Für Tesla hagelt es wieder Negativschlagzeilen. Der Absatz eingebrochen, der Gewinn geschrumpft. Die Totengräber stehen wieder bereit. Aber Tesla ist ein Phänomen und beweist immer wieder eine bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit.
Tesla hat es derzeit nicht leicht: Überkapazitäten, sinkende Verkaufszahlen, schwindende Gewinnmargen und ein angeschlagenes Image setzen dem E-Autopionier zu. Hinzu kommen der zunehmende Druck durch chinesische Hersteller wie BYD und die wirtschaftspolitischen Bremsmanöver der US-Regierung. Und dann ist da noch Elon Musk selbst, der mit politischen Eskapaden und großspurigen Versprechen immer wieder für Irritationen sorgt. Investoren verlieren die Geduld und manche prognostizieren bereits den Niedergang des einstigen Branchenführers. Doch die Realität sieht anders aus: Tesla schreibt trotz aller Widrigkeiten schwarze Zahlen - und das ist keine Selbstverständlichkeit.
"Nach unseren Daten verfügt Tesla über eine Produktionskapazität von 2,35 Millionen Fahrzeugen. Im Jahr 2025 werden nach unserer Hochrechnung 1,6 Millionen Fahrzeuge verkauft werden", sagt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Institute ntv.de. "Jeder andere Autobauer wäre mit diesen Überkapazitäten tief in den roten Zahlen." Tatsächlich liegt die operative Gewinnmarge von Tesla im zweiten Quartal 2025 bei 4,1 Prozent. Das ist zwar weniger als in den Boomjahren, aber immer noch ein Beweis dafür, dass Tesla selbst in schwierigen Zeiten profitabel bleibt.
Dünne, aber keine negativen Margen
Aber wie passen die Zahlen zu den Problemen? Warum schreibt Tesla keine Miesen? So viel vorab: Es liegt nicht an den CO2-Verschmutzungsrechten. Richtig ist: Tesla hat in den vergangenen Jahren viel Geld damit verdient, diese Rechte an andere Autobauer zu verkaufen, deren Fahrzeuge die strengen CO2-Vorgaben in den USA nicht erfüllten.
Die Trump-Regierung kündigte an, diese Strafzahlungen auf Bundesebene abzuschaffen. Es handelt sich also um ein Auslaufmodell. Ist das schlimm? Nein, denn "die Zahlungen aus Verschmutzungsrechten spielen eine immer unwichtigere Rolle", erklärt Dudenhöffer. "Gemessen am Gewinn sind es nur noch elf Prozent. In den USA werden es bald null sein. Wenn nur Europa übrigbleibt, sinkt der Wert auf deutlich weniger als zehn Prozent des Gewinns."
Tesla hat sich also längst auf andere Einnahmequellen verlegt. Ein entscheidender Faktor für den Nettogewinn von knapp 1,2 Milliarden Euro ist die Preisdisziplin, die das Unternehmen von Konkurrenten wie BYD unterscheidet. Während der chinesische Autobauer den Preiskrieg in seinem Heimatmarkt mit aggressiven Rabatten anheizt, zeigt Tesla eine "ruhige Hand" bei den Preisnachlässen.
BYD-Modelle sind in Deutschland mehr als doppelt so teuer wie in China, der Preisaufschlag bei Teslas Model 3 und Model Y liegt bei weniger als 40 Prozent. "In China tobt der Preiskrieg, aber Tesla widersteht und rettet so seine Gewinnmarge", sagt der Autoexperte. "Die Margen sind zwar dünn, aber nicht negativ."
"Wendig wie ein Schnellboot"
Tesla unterscheidet sich von klassischen Autobauern auch durch seine Flexibilität. "Tesla ist fast schon unendlich anpassungsdynamisch. Das ist ein entscheidender Vorteil im Markt", sagt der Leiter des CAR-Institutes. "Andere Autobauer sind so langsam wie große Öltanker auf hoher See. Tesla dagegen ist ein Schnellboot."
