Der „W2“ ist traditionell der Tribünenabschnitt, in dem sich die aktive Fanszene von Rot-Weiss Essen bei Heimspielen des Drittligisten einfindet. Vielleicht wird irgendwann in den Vereinsanalen mal ein kurzes Kapitel über den „W2-Eklat“ im Jahr 2025 zu finden sein, die Empörung ist jedenfalls groß und schlägt Wellen.

Was war passiert? Vor dem Heimspiel gegen den 1. FC Schweinfurt 05 wurde von den RWE-Ultras ein Flyer verteilt, an dem später Anstoß genommen wurde. Weiße Schrift auf rotem Grund, sieben Punkte und dicke Überschrift: „Grundsätze W2“.

Es fing recht harmlos und sinnig an. Als Verhaltenskodex wurde den Anhängern etwa nahegelegt, dass bei den Spielen „90 Minuten Vollgas – 90 Minuten Hingabe“ zu praktizieren sei, die übliche Ultra-Unterstützung also. Zu lesen war unter anderem, dass „Fahneneinsatz in W2 erwünscht!“ sei, wen es zu sehr störe, könne „in die Nachbarblöcke ausweichen“ und auch: „Achtet auf Euren Alkoholkonsum. Kennt Eure Grenzen.“ Im siebten und letzten Grundsatz aber wurde es heikel. Da hieß es: „Keine Weiber in den ersten Reihen.“

„Diskriminierende Haltungen haben bei Rot-Weiss Essen keinen Platz“

Das rief recht bald den Vorstand des Klubs auf den Plan, der sich deutlich davon distanzierte, „ausdrücklich und unmissverständlich“. Ein „Widerspruch zu den Werten unseres Vereins“ war ausgemacht worden: „Rassistische, sexistische oder sonstige diskriminierende Haltungen haben bei Rot-Weiss Essen keinen Platz – weder auf den Rängen noch irgendwo anders im Umfeld unseres Vereins. Diese Haltung ist fest in unserer Satzung verankert und Teil unseres täglichen Selbstverständnisses. Das Stadion an der Hafenstraße ist ein Ort des Miteinanders, der Leidenschaft und des Respekts. Die Regeln für den Stadionbesuch sind in der Stadionordnung klar geregelt. Darüber hinaus besitzt niemand die Befugnis, eigene Weisungen oder Zugangsregeln aufzustellen.“

Der Verein habe den verantwortlichen Vertretern der aktiven Fanszene „die klare Haltung zu diesem Vorfall deutlich mitgeteilt“. Wie die darauf reagiert haben, blieb nach Anfrage beim Klub vorerst offen.

Fakt ist, dass es nicht der erste sexistische Auswuchs bei Rot-Weiss Essens Anhängern war, der hochkochte. Ende März hatten sie beim Auswärtsspiel in Verl Schiedsrichterin Fabienne Michel unter anderem als „Hure“ geschmäht und zum Oralverkehr aufgefordert.

Beim Diskriminieren von Frauen sind die Anhänger Rot-Weiss Essens allerdings nicht allein. Ende des Jahres 2018 hatten Fans von Dynamo Dresden beim Spiel gegen den FC St. Pauli ein Banner präsentiert, auf dem zu lesen war: „Ihr müsst heute Abend hungern, weil Eure Fotzen mit Euch im Block rumlungern“. Und quasi als Blaupause für die RWE-Ultras taugte ein Beitrag aus dem Jahr 2022, der in einem Fanmagzin von Hansa Rostock zu finden war. Dort wurden Regeln für die Südtribüne des Ostseestadions postuliert, in denen unter anderem vorgeschrieben wurde: „Keine Weiber in den ersten 3 Reihen“.

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