Die Fußball-WM könnte für Anhänger der DfB-Elf zu Nachtschichten führen. Denn extreme Hitze zwingt die Fifa dazu, den Spielplan zu überdenken.

Die Fußball-WM wirft ihre Schatten voraus. Das Turnier selbst dürfte hingegen eine Hitzeschlacht in der prallen Sonne werden. Spielern und Stadionbesuchern drohen schweißtreibende Stunden in den USA, Kanada und Mexiko. Die Fans in Deutschland müssen sich hingegen auf lange Nächte einstellen, denn manche Partien starten wohl erst nach Mitternacht.

Die Erfahrungen der Club-WM und die hohen Temperaturen zwingen die Fifa, die Anstoßzeiten des XXL-Turniers zu überdenken. Die WM-Planung wird zum Drahtseilakt für den Weltverband: Wie kann man die Gesundheit der Profis bestmöglich schützen und gleichzeitig die Rechteinhaber und Fans vor den Bildschirmen zufriedenstellen?

Nach der Auslosung am 5. Dezember soll der finale Spielplan entstehen. "Wird jedes Spiel hinsichtlich der Anstoßzeit und der Fernsehübertragung absolut perfekt sein? Ich weiß es nicht", hatte Fifa-Vizepräsident Victor Montagliani zuletzt erklärt und so die verschiedenen Parteien schon einmal auf mögliche Enttäuschungen eingestellt.

Spielt DFB-Elf mitten in der Nacht?

Bei der ersten WM mit 48 Teams müssen insgesamt 104 Spiele im Turnierplan untergebracht werden. Bis zu sechs Spiele pro Tag werden während der Gruppenphase stattfinden. Für die europäischen Fans mitunter auch mitten in der Nacht. Müssen sich die Anhänger der DFB-Elf einen Wecker stellen?

Rudi Völler "Manchmal lasse ich den Macho raushängen"

Zumindest in der Vorrunde scheint dieses Szenario unwahrscheinlich. Die Interessen der deutschen Rechteinhaber wurden bislang immer stark berücksichtigt. Bei der WM 1994 in den USA absolvierten Rudi Völler und Co. etwa die Gruppenspiele am Nachmittag, als es hierzulande 21 oder 22 Uhr war. 2014 in Brasilien starteten die Vorrundenpartien des DFB-Teams zwischen 18 und 21 Uhr deutscher Zeit.

Wahrscheinlicher ist es, dass auf die DFB-Fans in einer möglichen K.-o.-Phase Nachtspiele zukommen. Denn wo die Teams ihre Partien ab dem Sechzehntelfinale bestreiten, hängt vom Abschneiden in der Vorrunde ab und ist damit aktuell nicht kalkulierbar.

Thomas Tuchel: "Wird viele Schulschwänzer geben"

Bundestrainer Julians Nagelsmann könnte sich jedenfalls mit späten Spielen anfreunden. "Was die Gegebenheiten vor Ort angeht, kann es sinnvoll sein, weil es einfach unfassbar warm und in vielen Regionen sehr feucht und dadurch super belastend für die Spieler ist", hatte Nagelsmann gesagt.

Auch Englands Nationaltrainer Thomas Tuchel sprach sich für spätere Anstoßzeiten aus, machte dabei aber zugleich mit einem Augenzwinkern auf die Herausforderungen für die Fans und die damit einhergehenden Folgen aufmerksam. "Ich verstehe, dass das schlecht für unsere Fans sein wird, für die Kinder, für die jungen Leute, die zur Schule gehen, sehr schlecht. Ich denke, es wird am nächsten Tag viele Schulschwänzer geben", sagte der 52-Jährige.

"Meine Zehennägel taten weh"

Die Hitzeschlacht bei der Club-WM mit Temperaturen von fast 40 Grad Celsius und einer hohen Luftfeuchtigkeit lieferte einen alarmierenden Vorgeschmack. Spieler wärmten sich teils in klimatisierten Kabinen auf. Außerdem wollte man den Extrembedingungen mit Trinkpausen und nassen Handtüchern entgegnen.

"Meine Zehennägel taten weh, ich konnte nicht bremsen und nicht laufen", hatte Atlético-Profi Marcos Llorente nach einem Spiel gegen Paris Saint-Germain, das um 12 Uhr in Kalifornien stattfand, gesagt. Der Spanier sah "eine Gefahr für die Spielqualität und das Wohlergehen der Spieler".

PSG-Trainer Luis Enrique befand, dass Spiele eindeutig von der Temperatur beeinflusst worden seien. "Der Zeitpunkt ist für das europäische Publikum ideal, aber die Mannschaften leiden darunter. Es ist unmöglich, in dieser Hitze 90 Minuten lang auf sehr hohem Niveau zu spielen", sagte Enrique.

Spielergewerkschaft: An 6 der 16 Spielorte "extremes Risiko"

Erträgliche Bedingungen sind vor allem an den Spielorten in Kanada und in den nördlicheren Regionen der USA zu erwarten. Die meisten Spielorte liegen jedoch weiter südlich, in einer Klimazone mit feucht-heißem, subtropischem oder sogar tropischem Klima. Und nicht alle WM-Stadien sind so ausgestattet wie das überdachte und innen klimatisierte Stadion in Atlanta.

Die Spielergewerkschaft Fifpro schlägt daher in einem Bericht Alarm. An 6 der 16 WM-Spielorte besteht demnach ein "extremes Risiko" für hitzebedingte gesundheitliche Folgen. Fußballer und Fans seien gefährdet. Schon im Sommer hatte Fifpro gefordert, die Anzahl der Trinkpausen bei der WM zu verdoppeln und die Halbzeitpausen auf 20 Minuten zu verlängern.

Fifa-Boss Gianni Infantino kündigte an, bei frühen Spielen verstärkt Stadien mit Dächern zu nutzen. Neben Atlanta sind auch die Stadien in Vancouver, Dallas und Los Angeles mit Dächern ausgestattet. Andere Arenen bieten zumindest überdachte Tribünen, die für teilweise schattige Zonen sorgen.

DPA tis / Jordan Raza

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