Diese Wendigkeit könnte sich in Zukunft - bei aller Skepsis - auch anderswo auszahlen. Musk hat angekündigt, dass Tesla bis Ende des Jahres Robotaxis in großem Maßstab auf den Markt bringen will. Zwar sind viele seiner Ankündigungen in der Vergangenheit im Sande verlaufen, aber die Möglichkeit, mit kostengünstiger Kameratechnologie doch noch einen Durchbruch im autonomen Fahren zu erzielen, bleibt ein potenzieller Gamechanger. Eine Alternative für Musk könnte auch der Kauf des Konkurrenten Waymo sein, dessen Robotaxis bereits ohne Menschen am Notknopf auf den Straßen rollen, spekuliert Dudenhöffer. "Wie man Musk kennt, wird er was draus machen." Google wäre dankbar.
Grundsätzlich sieht Dudenhöffer die Entwicklung selbstfahrender Autos weoterhin als Chance für Tesla, neue Umsatzquellen zu erschließen. "Auch wenn die Chinesen da weit voraus sind", wie er sagt. Aber was wäre, wenn es Musk doch gelingt, aufzuholen und autonomes Fahren mit der günstigeren Kamera-Technik - die bereits in allen Teslas vorhanden ist - großflächig auszurollen? Dann wäre Tesla im Vergleich zur Konkurrenz, die auf die deutlich teurere Laser-Radar-Technik setzt, eindeutig im Vorteil.
Innovationen als Trumpf
Musks E-Autobauer punktet seit Jahren mit seiner Innovationskraft. Das Unternehmen hat in der Vergangenheit Technologien und Prozesse etabliert, die die gesamte Branche geprägt haben – von der Einführung der Over-the-Air-Updates, mit dem sich die Software seiner Teslas drahtlos über WLAN oder Mobilfunk aktualisieren lässt, bis hin zum bahnbrechenden "Giga-Casting", bei dem große Bauteile im Druckgussverfahren hergestellt werden. "Musk setzt digitale Trends und technische Innovationen wie KI schneller um als klassische Autobauer", so Dudenhöffer. Diese "Innovations-DNA" verschaffe Tesla einen Vorsprung, den die Konkurrenz oft erst Jahre später aufholen könne.
Auch die geplante Serienproduktion eines günstigeren Einstiegsmodells könnte Tesla neuen Schwung verleihen. "Wenn das neue Kompaktmodell funktioniert, könnte Musk seine Produktion füllen und an alte Zeiten anknüpfen", so der Autoexperte. Erste Fahrzeuge sollen bereits produziert worden sein. Das Modell, das laut Musk einem Model Y ähnelt, gilt allgemein als Schlüssel zur Trendwende bei den Verkaufszahlen.
Darüber hinaus treibt Musk aber auch noch technologische Fortschritte in anderen Bereichen wie Solarenergie und Energiespeicherung voran. Besonders in Zeiten steigender Nachfrage nach erneuerbaren Energien könnte dies ein weiteres Standbein für das Unternehmen werden.
Kein "normaler" Autobauer
Musk sekbst bleibt eine zweischneidige Figur. Seine großspurigen Ankündigungen - von Robotaxis bis hin zu Marsmissionen - sind oft mehr Vision als Realität. Aber es ist genau diese Risikobereitschaft und Experimentierfreude, mit der er Tesla immer wieder aus schwierigen Situationen herausgeführt hat. Musk hat Tesla damit zu einem der innovativsten Unternehmen der Welt gemacht.
"Die Realität hinkt Musks Visionen hinterher", so Dudenhöffer. "Aber aufgrund der Schnelligkeit und Wendigkeit, für die Tesla steht, sind positive Überraschungen in Zukunft nicht ausgeschlossen." Tesla sei kein "normaler" Autobauer – genau das könne der entscheidende Vorteil sein.
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