Der FC Bayern kann auch große Comebacks. Nach 20 Minuten Tiefschlaf und einem 0:2-Rückstand schwang sich der Deutsche Meister angetrieben vom Top-Scorer Michael Olise und Teenie-Star Lennart Karl noch zu einem noch fulminanten 6:2 (2:2) gegen den SC Freiburg auf. Alles normal also in der Münchener Arena nach einem alles andere als normalen Bundesliga-Nachmittag.
Die Tore für den weiterhin ungeschlagenen Tabellenführer erzielten Karl (22. Minute), der zweimal erfolgreiche Olise (45.+2/84.), Dayot Upamecano (55.), Harry Kane (60.) und der für den angeschlagenen Karl eingewechselte Nicolas Jackson (71.).
Die Freiburger schnupperten nach einem Traumstart im 26. Versuch an ihrem ersten Bundesligasieg in München. Yuito Suzuki (12.) und Johan Manzambi (17.) sorgten mit ihren Treffern nach Eckbällen von Jan-Niklas Beste für großes Staunen in der ausverkauften Allianz Arena. Was ist los mit den übermächtigen Münchnern, fragten sich die 75.000 Zuschauer auf den Tribünen?
Später konnten sie – sofern Bayern-Sympathisanten – nicht nur vier Tore und den nächsten Sieg bejubeln, sondern auch einen weiteren Rekord. Seit 43 Spieltagen sind die Münchner mit Trainer Vincent Kompany nun - saisonübergreifend - Tabellenerster. Das schafften zuvor nur sie selbst vor mehr als 50 Jahren im Zeitraum von März 1972 bis Juni 1973 unter Udo Lattek.
Nach einem Magen-Darm-Infekt meldete sich Manuel Neuer pünktlich fit für einen Einsatz im Tor. Der Bayern-Kapitän erlebte aber zunächst etwas völlig Neues in dieser Spielzeit. Zweimal landete der Ball nach Ecken in seinem Kasten. Erst traf Suzuki aus acht Metern, dann köpfte Manzambi ungestört ein.
Der zwölf Minuten dauernde Schweige-Protest der Fans verlief damit sehr erstaunlich. Der Plan von SC-Coach Julian Schuster, die Bayern mutig und mit viel Intensität zu stressen, ging auf. Kompanys Team wirkte überrumpelt.
Joshua Kimmich erlebte das auf der Bank. Der DFB-Kapitän, der jüngst bei der erfolgreichen WM-Qualifikation mit der Nationalelf trotz einer Blessur am Fuß beim 6:0 gegen die Slowakei aufgelaufen war, wurde geschont. „Manu hat sich gestern gut gefühlt, Jo nicht“, erklärte Kompany vor dem Spiel bei Sky von den Eindrücken des Abschlusstrainings.
Die Bayern müssen am kommenden Mittwoch zum Topspiel in der Champions League beim FC Arsenal antreten. Da wäre ein fitter Kimmich wichtig. Serge Gnabry stand wegen Kniebeschwerden nach den Länderspielen gar nicht im Münchner Kader. „Er braucht Behandlung. Hoffentlich nicht zu lange. Aber ich kann nicht zu viel dazu sagen“, äußerte Kompany. Es ist damit offen, ob Gnabry gegen Arsenal wieder dabei ist.
Wie schon beim 2:2 bei Union Berlin vor der Länderspielpause zeigten sich die Bayern auch gegen Freiburg anfällig und nicht mehr so dominant wie zuvor. Es brauchte die individuelle Klasse eines Karl oder eines Olises, die sich die ersten zwei Tore gegenseitig auflegten, um den Fehlstart in die Partie zu korrigieren.
Die Münchner Offensivwucht mit dem an fünf Treffern beteiligten Franzosen Olise wurde schließlich zu übermächtig für die Gäste, die ihren kraftraubenden Pressing-Fußball nicht aufrechterhalten konnten.
Borussia Dortmund – VfB Stuttgart 3:3 (2:0)
Borussia Dortmund hat das perfekte Abschiedsgeschenk für den scheidenden BVB-Boss Hans-Joachim Watzke verpasst. Einen Tag vor dessen Abgang nach mehr als 20 Jahren in der Geschäftsführung kam der BVB trotz einer 2:0-Halbzeitführung nur zu einem turbulenten 3:3 gegen den VfB Stuttgart. Damit blieben die Dortmunder auch im siebten Pflichtspiel am Stück gegen die Schwaben sieglos.
