Neuwahlen des Präsidiums stehen beim DFB-Bundestag diesen Freitag auf dem Campus in Frankfurt an, bis auf wenige Ausnahmen ist mit Ergebnissen wie auf dem KP-Parteitag in der Großen Halle des Volkes in Peking zu rechnen. Präsident Bernd Neuendorf, Schatzmeister Stephan Grunwald und der 1. Vizepräsident Ronny Zimmermann können ohne Gegenkandidaten fest von ihrer Wiederwahl ausgehen. Ihre neue Amtszeit wird von drei auf vier Jahre bis 2029 verlängert.

Neuer Generalsekretär wird in Personalunion Holger Blask, der Geschäftsführer der DFB GmbH & Co. KG, in die 2022 alle Bereiche ausgegliedert wurden, die Geld bringen, darunter die Nationalmannschaften, die Dritte Liga und die Frauen-Bundesliga. Zwar sehen einige Landespräsidenten diese Doppelrolle aufgrund der Arbeitsbelastung skeptisch – beim DFB e.V. übernimmt Marketing-Experte Blask zusätzlich die Verantwortung für rund 700 Mitarbeiter. Doch Neuendorf hält diese Verzahnung für sinnvoll, zumal die Gewinne der KG zum Großteil an den e.V. abgeführt werden.

Brisanz birgt einzig die Besetzung einer Vizepräsidenten-Stelle, die eine Kampfkandidatur auslöst zwischen Amtsinhaberin Silke Sinning und Silke Raml. Der Hintergrund: Auf dem Bundestag 2022 drängte die 56 Jahre alte Sinning überraschend den einflussreichen Strippenzieher Rainer Koch aus dem Amt. Vorgeschlagen wurde Sinning damals vom Bayern-Verband (BFV), da ihr der eigene Landesverband Hessen (HFV) die Unterstützung verweigerte.

Dieses Mal schickt der BFV als größter Landesverband im DFB mit rund 1,5 Mio. Mitgliedern eine eigene Kandidatin ins Rennen: seine 50-jährige Vizepräsidentin Raml. Die setzte sich bereits bei einer Abstimmung des Regionalverbandes Süd, dem auch BFV und HFV angehören, klar gegen die hessische Präsidentin Sinning durch. Trotzdem nominierte der HFV (knapp 600.000 Mitglieder) Sinning im Alleingang als Gegenkandidatin.

Raml gilt als klare Favoritin

Die Hochschulprofessorin gab sich zwar in der „Frankfurter Rundschau“ kämpferisch: „Größe ist kein Freifahrtschein. Es geht nicht um Konkurrenz, sondern um die Frage, welche Kompetenzen das Präsidium insgesamt stärken.“ Als klare Favoritin gilt jedoch die frühere Bayernliga-Spielerin Raml, Inhaberin der Trainer-B-Lizenz und seit 2019 Vorsitzende des Frauen- und Mädchenausschusses im DFB.

Sinning wird vorgeworfen, dass sie als DFB-Vizepräsidenten für Bildung, Freizeit- und Breitenfußball in dreieinhalb Jahren wenig bis keine Duftmarken hinterlassen habe. Und sie leistete sich im Wahlkampf zuletzt einen strategischen Fehler. Aus den Medien erfuhren ihre Kollegen in den 20 anderen Landesverbänden, dass Sinning bereits eine zehnseitige Wahlbroschüre erstellt hatte. Diese bekamen sie allerdings erst knapp zwei Wochen später von Sinning aufs Handy geschickt. Was vielerorts nicht gut ankam.

Sinnings kleine Chance: Abgestimmt wird am Freitag geheim. Aus dem Kreis der Landespräsidenten ist zu hören, dass auch Raml nicht überall unkritisch gesehen wird wegen ihrer angeblich großen Nähe zum umstrittenen Koch, unter dem sie jahrelang beim BFV Karriere gemacht hat. Dessen Ehrenpräsident heißt mittlerweile Koch.

Kochs Maulwurf? Eher nicht

Doch der Verdacht, dass Koch über Raml heimlich Einfluss nehmen könnte beim DFB, scheint unbegründet. Der aktuelle BFV-Präsident Christoph Kern fährt eine klare Linie. Weder hat der BFV Koch für eine DFB-Ehrenmitgliedschaft vorgeschlagen, obwohl dieser dreimal DFB-Interimspräsident war. Noch wird er als BFV-Delegierter mit zum Bundestag geschickt. Kern hätte Ramls Kandidatur, verlautet aus Bayern, nicht befürwortet, wenn er nicht überzeugt wäre, dass sie nicht als Kochs Maulwurf im DFB-Präsidium fungieren werde.

Eine weitere Vizepräsidenten-Stelle soll ebenfalls an eine Frau gehen: an Heike Ullrich, bislang DFB-Generalsekretärin. Ullrich soll auf Sabine Mammitzsch folgen und für den Frauen- und Mädchenfußball verantwortlich zeichnen.

Dass die erst 2022 gewählte Mammitzsch ihren Posten nach nur einer Amtsperiode verliert, sorgt unter den Landespräsidenten teilweise für Unverständnis. Ihre Vermutung ist, dass Neuendorf Ullrich auf anderer Position parken will, damit der Platz des Generalsekretärs für Blask frei wird. Zwar wird an dieser Personalie nicht Ullrichs Inthronisierung scheitern, doch könnte sich der Unmut der Basis auf ihr Wahlergebnis – 256 Delegierte stimmen ab – auswirken.

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