Deutschland ist erstmals Handball-Weltmeister bei den U19-Junioren: In einem hochdramatischen Endspiel besiegt das DHB-Team Spanien im Siebenmeterwerfen. Mehrfach hatten die deutschen Talente während des Thrillers schon wie die sicheren Verlierer ausgesehen.

Die deutschen Handball-Talente erkämpfen sich den ganz großen WM-Coup: In einem hoch dramatischen Finale krönt sich das DHB-Team zum neuen U19-Weltmeister. Gegen Titelverteidiger Spanien liegt die deutsche Mannschaft lange deutlich im Rückstand, kämpft sich aber zurück und darf nach doppelter Verlängerung und Siebenmeterwerfen jubeln. 41:40 besiegt Deutschland Spanien (36:36, 27:27, 16:14). Dabei sahen die DHB-Junioren mehrfach aus wie der sichere Verlierer. Am Ende stand Bundestrainer Erik Wudtke weinend auf der Platte und umarmte seine Spieler.

"Wirklich überragend. Dabei waren sie Ende der zweiten Verlängerung bei minus drei so gut wie weg", jubelte auch Männer-Bundestrainer Alfred Gislason. "Diese Mannschaft hat einfach einen super Charakter. Das freut mich sehr für Erik und das gesamte Team. Ein phänomenaler Titel für eine Mannschaft, von der wir uns sehr viel versprochen haben." Bester deutscher Werfer war Linksaußen Jan Grüner von den Füchsen Berlin mit neun Treffern. "Das ist ein fantastischer Triumph für den deutschen Handball, der zeigt, was mit einer starken Gemeinschaft möglich ist", sagte DHB-Sportvorstand Ingo Meckes: "Die Mannschaft hat sich in den letzten Wochen extrem entwickelt und belohnt sich völlig verdient mit Gold."

Lange sah es allerdings so aus, als würde dieses Finale eine einseitige Angelegenheit für die favorisierten Spanier werden: Schnell geriet die deutsche Mannschaft nach vielen technischen Fehlern deutlich in Rückstand, nach knapp 20 Minuten lag sie 7:12 zurück. Bis zur Pause hatte sich das DHB-Team schon bis auf 14:16 herangekämpft, ab zehn Minuten vor dem Ende wechselte die Führung dann ständig hin und her.

Großes Comeback bringt Siebenmeterwerfen

I In den letzten Sekunden der regulären Spielzeit hatten beide Teams noch Chancen auf den Sieg, doch erst scheiterte Deutschlands Linksaußen Jan Grüner aus spitzem Winkel, dann stoppte die deutsche Verteidigung per Hechtsprung den letzten spanischen Angriffsversuch. So ging es in die Verlängerung, in der Deutschland erstmals überhaupt im gesamten Spiel mit zwei Toren in Führung ging. Der Vorsprung hatte jedoch nur wenige Momente Bestand, Spanien kam schnell wieder zum Ausgleich.

Die DHB-Junioren legten noch zweimal vor, Spanien zog nach. Bundestrainer Erik Wudtke ging volles Risiko, nahm - wie schon zuvor in weiten Teilen des Spiels - den Torwart Finn Knaack vom Feld und schickte seine Spieler im 7 gegen 6 in die letzten Sekunden. Doch nach einer umstrittenen Stürmerfoulentscheidung hatte Spanien den letzten Angriff, brachte aber keinen Abschluss mehr zustande. So ging das Spiel, das längst zur Nervenschlacht geworden war, in die zweite Verlängerung.

Torhüter entscheiden Shootout

Und hier kippte das Duell zunächst zugunsten des Titelverteidigers - der schon wie der sichere Sieger dieses verrückten Spiels aussah: Deutschland leistete sich einen bitteren Fehlpass, Spanien hatte Glück, als ein Verzweiflungsabschluss vom Pfosten ans Bein von Knaack und von dort zum 32:30 ins Tor prallte. 90 Sekunden vor dem Ende der zweiten Verlängerung lag die deutsche Mannschaft sogar mit drei Toren zurück, doch das Ende war das noch nicht: Das DHB-Team kämpfte sich zurück, weil Knaack hielt und vorne zur richtigen Zeit die Chancen wieder konsequent verwertet wurden. Nachdem Spaniens Toptorschütze Marcos Fis eine Zwei-Minuten-Strafe kassiert hatte, warf Rasmus Ankermann Deutschland nach 79:57 Minuten dieses ewigen Finals in Überzahl ins Siebenmeter-Werfen.

Im Siebenmeterwerfen hatte dann Jan Grüner schon die Chance, Deutschland zum Weltmeister zu machen. Doch der Linksaußen, der zuvor in der Schlussphase und der Verlängerung wichtige Siebenmeter nervenstark versenkt hatte, scheiterte mit seinem Versuch. Knaack, der zum besten Torwart des Turniers gekürt wurde, hatte zuvor zwei spanische Versuche vereitelt. So ging auch das Siebenmeterwerfen in die Verlängerung. Grüner behielt bei seinem zweiten Siebenmeter die Nerven, Sekunden später entschied eine Parade des zum letzten Wurf des Shootouts extra eingewechselten Anel Durmic das dramatische Finale. Und während seine Spieler feierten, weinte der Bundestrainer. Vor Stolz und Freude.

Deutschland stand nach 2019 zum zweiten Mal mit einer männlichen U19-Nationalmannschaft in einem WM-Endspiel. Damals verlor die Auswahl um die heutigen A-Nationalspieler Nils Lichtlein und Julian Köster gegen Ägypten und holte Silber. Für den Verband ist es nach dem Europameistertitel der U19-Juniorinnen der zweite große Nachwuchs-Triumph in diesem Sommer.

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