Der FC Liverpool erlebt mal wieder ein wildes Champions-League-Spiel mit einem späten Sieg. Mittendrin: Florian Wirtz, der eines seiner besten Spiele für die Reds zeigt. Doch wieder gelingen dem DFB-Star weder Tor noch Vorlage - und dennoch gibt es ein Sonderlob.

Die Schlagzeilen gehörten zunächst anderen. Beim wilden 3:2 (2:1)-Sieg des FC Liverpool über Atlético Madrid feierte Florian Wirtz sein Debüt für die Reds in der Champions League, aber erst war es Mohamed Salah, der den englischen Meister mit einem abgefälschten Freistoß und einem präzisen Linksschuss innerhalb der ersten sechs Minuten mit zwei Toren in Führung brachte.

Danach zog Madrids Marcos Llorente alle Augen auf sich, als er spät, in der 81. Minute, mit seinem zweiten Treffer den zwischenzeitlichen Ausgleich gegen seinen persönlichen Lieblingsgegner herstellte. Der Außenverteidiger erzielte an der Anfield Road nun bereits seinen zweiten Doppelpack - in seinen weiteren 43 Champions-League-Spielen kamen "nur" drei zusätzliche Treffer hinzu.

Und ganz am Schluss mutierte erst Virgil van Dijk mit seinem Kopfball zum Endstand in der 92. Minute zum späten Matchwinner für die hinten erneut viel zu anfälligen Liverpooler - und Atlético-Trainer Diego Simeone mal wieder zum Mittelpunkt einer Pöbelei. Der Argentinier, bekannt für seine heißblütigen Aktionen, schubste gleich mehrere Ordner, gestikulierte erzürnt und schimpfte in Richtung der gehässig jubelnden Liverpooler Fans. Anschließend entschuldigte sich Simeone - und forderte mehr Schutz für Trainer an der Seitenlinie.

Wirtz immerhin "ein paar Mal kurz davor"

Doch dann, von seinem Coach Arne Slot und zusätzlich in den englischen Medien, bekam auch Wirtz seine Lorbeeren. Der deutsche Nationalspieler, immerhin zum Zeitpunkt seines Wechsels von Bayer Leverkusen der teuerste Einkauf in der Geschichte der Premier League (kurz danach wurde er übertrumpft vom ebenfalls zu den Reds transferierten Alexander Isak), war zuletzt durchaus kritisch angegangen worden von der nicht zimperlichen Presse auf der Insel.

Auch gegen Atlético gelangen Wirtz weder Tor noch Vorlage. Und dennoch brachte der 22-Jährige eines seiner besten Spiele bisher auf den Anfield-Rasen. Deshalb gab es anschließend ein Sonderlob von Slot: "Er war ein paar Mal kurz davor, ein Tor zu erzielen. Und er war ein paar Mal kurz davor, ein Tor vorzubereiten. Ich glaube, dass er heute für uns die meisten Chancen kreiert hat." Wirtz werde "fitter und fitter und passt sich immer besser an uns an", lobte der Niederländer. Es sei normal, dass er etwas Zeit zur Eingewöhnung benötige: "Wir alle wissen, wie viel Qualität er hat, aber manchmal vergessen die Leute, dass er erst 22 Jahre alt ist und zum ersten Mal ins Ausland geht."

Bei seiner Auswechslung in der 74. Minute erhielt Wirtz stehende Ovationen an der Anfield Road. Fünf Torchancen hatte er bis dahin kreiert - mehr als jeder andere Spieler auf dem Feld. Teilweise tanzte der DFB-Star durch die Reihen der Spanier, schickte seine Mitspieler immer wieder mit präzisen pässen. Blöd nur, dass Jeremie Frimpong (43.) bei einer geistesgegenwärtigen Ablage über den Ball trat und Salah (65.) nach einem Querpass nur den Pfosten traf.

"Ball auf dem Silbertablett serviert"

Das Portal "goal.com" sah diesbezüglich "einen weiteren Schritt in die richtige Richtung" und schrieb, Wirtz habe "mehr Chancen als jeder andere Spieler mit seinen Dribblings, seinen schnellen Ballberührungen und cleveren Bewegungen kreiert. Er hatte Pech, dass er nicht mindestens einen Assist sammelte, als er Frimpong und Salah den Ball auf dem Silbertablett servierte".

Auch das Zusammenspiel mit dem neuen Rekordmann Isak hoben die Medien positiv hervor. Die Zeitung "Liverpool Echo" sah bei Wirtz "mehr Anzeichen der Verbesserung" und schrieb von einem "direkten Verständnis" mit Isak. "Er war an sehr vielen guten Liverpool-Szenen beteiligt", lobte das Blatt, das Wirtz mit acht von zehn Punkten neben Ryan Gravenberch zum besten Spieler des Spiels kürte.

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