Nur um sechs Hundertstelsekunden verpasst Yu Zidi eine historische Medaille im Einzelwettkampf bei der Schwimm-WM. In der Staffel holt die 12-Jährige diesen Erfolg nach, obwohl sie im Finale gar nicht am Start ist. Um Yu entbrennt eine Diskussion.

Yu Zidi schafft, was vor ihr noch niemand erreicht hatte. Die erst zwölf Jahre alte Chinesin feiert bei der Schwimm-WM einen historischen Erfolg und gewinnt mit der 4x200-Meter-Freistilstaffel die Bronzemedaille. Das Wunderkind war danach völlig baff. "Es ist sehr emotional, es ist ein schönes Gefühl", sagte die Schülerin, die zur jüngsten Medaillengewinnerin bei einer Weltmeisterschaft geworden war.

Dabei ist es aber so: Yu war im Finale nicht an den Start gegangen, hatte aber im Vorlauf mit für die Qualifikation gesorgt. Als Teammitglied bekam auch sie die Bronzemedaille verliehen. Damit ist Yu nun die Jüngste auf dem Podest bei einem großen internationalen Schwimmwettkampf seit 1936. Damals hatte die zwölfjährige Dänin Inge Sörensen bei den Olympischen Spielen in Berlin Bronze über 200 Meter Brust gewonnen.

"Ein Genie? Nein, nicht wirklich"

Yu hatte zuvor über 200 Meter Lagen als Vierte das Podest um sechs Hundertstelsekunden knapp verpasst, auch über die 200 Meter Schmetterling hatten auf Rang vier drei Zehntel zu Bronze gefehlt. Mit der Staffel gelang ihr der Sprung unter die ersten drei. Gold sicherte sich Australien vor den USA. Eine Chance im Einzel hat Yu noch. In Singapur startet sie am Sonntag über 400 Meter Lagen, auf dieser Strecke hätte sie mit ihrer Zeit bei den chinesischen Meisterschaften im vergangenen Jahr bei Olympia in Paris Platz vier belegt.

Das sorgt natürlich für immense Aufmerksamkeit. Nicht nur die chinesischen Medien feierten die Schwimmerin als "Sensation" oder "Wunderkind". Auch die Internetseite des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) schrieb vom "chinesischen Schwimm-Wunder" und über den Zeichentrickhund auf ihrer Badekappe, mit der sie bei den Landesmeisterschaften in die Weltspitze geschwommen war. All die Lobhudelei erreichte auch Yu, die darauf eher ungläubig reagierte. "Ein Genie? Nein, nicht wirklich", antwortete sie, "es ist alles das Ergebnis harten Trainings." Sie müsse "weiter hart arbeiten", sagte sie dem chinesischen Fernsehen.

"Altersbegrenzung nicht ohne Grund eingeführt"

Doch da beginnen die Diskussionen. Eigentlich sollte eine Zwölfjährige nicht wie ein Profi trainieren, sondern sich ihrem Alter entsprechend entwickeln können, monieren Kritiker. Der Weltverband World Aquatics lässt offiziell Schwimmerinnen und Schwimmer nur zur WM zu, wenn sie zum Ende des Jahres mindestens 14 Jahre alt sind. Wer allerdings schon in jüngeren Jahren außergewöhnlich schnell ist, erhält eine Sondergenehmigung. "Die Altersbegrenzung wurde nicht ohne Grund eingeführt", sagte Bundestrainer Stephan Wittky: "Leistungsbezogene Ausnahmen unterwandern hier leider den Versuch, eine kindgerechte Entwicklung zu ermöglichen."

Auch DSV-Sportchef Christian Hansmann findet Yus WM-Teilnahme "bedenklich". Er habe selbst Kinder in diesem Alter. "Ein Mädchen mit zwölf vor eine WM-Kulisse mit 5000 Zuschauer zu setzen, mit dem hohen Druck der Medien, der Trainer, halte ich für viel zu früh", sagte Hansmann, der auch vor körperlichen Folgen warnte: "Sie hat schon sehr viele Trainingskilometer in den Armen und Beinen, und das mit zwölf, wenn sie voll im Wachstum ist. Ich frage mich, was mit 18 oder 20 mit ihr ist."

Eine Zeit sorgt für großes Erstaunen

Yu verbesserte in ihrem ersten WM-Finale nicht nur ihre eigene Bestzeit vom Mai um über eine Sekunde. Schon damals war sie schneller als jede und jeder Zwölfjährige jemals geschwommen - über 400 Meter sogar 15 Sekunden schneller als die Olympiasiegerin und Weltmeisterin Summer McIntosh im selben Alter. Die Kanadierin ist inzwischen 18 und hat schon neun Goldmedaillen bei WM und Olympia gewonnen.

Es ist also kein neues Phänomen, vor allem Schwimmerinnen so früh wie möglich auf Weltklasseniveau zu trainieren. Auch Franziska van Almsick war erst 14 Jahre alt, als sie 1992 in Barcelona zu vier Olympiamedaillen schwamm. Und in anderen Sportarten wie Turnen oder Eiskunstlaufen wird ähnlich früh rekrutiert.

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