Im Reitsport sorgt eine Modifizierung des Regelwerks für Diskussionen. Die „Blut-Regel“ im Pferdesport („Blood Rule“)wird mit Beginn des kommenden Jahres abgeschwächt. Derzeit gilt noch: Wenn ein Springpferd blutet, darf es nicht starten. Der Weltverband FEI hat diese Regel jetzt bei der Generalversammlung in Hongkong gelockert. In der Dressur gilt weiter die bisherige Regel.
Von Januar an können leicht blutende Pferde starten, wenn sie eine tierärztliche Untersuchung bestanden haben. Bisher war es so, dass Pferd und Reiter umgehend disqualifiziert wurden, wenn ein Pferd während eines Springreit-Wettkampfes geblutet hat. Die Regelung galt unabhängig von der Schwere und der Ursache der Verletzung, also auch bei kleinen Kratzern.
Die neue Regelung sieht vor, dass das Blut bei kleineren Verletzungen abgewischt werden darf. Wenn der zuständige Tierarzt ein Pferd trotz der Wunde für wettkampffähig hält, darf weiter geritten werden. Früher war dann in jedem Fall sofort Schluss. Neu ist ein Verwarnsystem: Wird eine Verletzung festgestellt, wird der Reiter verwarnt, bei zwei Verletzungen innerhalb eines Jahres gibt es eine Geldstrafe von 1000 Schweizer Franken (umgerechnet 1073 Euro) und eine einmonatige Sperre. Eine Ausnahme bilden weiterhin Verletzungen, die durch den gewaltsamen Einsatz von Gerte oder Sporen festgestellt werden. Solche Wunden führen sofort zur Disqualifikation.
„Halte das für einen klaren Fehler“, sagt der deutsche Präsident über „Blut-Regel“
Bei der Abstimmung der Generalversammlung haben 56 von 80 Ländern für eine Lockerung der sogenannten „Blut-Regel“ gestimmt. Die nationalen Reitsportverbände sind der Meinung, dass die Regel zu streng ist, weil Pferde auch dann nicht an einem Wettkampf teilnehmen dürfen, wenn sie minimale Verletzungen haben.
Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) ist gegen die Abschwächung und möchte sie bei nationalen Wettkämpfen beibehalten. „Ich halte das für einen klaren Fehler“, sagte FN-Präsident Martin Richenhagen zur Regeländerung, „Blut hat im Pferdesport nichts zu suchen.“ Das Thema stehe „sinnbildlich für unseren Umgang mit dem Pferd. Wenn ein Pferd durch den Reiter verursacht blutet, kann es nicht weiter am Wettbewerb teilnehmen. Das ist eine Frage des Respekts und der Verantwortung.“
Die FEI argumentierte im Vorfeld, dass es auch harmlose Ursachen geben könne – etwa, wenn das Pferd einen leichten Kratzer im Einwirkungsbereich des Schenkels habe. Es gebe solche Fälle, sagt Riechenhagen: „Aber die Regel zu lockern, halte ich nicht für richtig. Wir brauchen in dieser Frage keine Grauzonen. Jede sichtbare Verletzung ist ein Signal, das wir ernst nehmen müssen – und kein Anlass, die Messlatte niedriger zu legen. Wenn wir anfangen, Blut zu relativieren, verlieren wir die Achtung vor dem Lebewesen Pferd und das Vertrauen der Gesellschaft.“
Richenhagen steht für eine Nulltoleranz-Haltung. „Wir müssen uns bewusst sein: Wir stehen unter Beobachtung. Menschen, die den Pferdesport nicht kennen, sehen Bilder von Pferden mit Blut - und das löst Empörung aus. Und das zu Recht“, sagte der 73-Jährige: „Wir wollen Pferdesport mit gesunden, glücklichen Pferden zeigen - nicht mit Pferden, die offensichtlich verletzt sind.“
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke