Diese Vater-Sohn-Geschichte geht ans Herz. Englands Fußball-Legende Paul Scholes zieht sich von seinem Job als TV-Experte und Kommentator zurück, um sich einer für ihn viel wichtigeren Rolle zu widmen: seiner Vaterrolle. Er möchte mehr Zeit mit seinem autistischen Sohn Aiden verbringen.

Bei „Stick to Football“, dem Podcast seines früheren ManUnited-Teamkollegen Gary Neville, sprach Scholes offen und bewegend über seinen Sohn. „Meine gesamte Arbeit richtet sich jetzt nur noch nach seine Routinen. Er hat jeden Tag eine feste Struktur, und ich habe beschlossen, dass sich alles, was ich tue, um Aiden dreht“, erzählte der 50-Jährige

Seit frühester Kindheit leidet der 20 Jahre alte Aiden an einer besonders schweren Form von Autismus und kann nicht sprechen. „Wenn ich sage, er kann nicht sprechen, denke ich, dass er trotzdem viel mehr versteht, als wir glauben. Er hat Laute, aber nur Menschen, die ihm sehr nahe stehen, wissen, was er sagen will“, berichtete der ehemalige englische Nationalspieler, der unter anderem mit Manchester United einst elfmal Meister wurde und zweimal die Champions League gewann.

Aiden Scholes kann weder Uhrzeiten noch Wochentage ableiten

Scholes lebt seit 2020 getrennt von seiner Frau Claire Froggart, mit der er 27 Jahre zusammen war und noch zwei weitere Kinder hat. Beide teilen sich nun die Verantwortung für ihren Sohn. Scholes: „Wir teilen uns die Betreuung. Drei Nächte pro Woche ist er bei mir, drei bei Claire, freitags schläft er bei seiner Großmutter.“

Aiden brauche feste Strukturen, um sich wohlzufühlen, da er weder Uhrzeiten noch Wochentage ableiten kann. „Ich hole ihn jeden Dienstag von der Kita ab und wir gehen schwimmen. Er liebt Schwimmen, und auf dem Heimweg holen wir uns dann eine Pizza. Donnerstags hole ich ihn ab, wir gehen etwas essen und fahren dann nach Hause“, sagte Scholes.

Sonntags geht es zu Tesco (britische Supermarktkette, d. Red.), wo Aiden jedes Mal einen Einkaufswagen voller Schokolade bekommt. Sein Sohn wisse nicht, welcher Tag es sei, „aber er erkennt es an dem, was wir tun“, sagte Scholes.

Er ließ auch einen Blick in die Vergangenheit zu, damals spielte er noch bei Manchester United. Der ehemalige Mittelfeldspieler erinnert sich, dass er oft mit Kratz- und Bissspuren zum Training kam – Spuren von Aidens Frust, sich nicht mitteilen zu können.

Er sei „nach einem Spiel in Derby einfach nicht mehr klargekommen. Ich wollte nicht dort sein, aber ich habe es niemandem gesagt. Ich erinnere mich, dass mich der Trainer in der Woche darauf tatsächlich aus dem Kader gestrichen hat. Erst Wochen später habe ich darüber gesprochen“.

Über die Diagnose offenbart er: „Er hat Autismus, aber es ist eine wirklich schwere Form. Es gibt Kinder, die zur Schule gehen können und ein normales Leben führen – bei Aiden ist das nicht so.“ Im Dezember wird Aiden 21 Jahre alt.

Jahrelang war Scholes als TV-Experte im englischen Fernsehen gefragt, stand für den britischen TV-Sender „TNT Sports“ unter anderem als Experte für die internationalen Partien am Seitenrand. Doch irgendwann merkte er, dass die vielen Abende vor der Kamera Aidens Alltag durcheinanderbrachten.

Scholes erzählte: „Letzte Saison habe ich donnerstags die Europa League kommentiert – genau an dem Abend, an dem ich Aiden habe. Er wurde unruhig, hat gebissen und gekratzt, weil er sofort merkte, dass sein Rhythmus nicht stimmte. Ich wusste, ich muss aufhören.“

Heute arbeitet Scholes nur noch an Projekten, die zu Aidens Routine passen – etwa an seinem Podcast „The Good, The Bad & The Football“ mit Ex-Teamkollege Nicky Butt. Er weiß: Sein Sohn schenkt ihm mehr, als es die Karriere je könnte.

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke