Erst die sportliche Enttäuschung zum Bundesliga-Saisonauftakt, dann der Ärger mit der Bellingham-Familie im Kabinengang. Bei Borussia Dortmund ist die Unruhe groß. Sport-Geschäftsführer Lars Ricken versucht, die Emotionen einzufangen.
Die wortreiche Offensive der Bellingham-Familie nach einem schwachen Spiel ließ sich Sebastian Kehl nicht bieten. "Das wird es nicht noch einmal geben", sagte der Sportdirektor von Borussia Dortmund der "Bild"-Zeitung, "darüber haben wir alle Beteiligten klar informiert". Der Kabinenbereich bleibe "Spielern, Trainern und Verantwortlichen vorbehalten, nicht Familien und Beratern". Punkt.
Punkt? Ja, vielleicht. Und doch: Dass der Vater von Jobe Bellingham, eines 19-Jährigen also, sich in Begleitung seiner Frau nach dem ersten Saisonspiel in den Kabinengang begibt, um dem Sportdirektor ins Gewissen zu reden und sich über die frühe Auswechslung seines Sohnes (46. Minute) zu echauffieren, ist ein Ausweis von Unruhe. Der Vorgang nach dem enttäuschenden 3:3 beim FC St. Pauli (Highlights bei RTL+) wurde auch von Lars Ricken nicht dementiert.
Alles "kein Drama", versicherte der Sport-Geschäftsführer jedoch im Talk Sky90. Es sei ja "kein Krach" gewesen, nur ein "emotionaleres Gespräch" mit Kehl. Denise und Mark Bellingham seien zum Bundesliga-Debüt ihres Sohnes eigens aus England eingeflogen, sie wollten ihn dann auch treffen. Die vereinseigene Security hatte sie durchgewunken. Angesichts des hervorragenden "Vertrauensverhältnisses" mit der Familie, wie Ricken betont: kein Ding! Schließlich hat schon der große Bruder Jude erfolgreich für die Borussia gespielt.
"Wir sind alle enttäuscht"
Ob es im "emotionaleren Gespräch" denn tatsächlich auch um Taktisches und den müden Auftritt des BVB ging, der nach einer Roten Karte einen Zwei-Tore-Vorsprung verspielt hatte? So wurde es kolportiert. "Ich war selbst nicht dabei", sagte Ricken. Kehl ließ es offen. Sein Chef aber versprach, es werde künftig darauf geachtet, "dass wir gar nicht mehr in die Bredouille kommen, solche Nachrichten zu kommentieren".
Der Arbeit von Trainer Niko Kovac wäre das zuträglich. Sportlich jedenfalls können die Dortmunder derlei Theater, das möglicherweise auf die Mannschaft abstrahlt, absolut nicht gebrauchen: "Wir sind alle enttäuscht", räumte Kehl ein, der BVB machte eben am Millerntor wieder altbekannte BVB-Dinge.
Ungeliebte Paraderolle als "deutscher Aufhol-Meister"
Zudem ist die ohnehin enorm dezimierte Abwehrbesetzung durch den Platzverweis der Notlösung Filippo Mane noch dünner geworden. In der Defensive fehlen innen der ohnehin unverzichtbare Nico Schlotterbeck, Kapitän Emre Can, Niklas Süle - und jetzt auch Mane. Immerhin werden die Transfers von Carney Chukwuemeka (Mittelfeld/fest) und Aaron Anselmino (Innenverteidigung/Leihe) vom FC Chelsea bald perfekt sein.
Gegen Union Berlin herrscht am Sonntag Siegpflicht, und auch die weiteren Aufgaben Heidenheim, Wolfsburg und Mainz liegen nach der Länderspielpause in der Kategorie "lösbar". Der BVB sollte sich hier ein Polster anfressen, sonst müsste er sich womöglich schon wieder in seiner ungeliebten Paraderolle als "deutscher Aufhol-Meister" betätigen: Sechsmal in Serie haben die Dortmunder in der Bundesliga eine schlechtere Hin- als Rückrunde gespielt.
Der Unterschied liegt bei insgesamt 35 Punkten, also rund sechs im Schnitt. 2022/23 wäre der BVB mit einer Verdopplung seiner Rückrundenpunkte sogar auch wirklich Meister geworden.
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