Vereinsikone Jamie Vardy verlässt den früheren englischen Überraschungsmeister Leicester City am Saisonende. Der 38-Jährige verkündete seinen Abschied in einer emotionalen Botschaft via Social Media. Vardys Karriere erzählt eine besondere Geschichte.

Wenn es um Jamie Vardy geht, lassen sie keine Zweifel zu. Niemals. Für die Menschen in Leicester ist der Fußballer unantastbar. Er erzählt eine Geschichte, die es im modernen Fußball kaum noch gibt - und die in diesem Sommer endet. Aber nicht mit einem Happy End. Die große Zeit des großartigen Stürmers endet mit einer "totalen Blamage", wie der Stürmer schrieb. Als Aufsteiger steigt Leicester City, sein Klub, sang- und klanglos aus der Premier League ab. In bisher 33 Spielen gab es gerade einmal vier Siege. Das Schicksal teilen die Foxes mit ihren Mitaufsteigern. Auch Ipswich Town und der FC Southampton müssen direkt wieder runter. Alle drei Vereine waren in dieser Spielzeit nicht konkurrenzfähig.

Das galt nicht für Vardy. Der 38-Jährige traf bislang sieben Mal. Das sind nicht mehr die Quoten der Vergangenheit, aber er weiß immer noch, wie es geht. Nur schultern konnte er sein Team alleine nicht mehr. Vardy bricht nach dieser Saison seine Zelte ab, die er hier vor 13 Jahren aufgeschlagen hatte. Als 25 Jahre alter Angreifer aus der fünften Liga, der zu einem der besten der Premier League und zum Nationalspieler wurde. 26 Mal lief er für England auf, sieben Tore schoss er für sein Land.

Eine riskante Weltidee

Leicester City hatte im Sommer 2012 eine Weltidee. Sie war nicht ohne Risiko. Der Klub verpflichtete Vardy für eine Million Pfund vom Amateurklub Fleetwood Town. In 40 Spielen der Saison 2011/12 hatte er 34 Treffer erzielt und 17 vorbereitet. Der mit 1,79 Metern nicht sehr große, aber sehr schnelle Vardy war augenscheinlich mit einem herausragenden Torinstinkt ausgestattet. Leicester wollte sich das zu Nutzen machen. Es war der Beginn einer Geschichte, die zu den berühmtesten und beliebtesten in der jüngeren englischen Fußballhistorie gehörte. Eine Geschichte, die in Deutschland vielleicht ein ganz kleines bisschen mit Thomas Müller vergleichbar ist. Der seinem Verein immer die Treue hielt (allerdings viel mehr Titel gewann) und das perfekte Ende, ein Champions-League-Finale "dahoam", verpasste.

Fast 500 Spiele (496 waren es) hat Vardy das Trikot von Leicester getragen, 198 Mal hat er für seinen Herzensverein getroffen, 69 weitere Tore hat er vorbereitet. Er war maßgeblich an den größten Erfolgen der Vereinsgeschichte beteiligt. "Vor neun Jahren haben wir das Unmögliche geschafft und die Premier League gewonnen. Wir haben im FA Cup (2021, Anmerk. der Red.) triumphiert und sind bis ins Viertelfinale der Champions League gekommen - das sind Erinnerungen, die mein ganzes Leben lang halten werden", sagte Vardy.

Einst musste er Fußfesseln tragen

Aber zu Vardys Fußballmärchen gehört eben nicht nur das Kapitel des sensationellen Emporkömmlings, sondern auch seine raubeinige Vergangenheit. Mit 16 Jahren war er in eine Kneipenschlägerei verwickelt. Er wurde dafür verurteilt. Er bekam eine Ausgangssperre von sechs Monaten auferlegt und musste ab 18 Uhr eine Fußfessel tragen, weil er sonst gegen Bewährungsauflagen verstoßen hätte. Er spielte weiter Fußball, unter besonderen Umständen. Nach den Spielen sei er, so berichtete er einmal, "über den Zaun gesprungen. Dort haben mich meine Eltern abgeholt, damit ich wieder rechtzeitig zu Hause war".

In Leicester lieben sie seine Geschichte. Sein letztes Heimspiel wird am 18. Mai gegen Ipswich Town stattfinden. Es wird ein großer Abschied, ein emotionaler. Wie sehr dem Stürmer das Ende nahegeht, hat er bereits in seiner Abschiedsankündigung via Social Media betont: "Ich war so lange hier, dass ich wirklich dachte, es würde niemals enden. Das ist eine sehr schwierige Entscheidung für mich, weil Leicester für mich zu einem zweiten Zuhause geworden ist, zu einer Familie. Es war mein Leben für 13 Jahre, aber es ist die Zeit gekommen, um 'Goodbye' zu sagen."

Der Klub würdigte ihn mit mehreren Clips als GOAT, als "Greatest of all time". Der Vereinsvorsitzende Aiyawatt Srivaddhanaprabha, Sohn des 2018 auf tragische Weise bei einem Helikopterabsturz direkt nach einem Leicester-Spiel verstorbenen Ex-Boss Vichai Srivaddhanaprabha, würdigte Vardy als "einzigartig". Er werde immer Teil der "Foxes"-Familie bleiben.

Anders als viele andere Spieler aus der Sensationsmannschaft 2015/16 hielt Vardy, der Superstar, seinem Verein immer die Treue. N'Golo Kanté, der kleine französische General, zog weiter zum FC Chelsea, wurde dort ein Weltstar, wurde unter Thomas Tuchel 2021 Champions-League-Sieger mit den Blues. Mittlerweile lässt er sich seine große Karriere mit reichlich Geld in Saudi-Arabien veredeln. Ebenso wie Riyad Mahrez, der bei Manchester City die großen Jahre miterlebte, ebenfalls den Henkelpott und zahlreiche Meistertitel gewann. Vardy aber blieb, schoss Tore um Tore. In der Saison 2019/20 wurde er gar Torschützenkönig. Mit 33 Jahren war er der älteste Spieler, der sich den Goldenen Schuh anziehen durfte. Nun geht diese Zeit zu Ende.

"Ihr habt mich ins Herz geschlossen und dazu inspiriert, die beste Version von mir selbst zu sein", so Vardy. "Was ich aber bereue und weshalb ich wirklich bestürzt bin, ist, dass ich mich nicht nach einer besseren Saison von euch verabschiede. So wollte ich meine Karriere hier nicht beenden." Gänzlich vorbei sein soll es für Vardy aber noch nicht. Er will weitermachen. Berichten zufolge gibt es bereits Interesse von Klubs aus der US-Liga MLS. Dort könnte er auf Thomas Müller treffen.

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