Wenn Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) unterwegs ist, dann ist eine Frau mit einer großen schwarzen Tasche immer in der Nähe: ihre Visagistin. So war es beispielsweise auf der Sommerreise der Ministerin vor drei Wochen durch mehrere Bundesländer. Reiche, die offensichtlich gern alles unter Kontrolle hat, verschwand vor Auftritten vor der Kamera stets noch einmal diskret aus dem Blickfeld. Kein Foto, auf dem sie nicht perfekt aussieht.
Was dieser Aufwand den Steuerzahler kostet, hat die Bundesregierung nun in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage aus dem Parlament beziffert: Es waren von 6. Mai bis 4. August genau 19.264,76 Euro, davon 8324,11 Euro Reisekosten. Reiche hatte ihre Visagistin unter anderem zum mehrtägigen Antrittsbesuch per Linienflug nach Washington mitgenommen. Kein anderes Mitglied der neuen Bundesregierung hat bisher so hohe Kosten für gutes Aussehen verursacht.
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) ist allerdings nicht allzu weit entfernt davon. Den Regierungsangaben zufolge fielen im Kanzleramt seit seinem Amtsantritt Kosten in Höhe von 12.501,30 Euro für „Visagisten/ Kosmetiker/ Friseure“ an. Wer sich die Instagram-Videos von Merz ansieht, der kann die Arbeit der Profis bewundern.
„Sie sehen toll aus mit dieser Bräune“
Selbst US-Präsident Donald Trump hat Merz mit seiner äußerlichen Erscheinung beeindruckt: „Sie sehen toll aus mit dieser Bräune“, sagte er beim Besuch der europäischen Regierungschefs vergangene Woche im Weißen Haus. „Wo haben Sie die her?“ Er wolle so eine Bräune auch haben.
Angesichts dieser Ausgaben werden Erinnerungen wach an die Aufregung um die hohen Ausgaben der früheren Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) für Styling. Für das Jahr 2022 hatte das Auswärtige Amt die Kosten mit 136.552,50 Euro beziffert. Ihre Visagistin erhielt eine Pauschale von 8925 Euro pro Monat.
Die Summe der Baerbock-Ausgaben erwähnt die AfD-Fraktion in ihrer Kleinen Anfrage zur „Inanspruchnahme von Fotografen, Visagisten, Friseuren und sonstigen körpernahen Dienstleistungen durch Mitglieder von Bundesbehörden“ seit Antritt der schwarz-roten Bundesregierung. Aus der Antwort darauf gehen die aktuellen Zahlen hervor.
Demnach haben die Ministerien seit Amtsantritt für Fotografen zusammen insgesamt 172.608,83 Euro ausgegeben, für Styling fielen 58.738,41 Euro an. Die größten Foto-Ausgaben verbuchte das Bundesfinanzministerium von Lars Klingbeil (SPD) mit 33.721,80 Euro. Innenministerium, Auswärtiges Amt und Gesundheitsministerium kamen auf jeweils mehr als 18.000 Euro.
Bei den Ausgaben für Visagisten und Friseure kommt nur das Bundespresseamt mit 12.352,20 Euro auf einen ähnlich hohen Betrag wie Reiche und Merz. Es folgt das Gesundheitsministerium von Nina Warken (CDU) mit 5063,01 Euro. Die von Sozialdemokraten geführten Ministerien für Finanzen und für Arbeit (Bärbel Bas) kommen auf 2283,65 Euro, beziehungsweise 1249,19 Euro fürs Styling.
Ungewöhnlich ist das Engagement solcher Profis nicht. Reiches Visagistin, Selbstbeschreibung: „Make Up & Hair Artist“, hat schon für viele Politiker gearbeitet. Die Frau lebt im Berliner Umland und will selbst lieber im Hintergrund bleiben. Auf Ihrer Internetseite kann man aber sehen, dass sie unter anderem für Baerbock und Reiches Vorgänger Robert Habeck (Grüne) gearbeitet hat, aber auch für Nicola Beer (FDP) und Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU).
Allerdings setzen nicht alle Minister auf professionelle Visagisten, um in der Öffentlichkeit gut gestylt zu erscheinen. Das Umweltministerium von Carsten Schneider (SPD) verbucht bisher 618,80 Euro unter dem Posten. Und Forschungsministerin Dorothee Bär (CSU) kümmert sich offenbar selbst um ihr Aussehen. Ihr Haus gibt die Ausgaben für Visagisten mit bisher 357 Euro an.
Dieser Artikel wurde für das Wirtschaftskompetenzzentrum von WELT und Business Insider erstellt.
Daniel Zwick ist Wirtschaftsredakteur in Berlin und berichtet für WELT über Wirtschafts- und Energiepolitik, Digitalisierung und Staatsmodernisierung.
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