Mit einem locker-lustigen Fußball-Kick stimmten sich Deutschlands Handballerinnen auf den Beginn ihrer WM-Mission ein, die nach 18 Jahren ohne Edelmetall zumindest bis ins Halbfinale führen soll. Gute Laune war im DHB-Team vor dem Auftaktspiel gegen Island am Mittwoch (18 Uhr, Sporteurope.TV) in Stuttgart angesagt. „Wir sind gut präpariert. Alle sind in einer Super-Verfassung und heiß auf den Start“, sagte Bundestrainer Markus Gaugisch.
Von Nervosität keine Spur. „Wir sind immer locker und lustig drauf, auch wenn man merkt, dass es nur noch wenige Stunden bis zum Start sind. Wir haben total Bock auf das Turnier und wollen zeigen, was wir draufhaben“, sagte Rückraum-Ass Viola Leuchter und gab für das Island-Spiel die Marschroute aus: „Wir wollen ein Statement setzen und zeigen, wo es lang geht, um die Fans gleich mitzunehmen.“
Gaugisch sieht sein Team für den Kampf um die erste WM-Medaille seit Bronze 2007 gewappnet. „Wir haben ein Team beisammen, in dem jeder alles investiert. Das gibt ein gutes Gefühl“, sagte der 51-Jährige. Zugleich warnte er vor einer Unterschätzung des Auftaktgegners: „Die Isländerinnen spielen mit viel Emotion und Herz, das brauchen wir auch.“ Und sonst noch? WELT beantwortet die wichtigsten Fragen zum Turnier.
Was ist die WM-Vorgabe für das deutsche Team?
DHB-Boss Andreas Michelmann erwartet im eigenen Land den langersehnten Durchbruch in die Weltspitze. „Es ist keine attraktive Zielstellung zu sagen, bei der Heim-WM wollen wir das Viertelfinale erreichen. Ich finde, dass die klare Zielstellung Halbfinale erlaubt sein muss. Das wird nicht leicht, muss aber das Ziel sein“, sagte Michelmann.
Nach Ansicht des 66-Jährigen habe sich die DHB-Auswahl in den vergangenen Jahren unter Bundestrainer Gaugisch gut entwickelt. „Sie ist stärker und stabiler geworden. Jetzt geht es darum, den nächsten Schritt zu schaffen“, forderte der DHB-Präsident. Derzeit könne man „bei den großen Turnieren jedes Team schlagen, das im Ranking hinter uns liegt. Um in ein Halbfinale einzuziehen, müssen wir aber eben auch ein Top-Team besiegen. Das ist dann der Punkt, ab dem du als Spitzenmannschaft wahrgenommen wirst“, sagte Michelmann.
Welche Titelprämie gibt es für die DHB-Auswahl?
Den deutschen Handballerinnen winkt im Falle eines WM-Triumphs eine Rekordprämie. Für den Titel hat der Deutsche Handballbund insgesamt 425.000 Euro ausgelobt. Für Silber gibt es 300.000 Euro, Platz drei wird mit 200.000 Euro honoriert. Auch für Rang vier (100.000 Euro) und das Erreichen des Viertelfinales (50.000 Euro) schüttet der Verband noch Geld aus.
„Die Prämien für die Frauen sind so hoch wie nie zuvor“, sagte DHB-Präsident Michelmann. Bei den Weltmeisterschaften 2021 (140.000 Euro) und 2023 (225.000 Euro) sowie der EM 2024 (275.000 Euro) waren die finanziellen Anreize noch deutlich geringer. „Wir fühlen uns wertgeschätzt. Nach der Angleichung der Tagegelder zu Beginn des Jahres ist diese Prämienregelung ein weiteres starkes Signal“, sagte Kapitänin Antje Döll. Über allem stehe jedoch der sportliche Erfolg. „Wir investieren alles, um uns bei diesem Turnier unsere Träume zu erfüllen“, sagte die 37-Jährige.
Wer sind die deutschen Gegner?
Die DHB-Auswahl trifft in der Vorrundengruppe C neben Island noch auf Uruguay und Serbien. In der Hauptrunde kommt es zu Duellen mit den besten drei Teams aus der Gruppe D, in der Montenegro, Spanien, Färöer und Paraguay spielen.
„Wir hatten eine ordentliche Auslosung und können unseren Weg ambitioniert angehen. Das Viertelfinale ist das Knackpunktspiel. Da läuft es auf Norwegen oder Schweden als Gegner heraus“, sagte Bundestrainer Gaugisch über den Turnierbaum und gibt das Ziel aus: „Für uns ist wichtig, was auf der Platte passiert. Daran werden wir gemessen. Wir wollen die WM rocken.“
Wo wird gespielt?
