nassr dominiert, die Frauen des Ronaldo-Klubs haben alle drei ausgetragenen Meisterschaften für sich entschieden. Im Vorjahr nahmen sie deshalb als erstes Team des Landes an der asiatischen Champions League teil, verpassten jedoch die Qualifikation für die Gruppenphase.

Die Verpflichtung der deutschen Fußball-Legende Marozsán fügt sich dabei ein in die Strategie Saudi-Arabiens, das wegen Menschenrechtsverletzungen ramponierte Image aufzupolieren. Im Fokus steht bei diesem Vorhaben die WM der Männer 2034, die FIFA-Boss Gianni Infantino mit sportpolitischen Winkelzügen an das Königreich vergeben ließ.

Menschenrechtsorganisationen kritisieren die Menschenrechtslage in Saudi-Arabien immer wieder scharf. In einem Bericht von Human Rights Watch aus dem Jahr 2024 mit dem Titel "Stirb zuerst, und ich bezahle dich später" werden etwa Zwangsarbeit, Lohndiebstahl, Arbeit bei extremer Hitze und fehlender Rechtsschutz bei Arbeitsmigranten angeprangert. Die Situation in dem Land, das den Mord an dem Journalisten Jamal Khashoggi im Jahr 2018 beauftragt haben soll, wird noch weit kritischer als vor der WM 2022 in Katar beschrieben.

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