Der frühere Branchenführer Mercedes steckt in der Formel 1 schon wieder im Tief. Die Probleme mit dem Silberpfeil und der lange Flirt des Teams mit Max Verstappen haben die Piloten verunsichert.

Schwer verärgert über die erneute Misere seines Mercedes-Teams bat Toto Wolff zur Krisensitzung. Noch bevor sich die Formel 1 mit dem Gastspiel in Ungarn am Sonntag (15 Uhr/Sky und im Liveticker bei ntv.de) in den kurzen Sommerurlaub verabschiedet, verlangte der Teamchef Erklärungen für den jüngsten Einbruch beim einstigen Serien-Weltmeister. "Unsere Leistungen in den vergangenen Rennen haben nicht unseren Standards entsprochen", stellte der Österreicher Wolff fest.

Neben den Ingenieuren bestellte der 53-Jährige auch die Fahrer George Russell und Kimi Antonelli zum Rapport. Seit Russell Mitte Juni in Kanada triumphierte und sein italienischer Stallgefährte hinter ihm auf Platz drei fuhr, läuft nicht mehr viel zusammen beim Werksteam des deutschen Autobauers. In der Konstrukteurswertung ist McLaren, ausgerüstet mit Mercedes-Motoren, nach 13 WM-Läufen satte 296 Punkte voraus.

Chefpilot Russell hat als WM-Vierter den Sichtkontakt zum Gesamtführenden Oscar Piastri inzwischen verloren, Neuling Antonelli blieb nach einem ermutigenden Einstand zuletzt gleich dreimal völlig punktlos. Nach seinem frühen Aus in der Qualifikation für das Belgien-Rennen in der Vorwoche kamen dem 18-Jährigen die Tränen.

Zukunftssorgen durch Verstappen-Spekulationen

Ferrari-Superstar Lewis Hamilton, dessen Mercedes-Cockpit Antonelli vor dieser Saison geerbt hatte, spendete dem Jungstar bei einem kurzen Besuch im Motorhome Trost. "Ich war frustriert über meine Leistungen, das habe ich gezeigt. Jetzt fühle ich mich besser", sagte Antonelli nun in Budapest.

Wenn er und Russell auf dem Hungaroring über die vergangenen Monate sprechen, geht es viel um Vertrauen. Schrittweise ist ihnen der Glaube an ihre Silberpfeile verloren gegangen. "Zu Jahresbeginn hatte ich mehr Zutrauen, die Runden kamen sehr einfach. Jetzt ist es eine viel größere Herausforderung", sagte Russell. In Ungarn kommt deshalb wieder die alte Hinterachse zum Einsatz, das Experiment mit einer neuen Rad-Aufhängung wird endgültig beendet.

Einiges an Vertrauen bei den Fahrern hat aber wohl auch die Teamspitze eingebüßt. Monatelang schwelten die Spekulationen um eine Verpflichtung von Weltmeister Max Verstappen, Teamchef Wolff machte aus dem Interesse am Red-Bull-Star kein Geheimnis. Russell und Antonelli, deren Verträge am Saisonende auslaufen, spürten den Druck. "Für Kimi und mich waren die letzten Monate nicht die beruhigendsten für unsere Zukunft, das war schon etwas widersprüchlich", sagte Russell.

Wie geht es weiter im Vertragspoker?

Weil beide Piloten kein eigenes Management haben, sondern von Mercedes vertreten werden, fühlte das Duo eine gewisse Ohnmacht im großen Poker um die Cockpits für 2026. "Diese letzten sechs Monate waren eine sehr einzigartige Situation, in der ich wegen unserer Vereinbarung keinen großen Einfluss nehmen konnte und die Interessen vielleicht eine Weile nicht übereinstimmten", erklärte Russell.

Weil Verstappen kurz nach seiner Ankunft in Budapest auch die letzten Zweifel an einem Verbleib bei Red Bull ausräumte, dürfte das Mercedes-Duo bald neue Verträge unterschreiben. Die Frage aber ist, für welche Laufzeit. "Ich muss darüber nachdenken, was im Interesse beider Seiten ist", sagte Russell.

Ein langfristiger Vertrag ist für ihn vor allem dann interessant, wenn Mercedes nach dem großen Regelumbruch ab dem kommenden Jahr wieder um den Titel fahren kann. Dann aber könnte auch der Flirt mit Verstappen wieder aufflammen. Red Bull steht durch den Abschied von Motorenpartner Honda und die jüngsten Querelen um den Rauswurf von Langzeit-Teamchef Christian Horner vor einer ungewissen Zukunft. Läuft es auch 2026 nicht, könnte Verstappen genug haben.

In diesem Szenario hätte Mercedes sicher gern ein Cockpit für 2027 für den Niederländer im Angebot. Und so schwebt die Personalie Verstappen auch weiter über den Verhandlungen zwischen Toto Wolff und seinen Piloten.

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