Nathan Aspinall durfte als letzter ran. Und weil die PDC den Spielplan für die Session am Montagabend eben genau so gestaltete und das Spiel gegen den Weltranglistenersten Luke Humphries ganz nach hinten legte, stand die Ausgangslage schon vor dem ersten Pfeil fest.
Aspinall musste nicht nur gewinnen. Er musste dies auch mit dem Ergebnis von 5:2 oder besser tun. Nur so hätte er den vor ihm liegenden Ex-Weltmeister Michael Smith, der zuvor den Amerikaner Alex Spellman mit 5:2 besiegt hatte, noch überholt und die Gruppenphase beim Grand Slam of Darts überstanden.
Als wären solche Rechenspiele nicht schon genug Druck für Aspinall, startete sein Gegner auch noch vorzüglich ins Spiel. Humphries spielte direkt einen 10-Darter, das zweitbeste mögliche Leg im Darts, und sicherte sich damit das eine Leg, was er selbst mindestens zum Weiterkommen brauchte. Dann legte er auch noch mit einem 129er-Finish zum 2:0 nach. Aspinall durfte also schon früh im Match kein weiteres Leg mehr verlieren. Gegen einen Spieler wie Humphries nahezu ein Ding der Unmöglichkeit.
Aspinall konnte zwar noch auf 1:2 aus seiner Sicht verkürzen, Humphries aber brachte seinen folgenden Anwurf souverän durch. 1:3 – es war alles aus für Aspinall. Die Enttäuschung war dem Engländer anzusehen. Die TV-Kameras fingen ihn ein, wie er sich auf die Lippen biss, die Augen schloss und den Kopf hängen ließ.
Der weitere Verlauf des Spiels war egal, Humphries siegte am Ende mit 5:3. „Ich brauchte ein Leg, um durchzukommen, das wusste ich – aber das hat mich nicht beeinträchtigt. Ich habe mich wohlgefühlt“, sagte Humphries nach der Partie. Er trifft als Gruppensieger im Achtelfinale nun auf den Junioren-Vizeweltmeister Jurjen van der Velde.
Greaves in der Premier League? „Ein Witz“
Unter den besten 16 Spielern in Wolverhampton steht auch Martin Schindler. Der deutschen Nummer eins reichte ein 5:2 gegen den quälend langsam spielenden Filipino Alexis Toylo zu seiner ersten Achtelfinal-Qualifikation bei der sechsten Grand-Slam-Teilnahme. Schindler trifft nun auf den Waliser Gerwyn Price. Der „Iceman“ sorgte am Montagabend mit Aussagen abseits des Boards für Aufsehen. Price wurde sowohl nach seinen eigenen Chancen für eine Teilnahme an der Premier League – der Elite-Liga des Darts – im kommenden Jahr als auch nach jenen Chancen der besten Frau des Sports, Beau Greaves, gefragt.
Für die Premier League qualifizieren sich die besten vier Spieler der Weltrangliste. Dazu kommen vier Startplätze, die von der PDC und dem übertragenden TV-Sender Sky Sports per Wildcard vergeben werden. Dadurch könnte Greaves in der Theorie nominiert werden, auch wenn sie sich erst ab der kommenden Saison überhaupt ein Ticket für die Profi-Tour hat. Bei den Wildcards werden von den Verantwortlichen oftmals nicht nur sportliche Leistungen, sondern auch Marketingaspekte berücksichtigt. Und hier könnte die junge Engländerin als Zugpferd des Frauen-Darts für die PDC durchaus interessant sein.
Beim Grand Slam hat sie ihre beiden bisherigen Gruppenspiele gegen die Ex-Weltmeister Michael van Gerwen und Gary Anderson trotz jeweils starken Averages von über 100 Punkten knapp verloren. Price wäre von einer möglichen Premier-League-Teilnahme von Greaves indes überhaupt kein Fan, wie er klarstellte. Das Getuschel sei „ein Witz“.
Price selbst ist im Live-Ranking die Nummer elf, muss also ohne tiefen Run bei der WM (11. Dezember bis 3. Januar) selbst auf eine Premier-League-Wildcard hoffen. „Ich bin einer der besten Spieler in dieser Saison. Ich bin die Nummer eins der Pro-Tour-Rangliste, beim eingespielten Preisgeld unter den Top fünf oder sechs. Hinterfragt nicht mich, hinterfragt die anderen“, brachte er sich in Stellung.
Am heutigen Abend beschließen mit Lukas Wenig und Niko Springer zwei weitere Deutsche ihre Gruppenphase beim Grand Slam. Für Wenig geht es im direkten Duell mit dem Engländer Cam Crabtree ums Achtelfinale – der Sieger kommt weiter. Springer hat die K.-o.-Runde bereits sicher, für ihn geht es gegen Greaves nur noch um den Gruppensieg.
Luca Wiecek ist Sportredakteur für WELT. Sein letztes Einzel in der Berliner Darts-Oberliga hat er für seine Mannschaft VfD Rakete Berlin mit 3:0 gewonnen.
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