Wie sehr den organisierten Fußballanhang die Debatte um Sicherheitsmaßnahmen umtreibt, zeigte sich auch wieder am Dienstag bei den Spielen im DFB-Pokal – in allen vier Begegnungen gab es zu Beginn Proteste: Die Fans schwiegen zwölf Minuten lang, ehe sie ihre Klubs unterstützten.

Zum Start der Innenministerkonferenz (IMK) am Mittwoch in Bremen, bei der Sicherheitsmaßnahmen rund um das Fußballevent im Stadion auf der Tagesordnung stehen, zeichnet sich nun eine Entspannung in der Debatte ab. Personalisierte Tickets, flächendeckende Ausweiskontrollen, Gesichtserkennung, KI-Überwachung und Pyrotechnik stehen nach Angaben von Bremens Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) nicht auf der Tagesordnung der dreitägigen Konferenz.

Die Ankündigung folgt auf wochenlange Proteste der aktiven Fanszene in den Stadien. Zahlreiche Fangruppen hatten geplante Maßnahmen zuvor als Generalverdacht kritisiert. Mäurer erklärte, dass der Dialog mit den Fans im Vordergrund stehe: „Wir müssen bei allen Maßnahmen Maß und Mitte bewahren. Sicherheit im Stadion ist wichtig. Aber wir dürfen nicht alle Fans unter Generalverdacht stellen, nur weil einige wenige Ärger machen.“

„Es darf keinen Automatismus geben“, sagt Bremens Innenminister

Die Verbände DFB und DFL hatten in einem Schreiben an führende Innenminister, das dem „Kicker“ vorliegt, vor dem Start der IMK vor Kollektivstrafen gewarnt. Ein Stadionverbot müsse auf konkreten und nachweislichen Tatsachen beruhen, heißt es in dem von DFB-Präsident Bernd Neuendorf, DFL-Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke und DFL-Geschäftsführer Marc Lenz unterzeichneten Schreiben.

Ein „Gießkannenprinzip“ bei Ermittlungsverfahren zu Stadionverboten dürfe es genauso wenig geben wie einen Automatismus, der ohne Einzelfallprüfung greife. Entscheidend seien die konkreten Umstände, betonen die Verbandsvertreter mit Verweis auf ein Bundesverfassungsgerichtsurteil von 2018. Außerdem lehnen sie die Personalisierung von Tickets ab – diese würde weder die Sicherheit erhöhen noch sei sie mit der Stehplatzkultur vereinbar.

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Nach Angaben von Mäurer wird dieses Thema in den kommenden Tagen auch nicht mehr diskutiert. „Personalisierte Tickets und flächendeckende Ausweiskontrollen –das steht nicht auf der Tagesordnung. Das Thema Ticketing ist vom Tisch. Denn niemand wird die Stehplätze aufgeben. Und mit Stehplätzen, auf denen sich jeder frei bewegen kann, macht das Thema keinen Sinn“, sagte Bremens Innensenator.

Laut Mäurer soll es beim Thema Stadionverbote künftig mehr Transparenz und Einheitlichkeit geben. So müsse künftig der konkrete Tatvorwurf für ein Stadionverbot „substanziell dargelegt werden“. „Es darf keinen Automatismus geben. Es geht nicht darum, mehr Stadionverbote auszusprechen, sondern um mehr Rechtssicherheit auf beiden Seiten“, sagte Mäurer der „Sportschau“.

Eine übergeordnete Stadionverbotskommission beim DFB soll einheitliche Standards gewährleisten, die Entscheidungen sollen aber weiterhin in den lokalen Kommissionen getroffen werden. In Konfliktfällen könnten künftig aber Polizei und Vereine die neue Kommission anrufen, erklärte Mäurer und betonte zugleich, dass sich die Sicherheitslage in den Stadien zuletzt verbessert habe.

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