Das japanische Unternehmen ispace versucht, mit der Mission Hakuto-R auf dem Mond zu landen - und erstmals Mondstaub zu verkaufen. Damit könnte ein Präzedenzfall im Weltraumrecht geschaffen werden.

Der staatlichen japanischen Raumfahrtbehörde JAXA war es im Januar 2024 erstmals gelungen, eine Sonde sanft auf dem Mond zu landen. Der erste Versuch einer Mondlandung durch ein privates, kommerzielles Unternehmen aus Japan war aber vor zwei Jahren gescheitert. Genau dieses Unternehmen namens ispace will nun einen zweiten Versuch unternehmen, eine Mondlandegerät auf dem Erdtrabanten abzusetzen. Am Donnerstagabend gegen 21.17 Uhr mitteleuropäischer Zeit soll das gelingen.

Mondrover schaufelt Mondstaub

An Bord des Landers ist unter anderem auch ein Rover; ein rollender Roboter, der ungefähr so aussieht wie eine Schuhschachtel mit vier großen Rädern. An diesem Rover ist eine Schaufel montiert. Und mit dieser Schaufel könnte der Rover einen juristischen Präzedenzfall im Weltall schaffen.

Der Rover soll mit der Schaufel zunächst ein Kunstwerk auf dem Mond absetzen. Dabei handelt es sich um das aus Aluminium gefertigte Modell eines typischen Schwedenhauses - denn die Schaufel des Rovers wurde von einem schwedischen Bergbautechnikunternehmen entwickelt. Geübt wurde das Absetzen des Häuschens in Köln. Dort betreibt die Europäische Weltraumagentur ESA ihre LUNA-Anlage - eine große Halle mit künstlicher Mondlandschaft.

Weitreichendere Folgen als die Kunstaktion mit dem Schwedenhaus könnte eine andere Aktion haben, die in der LUNA-Halle geübt wurde: das Schaufeln von Mondstaub.  Nachdem der Rover das Minihäuschen abgesetzt hat, soll er nämlich mit seiner Schaufel etwas Mondstaub von der Oberfläche aufnehmen.  

Gesammelter Mondstaub wird an die NASA verkauft

Ob wirklich Staub in der Schaufel liegt, wird mit einer Kamera geprüft. Zeigt das Kamerabild Material von der Mondoberfläche in der Roverschaufel, wird der Mondstaub im selben Augenblick gegen eine Zahlung von 5.000 Dollar an die NASA verkauft. Entsprechende Verträge wurden im Vorfeld der Mission geschlossen.

Der Staub wird nicht zurück zur Erde gebracht, er verbleibt in der Schaufel. Wichtig im juristischen Sinne ist lediglich, dass die eine Vertragspartei Mondstaub schaufelt und ihn an die andere Vertragspartei verkauft. Dieser Akt wäre rechtlich ein Novum: der erste Handel mit Mondressourcen zwischen einem kommerziellen Unternehmen und einer Raumfahrtbehörde.

Wie mit den Ressourcen, die der Mond der Menschheit bietet, umgegangen werden sollte, wurde unter dem Dach der Vereinten Nationen in den 1970er Jahren besprochen und 1979 dann auch der sogenannte Mondvertrag allen Staaten zur Unterschrift vorgelegt.

Bergbau im Miniformat als Präzedenzfall

Ziel des Vertrags ist es, dass nicht nur die hochentwickelten Länder oder einzelne Unternehmen, die über die entsprechende Technik verfügen, Mondressourcen nutzen können, sondern dass die Nutzung des Mondes der gesamten Menschheit zugutekommt. Der Bergbau im Miniformat, wie er nun im Rahmen der japanischen Hakuto R-Mission stattfinden könnte, ist ziemlich genau das Gegenteil dessen, was im Mondvertrag vorgesehen ist: Ein Unternehmen zieht Profit aus dem Umstand, dass es in der Lage ist, eine Schaufel Mondstaub zu beschaffen.

Mondvertrag gilt als gescheitert

Es ist ein japanisches Unternehmen, der Rover mit der Schaufel wurde in Luxemburg gebaut, und der Mondstaub wird gekauft durch die US-Weltraumbehörde. Alle drei Staaten haben den Mondvertrag nicht unterschrieben, sondern in den vergangenen Jahren eigene Gesetze erlassen, die es Unternehmen ermöglichen sollen, so zu handeln, wie das jetzt geschieht. Den Mondvertrag von 1979 haben nur wenige Staaten unterzeichnet. Er gilt als gescheitert.

Finanziert und gebaut wurde der Rover von Japan und Luxemburg. Beide Länder haben in den vergangenen Jahren Gesetze erlassen, die es in diesen Ländern ansässigen Unternehmen erlauben, Ressourcen auf anderen Himmelskörpern als der Erde abzubauen. Gerade der Gesetzesakt in Luxemburg sorgte 2017 für großes Aufsehen, denn er war der erste seiner Art eines europäischen Landes.

Geschäftsmodelle sind nicht in Sicht

Vor Luxemburg und Japan hatten auch die USA bereits 2015 ein Bergbaugesetz fürs Weltall verabschiedet. So kommt es, dass die NASA einem japanischen Privatunternehmen den Auftrag erteilt, mit einem in Luxemburg gebauten Rover Mondstaub zu schaufeln. Ein kleines Schäufelchen Mondstaub für die NASA, aber ein großer Durchbruch für die Bewirtschaftung des Mondes?

Eher nicht: Ein lukratives Geschäftsmodell mit Mondressourcen ist nicht in Sicht. Auch das Schäufelchen Mondstaub wird daran zunächst nichts ändern - zumal der Staub gar nicht zu seinem neuen Besitzer auf die Erde zurückgebracht wird, sondern in der Schaufel auf dem Mond verbleibt.

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