Das Turnier wird vom 26. November bis 14. Dezember in Deutschland und den Niederlanden ausgetragen. Insgesamt gibt es fünf Spielorte. In Deutschland sind das Stuttgart, Trier und Dortmund. Das DHB-Team trägt seine Vorrundenspiele in der Schwaben-Metropole aus. „Wir freuen uns auf eine geile Stimmung in Stuttgart“, sagte Gaugisch, „ich wünsche mir eine Halle, die Druck macht und uns Rückenwind gibt.“
Das gilt auch für die fest eingeplanten Hauptrundenspiele und ein mögliches Viertelfinale der DHB-Frauen in Dortmund. Im Optimalfall geht es am Final-Wochenende nach Rotterdam, wo die Medaillen vergeben werden. „Das Halbfinale wäre ein Riesending“, so Gaugisch. Zweiter Austragungsort in den Niederlanden ist 's-Hertogenbosch.
Gibt es noch Tickets für die deutschen Spiele?
Die drei Vorrundenauftritte der DHB-Auswahl in Stuttgart sind alle nahezu ausverkauft – ebenso das deutsche Hauptrundenspiel am 6. Dezember in Dortmund. Für die anderen zwei Hauptrunden-Begegnungen und das Viertelfinale in der Westfalenhalle gibt es dagegen noch Eintrittskarten.
Auch für alle Vorrundenspiele in Trier sowie die Partien ohne deutsche Beteiligung in Stuttgart sind reichlich Tickets vorhanden. DHB-Boss Michelmann rührt daher die Werbetrommel: „Als Ausrichter wollen wir die Hallen füllen – auch dort, wo das deutsche Team nicht spielt. Wir wollen wieder zeigen, dass wir ein Handball-interessiertes, im positiven Sinn auch Handball-verrücktes Publikum in Deutschland haben.“
Wo können Fans die WM-Spiele sehen?
Wer den Weg des deutschen Teams durch die Vor- und Hauptrunde in Echtzeit verfolgen will, muss dafür bezahlen. Alle Gruppenspiele der DHB-Auswahl sind live nur beim Streamingdienst Sporteurope.TV zu sehen. Auf der Plattform kann man entweder einen Turnier-Pass für sämtliche WM-Partien zum Preis von 15,99 Euro erwerben oder Einzelspiele für sechs Euro kaufen. Zeitversetzt zeigt Eurosport die deutschen Partien in der ersten und zweiten Turnierphase.
Live im Free-TV sind die deutschen Handballerinnen erst ab dem Viertelfinale zu sehen – wenn sie es erreichen. Das ZDF würde das erste K.-o.-Duell am 9. Dezember übertragen. Sollte die DHB-Auswahl weiterkommen, können die Fans das Halbfinale und das Medaillenspiel live in der ARD verfolgen.
„Die Möglichkeiten, die sich bieten, werden von ARD und ZDF leider noch nicht ganz befriedigend genutzt. Es ist zwar ein Fortschritt gegenüber dem, was wir bei der Heim-WM 2017 erlebt haben, aber noch nicht das, wo der Frauen-Handball hingehört“, sagte DHB-Präsident Michelmann zur TV-Präsenz, die künftig deutlich ausgebaut wird. Die Europameisterschaften laufen ab 2026 beim Streamingsender Dyn, in der ARD und im ZDF, die Weltmeisterschaften ab 2027 bei ProSiebenSat.1.
Wie ist der Turniermodus?
Die 32 WM-Teilnehmer spielen zunächst in acht Vorrundengruppen mit vier Teams, von denen sich die jeweils besten drei für die Hauptrunde qualifizieren. In der zweiten Turnierphase geht es in vier Gruppen mit je sechs Nationen weiter. Die Gruppenersten und -zweiten erreichen das Viertelfinale, ab dem der K.-o.-Modus gilt.
Wer sind die Favoriten?
Top-Anwärter auf den WM-Triumph ist Olympiasieger und Europameister Norwegen. Titelverteidiger Frankreich sowie dem Olympia-Dritten und EM-Zweiten Dänemark werden ebenfalls gute Chancen eingeräumt. Soll es für Deutschland mit der ersten Medaille seit WM-Bronze 2007 klappen, müsse das Team „über sich hinauswachsen“, sagte Gaugisch.
Welche Ziele verfolgt der DHB außerhalb des Parketts?
„Dieses Turnier ist natürlich ein Motor für den Frauen-Handball“, beschrieb Sportvorstand Ingo Meckes die Bedeutung der WM im eigenen Land. Auch Andreas Thiel, Chef der Frauen-Bundesliga, wünschte sich einen Schub für die Sportart. „Ich bin guter Hoffnung, dass ein Signal davon ausgeht. Es darf keine Eintagsfliege sein“, sagte der frühere Weltklasse-Torhüter.
Mit der breit angelegten Kampagne „Hands up for more“ wirbt der Verband seit Monaten für mehr Aufmerksamkeit, Respekt und Sicherheit. „Es ist ein Schrei nach Gleichstellung und Gleichberechtigung. Der DHB geht da wirklich voran“, lobte die deutsche Spielführerin Döll und formulierte das Ziel: „Wir sind bereit für einen Boom und wollen mit einer tollen WM dazu beitragen, viele junge Mädels in die Halle zu locken.“
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