Was waren das noch für Zeiten für die deutschen Ski-Asse: Im Winter 2010/11 verbuchte das Team um Maria Riesch 27 Podestplätze im Weltcup. In den Saisons davor und danach waren es jeweils 23 Besuche auf dem Treppchen. 1997/98 standen Katja Seizinger, Martina Ertl und Co. gar 38 Mal in einem Winter auf dem Weltcup-Podium. In den damals goldenen Zeiten waren die Alpinen die Vorzeigeabteilung im Deutschen Skiverband (DSV).

Und heute? „Prinzipiell ist Ski alpin in Deutschland schon eine Sportart, die – ich würde nicht sagen ums Überleben – aber um eine gewisse Anerkennung kämpft“, resümierte DSV-Sportvorstand Wolfgang Maier in dieser Woche.

Der frühere Erfolgstrainer sagte, dass der gesamte Deutschen Skiverband die beste Saison seiner Geschichte hinter sich habe. Aber wer hat mit lediglich sieben Podiumsplätzen nur einen kleinen Beitrag geleistet? Das alpine Ski-Team. „Das ist schon ein bisschen was, das an der Ehre kratzt.“

Maier erzählte, wie er jüngst mit Männer-Chefcoach Christian Schwaiger zusammensaß und sie sich über die Statistik gebeugt hatten. Dazu muss man wissen, dass alle sieben deutschen Top-3-Ränge von zwei Frauen eingefahren wurden: Lena Dürr und Emma Aicher. Schwaigers Männer gingen leer aus. „Jungs, das ist nicht lustig“, sagte Sportchef Maier den Reporterinnen und Reportern jüngst bei der offiziellen Team-Einkleidung für den neuen Winter.

Dies sei nicht als heftiger Vorwurf zu verstehen, stellte Maier zwar klar. Und der Saisonstart in Sölden am vorigen Wochenende mache Hoffnung – auch wenn in der derzeitigen Problemdisziplin Riesenslalom kein Top-Ten-Rang gelungen war. Auf die Nachfrage, ob der Druck gerade bei den Männern aber nun hoch sei, antwortete er deutlich: „Der ist hoch. Definitiv.“

Mehr aktive Mitarbeit von den Athleten gefordert

Dass just in dieser Saison auch noch Olympische Winterspiele anstehen, macht die Lage noch heikler. Schon bei den Weltmeisterschaften 2025 hatte erst Linus Straßer dem deutschen Team im allerletzten Rennen mit Bronze im Slalom immerhin noch einen Podestplatz beschert. Auf der noch mal größeren Olympia-Bühne wollen sich die DSV-Fahrerinnen und -Fahrer nicht blamieren.

Deshalb werden sie noch mehr in die Pflicht genommen. Ab dieser Saison wird deutlich mehr Eigenverantwortung von allen erwartet, das neue DSV-Konzept ist da klar. Hatten bislang Coaches und Betreuer für Athleten vieles organisiert, von den Trainings über die Reisen bis hin zu vermeintlich kleinen Details wie der Wecker in der Früh oder die Ernährung, so scheint diese Zeit vorbei.

Der DSV verlangt, dass sich Sportler mehr einbringen, dass sie den Trainern auch aktiv sagen, wie sie in ihrem Skifahren und generell vorankommen wollen. Weniger Frontalunterricht, mehr aktives Mitarbeiten. „Dieser Austausch ist wichtig“, sagt Abfahrerin Kira Weidle-Winkelmann. „Damit der Trainer weiß: Wie stelle ich es mir vor? Und damit ich weiß, wie er es sich vorstellt.“

Wiedererstarkte Lena Dürr als Beispiel

Teamkollegin Dürr soll bei der Philosophie als gutes Beispiel dienen. Nach einem hoffnungsvollen Beginn ihrer Karriere rutschte sie tief in ein Leistungstal und bekam im Sommer 2019 sogar vorübergehend die Verbandsbetreuung gestrichen. Sie musste damals selbst ihre Ski schleifen und Wachs auftragen. „Da habe ich mich ganz sicher weiterentwickelt“, erzählte sie im Rückblick.

Nach jener Erfahrung ging es tatsächlich bergauf, seit Herbst 2021 ist Dürr – inzwischen längst wieder mit einem Servicemann an ihrer Seite – Stammgast auf den Slalom-Podien und holte 2023 dann auch WM-Bronze. Bei den Spielen von Mailand und Cortina ist sie die Hoffnungsträgerin in einem Verband, der früher von den Seizingers und Rieschs regelrecht verwöhnt wurde.

Der letzte männliche DSV-Skirennfahrer mit olympischem Einzel-Edelmetall ist übrigens Markus Wasmeier, Doppelchampion 1994 in Lillehammer. Es liegt nun mehr denn je an den Sportlern, diese Durststrecke zu beenden.

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