Der VfB bleibt mit 22 Zählern punktgleich mit dem BVB. Ein Dreierpack von Deniz Undav (47. Minute/71./90.+1) bescherte den Gästen ein gerechtes Unentschieden. Ausgerechnet der eingewechselte Karim Adeyemi hätte mit seinem Treffer zum 3:2 (89.) noch für die Geschichte des Spiels gesorgt, ehe Undav erneut zuschlug. Um Adeyemi hatte es wegen eines Strafbefehls wegen illegalen Waffenbesitzes zuletzt reichlich Wirbel gegeben. Emre Can (34. Minute/Foulelfmeter) und Maximilian Beier (41.) hatten die Dortmunder vor der Pause in Führung gebracht.
Das erste BVB-Heimspiel seit vier Wochen begannen die Dortmunder sehr lethargisch. Dabei hatte sich Trainer Niko Kovac nach vier Auswärtsspielen am Stück auf die Unterstützung der heimischen Fans gefreut. Angesichts der deutschlandweiten Fan-Proteste gegen politische Maßnahmen für mehr Sicherheit in den Stadien blieb es wie überall in den Bundesligastadien aber zwölf Minuten lang erst einmal gespenstisch still.
Dies schien die Dortmunder zu lähmen, sie kamen kaum ins Spiel. Der VfB hatte zunächst zwar deutlich mehr vom Spiel, kam indes auch zu keinen klaren Torchancen. Ein Rempler von Undav gegen Nico Schlotterbeck im Stuttgarter Strafraum beendete nach gut einer halben Stunde die gähnende Langeweile zu Beginn des Spiels. Der lange verletzte Dortmunder Kapitän Can verwandelte bei seinem zweiten Saisoneinsatz den folgenden Strafstoß.
Nach einem schönen Angriff gut fünf Minuten später staubte Beier zur scheinbar beruhigenden 2:0-Halbzeitführung für den BVB ab. VfB-Keeper Alexander Nübel hatte einen Schuss von Serhou Guirassy zuvor Beier vor die Füße prallen lassen.
Ein Geniestreich von Undav machte das Spiel kurz nach der Pause dennoch wieder spannend. Mit dem Rücken zum Tor behauptete sich der VfB-Angreifer im Strafraum gegen Can und ließ einen halbhohen Ball über den Spann am verdutzten BVB-Keeper Gregor Kobel ins Netz gleiten.
Die Schwaben witterten nun ihre Chance und spielten mutig nach vorne. Den Dortmundern blieben Räume zum Kontern. Das vermeintliche 3:1 durch den Ex-Stuttgarter Guirassy wurde zu Recht wegen Abseits aber wieder einkassiert.
Stuttgart wurde nun stärker. BVB-Trainer Kovac reagierte indes nicht, indem er etwa den schnellen Wirbler Adeyemi von der Bank brachte. Der Coach hatte angekündigt, trotz der Affäre weiter auf Adeyemi setzen zu wollen, ließ den 23-Jährigen aber lange auf der Bank und begründete dies mit dessen Abwesenheit zuletzt in der Länderspielpause.
So gab es kaum noch Entlastung für die Westfalen und Stuttgart kam erneut durch Undav zum verdienten Ausgleich. Erst danach durfte Adeyemi dann mitwirken, vergab in der Schlussphase die Chance auf die erneute Führung (83.) und schlug dann doch noch zu, ehe Undav noch einmal für den VfB traf.
Somit blieb Dortmund nach dem 1:1 zuletzt beim HSV erneut sieglos und steht nun vor einer emotionalen Mitgliederversammlung am Sonntag, auf der Watzke als Sprecher der Geschäftsführung der Kapitalgesellschaft ausscheiden und zum Vereins-Präsidenten gewählt werden soll. „Es wird natürlich sehr emotional werden, wenn Aki nach mehr als 20 Jahren zurücktritt“, sagte BVB-Sportchef Lars Ricken beim Streamingdienst DAZN.
FC Augsburg – HSV 1:0 (0:0)
Der FC Augsburg und Trainer Sandro Wagner haben nach drei Niederlagen in der Fußball-Bundesliga wieder gewonnen und die lauter werdenden Kritiker zumindest etwas verstummen lassen. Die Schwaben feierten gegen den Hamburger SV einen verdienten 1:0 (0:0)-Erfolg. Anton Kade wurde mit seinem Treffer in der 76. Minute zum Matchwinner für den FCA, der den Erfolg nach Gelb-Rot gegen Keven Schlotterbeck (81.) zu zehnt rettete.
In der Tabelle zogen die Augsburger (10 Punkte) am HSV (9) vorbei und können nun auf eine etwas freundlicher gesinnte Mitgliederversammlung am Dienstag hoffen. Dass der FCA erstmals in dieser Saison zu null spielte, hilft dabei ebenso. Hamburg holte aus fünf Partien nur einen Zähler und ist nur noch zwei Punkte vom Relegationsplatz entfernt. Wenn St. Pauli am Sonntag gegen Union Berlin gewinnt (17.30 Uhr, im Sport-Ticker der WELT), dann wird der HSV auch vom Lokalrivalen überholt.
1. FC Heidenheim – Borussia Mönchengladbach 0:3 (0:1)
Das erfolgreiche Debüt von Eugen Polanski als Gladbacher Chefcoach hat die ohnehin schon prekäre Situation des 1. FC Heidenheim im Abstiegskampf weiter verschärft. Vier Tage nach der Beförderung von der Interims- zur Dauerlösung gewann Polanski mit Borussia Mönchengladbach beim Tabellenletzten deutlich mit 3:0 (1:0).
Kevin Diks leitete per verwandeltem Foulelfmeter (45. Minute +1) kurz vor der Halbzeit den vierten Pflichtspielsieg der wiedererstarkten Gladbacher in Serie ein. Nach der Pause sorgten Torjäger Haris Tabakovic (55.) und der eingewechselte Shuto Machino (76.) für die Entscheidung.
Damit distanzierten sich die Fohlen nach dem schwachen Saisonstart vorerst von den Abstiegsrängen. Die Gladbacher durften sich auch noch über das Comeback von Nationalstürmer Tim Kleindienst freuen, der nach seiner Knieverletzung bei seinem Ex-Klub für die letzten Minuten erstmals in dieser Saison zum Einsatz kam.
Die Heidenheimer von Trainer Frank Schmidt mussten zwei Wochen nach dem 0:6-Debakel in Leverkusen auch vor eigenem Publikum eine deutliche Pleite hinnehmen. Mit nur fünf Punkten aus elf Spielen nimmt der Druck weiter zu.
VfL Wolfsburg – Bayer Leverkusen 1:3 (0:3)
Der VfL Wolfsburg hat seine sportliche Talfahrt auch nach der Trennung von Trainer Paul Simonis fortgesetzt und taumelt immer mehr in Richtung Tabellenende. Die Niedersachsen verloren unter Interimscoach Daniel Bauer gegen Bayer Leverkusen mit 1:3 (0:3) und warten damit weiter auf den ersten Heimsieg seit Mitte Januar. Die Leverkusener setzten ihren Aufschwung dagegen fort und sich in der Spitzengruppe der Fußball-Bundesliga fest.
Vor 25.036 Zuschauern in der Volkswagen-Arena sorgten die Gäste bereits im ersten Durchgang für klare Verhältnisse. Jonas Hofmann (9. Minute), Edmond Tapsoba (24.) und Malik Tillmann (33.) schossen eine beruhigende Führung heraus. Nach dem Seitenwechsel gelang Denis Vavro nur noch das schnelle 1:3 für die Gastgeber (57.).
Der VW-Klub hatte sich in der Länderspielpause nach dem 1:2 bei Werder Bremen sowohl von Trainer Simonis als auch von Sportdirektor Sebastian Schindzielorz getrennt. Der umstrittene Sport-Geschäftsführer Peter Christiansen, hauptverantwortlich für die völlig falsch zusammengestellte Mannschaft, ist dagegen weiter im Amt. Wie lange sich der Däne noch halten kann, bleibt aber abzuwarten.
Auf jeden Fall versuchen die Wolfsburger Bosse um Aufsichtsratschef Sebastian Rudolph alles, um Andreas Schicker von der TSG 1899 Hoffenheim in die VW-Stadt zu locken. Der Österreicher soll der neue starke Mann im sportlichen Bereich werden. Christiansen würde damit deutlich an Einfluss verlieren. Als Nachfolger des glücklosen Simonis ist zunächst einmal U19-Coach Bauer für die völlig verunsicherte Mannschaft verantwortlich.
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