Endlich sprechen sie in Dortmund beim verpönten "M-Wort" nicht mehr über die (fehlende) Mentalität, sondern über die Meisterschaft. Maximilian Beier preschte am Wochenende damit forsch voran - und musste dann von seinem Trainer Niko Kovac lächelnd wieder eingefangen werden.

"Wir haben uns darauf verständigt, das M-Wort nicht zu benutzen. Aber wir wollen die Tabellenführung mit in die Sommerpause nehmen." BVB-Stadionsprecher Norbert Dickel fand im Frühjahr 2011 mal wieder verschmitzt und mit dem stimmigen Gefühl für die Situation die richtigen Worte zur damaligen Lage der Borussia. Dortmund hatte am 10. Spieltag die Tabellenführung durch einen 2:0-Auswärtssieg beim vorigen Spitzenreiter aus Mainz übernommen - und gab diese Position schließlich bis zum Schluss nicht mehr ab. Zwar kämpfte sich der Rekordmeister aus München (7. Platz mit 10 Punkten Rückstand auf die Borussia nach dem 10. Spieltag) noch einmal etwas an den BVB heran, doch schlussendlich sollte die Borussia überzeugend den Meistertitel gewinnen.

Das verpönte "M-Wort" ist seitdem legendär in Dortmund, denn auch wenn Norbert Dickel spitzfindig versucht hatte, die Frage nach einer möglichen Meisterschaft zu umgehen - richtig gut angekommen sind seine Worte damals intern nicht. Verständlicherweise bei einem Trainer wie Jürgen Klopp, der wie so viele Fußballer einen gesunden Aberglauben mit sich herumträgt und genau in dieser ersten Meistersaison 2010/11 mit dem BVB einen SWR-Reporter sogar als "Seuchenvogel" bezeichnete, weil der BVB noch spät einen Ausgleich auf dem Lauterer Betzenberg kassiert hatte.

Klopp ging damals jeder noch so gut gemeinten Frage nach dem möglichen Gewinn der Meisterschaft wortreich aus dem Weg ("Vermutlich gehört meine Mannschaft zu den Titelkandidaten. Denn ich kann ja auch die Tabelle lesen") und versuchte sich lieber an das zu halten, was er direkt auf dem Platz beeinflussen konnte: "Wir rechnen nicht, wir arbeiten lieber."

Kovac weiß nicht, ob Beier "irgendwas getrunken hat"

Knapp fünfzehn Jahre und viele dramatische Momente - man erinnere sich nur an die zuletzt so tragisch verspielte Meisterschaft am letzten Spieltag der Saison 2022/23 - später tritt ein junger Spieler des BVB nach dem dritten Spieltag als Tabellenzweiter vor die Presse und sagt forsch und frei: "Unser Ziel ist, Meister zu werden und oben mitzuspielen."

Eine Aussage, die man heutzutage, und dann auch noch zu solch einem frühen Zeitpunkt in der Saison, eher selten hört und die deshalb natürlich umso energischer von Maximilian Beiers Trainer, dem BVB-Coach Niko Kovac, eingefangen werden musste: "Ich weiß nicht, ob er irgendwas getrunken hat in der Halbzeitpause, was ihm nicht ganz bekommt."

Da sich der 22 Jahre junge Nationalspieler laut seines Trainers wohl etwas aufs "Glatteis" habe führen lassen, meinte Kovac anschließend mit einem verschmitzten Lächeln noch: "Das werde ich ihm schon austreiben". Und obwohl der BVB-Coach danach mit den üblichen und gewohnten Worthülsen ("Wir müssen zusehen, dass wir so schnell wie möglich in die Champions League kommen") weitermachte, merkte man Kovac dennoch an, dass ihm die Worte seines jungen Spielers im Inneren wohl doch ganz gut gefallen hatten.

Es scheint, die Ziele stimmen wieder

Denn genau dieser gesunde Ehrgeiz kann in einer langen Saison Berge versetzen - und war in den letzten Jahren in Dortmund, jedenfalls nach außen transportiert, in überzeugender Form eher selten zu sehen und zu hören. Vielmehr wurde immer wieder über das andere M-Wort, die berühmte, fehlende "Mentalität" gesprochen.

Es scheint also, dass sie aktuell beim BVB wenigstens von der Einstellung, dem Anspruchsdenken und den Zielen her auf einem guten Weg sind. Wenn die Mannschaft jetzt auch noch "den Flow" (Maximilian Beier) und das gute Gefühl mit in den Auftakt zur Champions League bei Juventus Turin mitnehmen kann, dann sollte die Saison 2025/26 möglicherweise doch noch ein echtes Meisterschaftsrennen bekommen.

Norbert Dickel würde das legendäre "M-Wort" sicherlich gerne noch einmal in den Mund nehmen. Schließlich würde sich dann in Dortmund auch endlich ein Kreis schließen, der seit dem Abgang des letzten BVB-Meistertrainers, Jürgen Klopp ("Wenn du das Glück an dem Tag eingesammelt und es in die Welt rausgeschossen hättest, dann hätte noch ganz China gegrinst", über den Titel 2011), bis heute irgendwie unvollendet scheint.

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