Die Siegerinnen jubeln, die Verliererinnen müssen aus der Schweiz abreisen. Das Halbfinale ist für zwei von vier verbliebenen Teams das letzte Spiel der Fußball-EM. Platz drei wird nicht ausgespielt. Für das DFB-Team gibt es eh nur ein Ziel: noch zwei Siege.
Erst Tränen und Frust, danach aber doch noch die versöhnliche Freude: So ein Spiel um Platz drei lässt immerhin einen der beiden Verlierer der Halbfinals noch strahlen und mit einem guten Gefühl vom Turnier abreisen. Damit hat das DFB-Team erst kürzlich gute Erfahrungen gemacht. Bei den Olympischen Spielen im vergangenen Jahr holte Deutschland die Bronzemedaille.
Aber bei der Fußball-Europameisterschaft in der Schweiz wird es kein Happy End für einen der Verlierer geben. Denn das Spiel um Platz drei gibt es gar nicht. Bedeutet: Zwei der vier Teams - Deutschland oder Spanien sowie England oder Italien - müssen abreisen. Nur wer sein Halbfinale (heute und morgen, jeweils 21 Uhr, ARD/DAZN und im ntv.de-Liveticker) gewinnt, darf noch ein weiteres Spiel absolvieren. Das große Finale am Sonntag (18 Uhr/ARD, DAZN und im ntv.de-Liveticker). Die DFB-Frauen wollen natürlich dabei sein. "Wir wissen, was wir können. Unser Anspruch ist nach wie vor, dass wir uns den Titel holen", sagt Sophia Kleinherne.
Klar, bei den Olympischen Spielen wird natürlich entschieden, wer die Bronzemedaille gewinnt. Und es bekommt auch nur ein Team die Medaille, nicht etwa wie beim Judo, wo es aufgrund der Regeln immer zwei Bronzemedaillen-Gewinner gibt. Zuvor hatten die DFB-Frauen bereits dreimal in Folge die Bronzemedaille bei Olympischen Spielen gewonnen, 2000, 2004 und 2008.
"Nicht attraktiv"
Auch der Weltverband FIFA trägt ein Spiel um Platz drei aus. Bei der Weltmeisterschaft 2023 holte sich Schweden diesen dritten Platz, besiegte die Gastgeberinnen aus Australien mit 2:0. Im Halbfinale waren die Schwedinnen den späteren Weltmeisterinnen aus Spanien unterlegen. Für die Deutschen brachte das Spiel um Platz drei zweimal allerdings nur weiteren Frust: 2015 verlor das Team von Bundestrainerin Silvia Neid gegen England, 1991 gegen Schweden. Die DFB-Männer kennen den kleinen Erfolg des dritten Platzes bei einer WM dagegen, sie setzten sich 2010 bei der WM in Südafrika gegen Uruguay durch, nachdem sie im Halbfinale gegen die späteren Weltmeister aus Spanien verloren hatten.
Doch für die UEFA gibt es nach den Halbfinals nur noch das Finale. Warum eigentlich? "Das Spiel galt nicht als attraktiv und ist seitdem nicht mehr Teil der Euro", hatte die UEFA zur Heim-EM der Männer im vergangenen Jahr auf eine Anfrage der dpa mitgeteilt. Es gebe auch keine Pläne, ein solches Match in den nächsten Europameisterschaften in Großbritannien und Irland 2028 sowie Italien und die Türkei 2032, wieder einzuführen. Bei den Frauen ist sogar noch offen, wo die kommende EM stattfinden wird. Die Vergabe erfolgt im Dezember - Deutschland ist einer der Bewerber.
Doch es gab das kleine Finale in der Historie. Bei den Männern fand es das letzte Mal im Jahr 1980 statt, seit 1984 wird es nicht mehr ausgespielt. Im selben Jahr fand für die Frauen überhaupt erst die erste EM statt. Der Wettbewerb sah noch ganz anders aus als heute, hatte kein Gastgeberland, die Duelle fanden in Hin- und Rückspiel im jeweiligen Land statt. Da es erst ab dem Halbfinale ausgespielt wurde, durften sich nur vier Teams qualifizieren. Am Ende entschied Schweden die Finalspiele im Elfmeterschießen mit 4:3 für sich - und ist der erste Europameister in der Geschichte des Fußballs der Frauen. Damals übrigens mit dabei: Pia Sundhage, die 65-Jährige betreute bei dieser EM in der Schweiz die Gastgeberinnen als Trainerin.
Ein Spiel um Platz drei wurde zwischen den beiden weiteren Teilnehmern Dänemark und Italien damals nicht ausgespielt. Das änderte sich aber schon 1987 bei der zweiten EM. Damals setzte sich Italien gegen England durch und sicherte sich so Platz drei hinter den Europameisterinnen aus Norwegen und den Vize-Europameisterinnen aus Schweden. Auch 1989 und 1991 war Italien jeweils im Spiel um Platz drei dabei - beide Male hatte das Team im Halbfinale gegen das Team der Bundesrepublik Deutschland verloren. Und beide Male verloren Italien auch das kleine Finale, erst gegen Schweden, dann gegen Dänemark.
DFB-Team beim letzten Platz-drei-Spiel dabei
1993 war dann für Italien die Zeit zur Revanche gekommen: Im Halbfinale gab es den Sieg gegen das DFB-Team. Und das führte zugleich dazu, dass Deutschland auch beim letzten Spiel um Platz drei in der Geschichte der EM dabei war. Deutschland verlor es 1:3 gegen Dänemark. Damals mit dabei: Die spätere Bundestrainerin Silvia Neid als Kapitänin und die heutige Co-Trainerin von Bundestrainer Christian Wück, Maren Meinert. Sie erzielte den einzigen deutschen Treffer, den zwischenzeitigen Ausgleich zum 1:1.
Wenn auch nicht mehr bei der EM, die UEFA trägt bei einem anderen Turnier auch selbst ein Spiel um Platz drei aus: in der Nations League. Die Männer des DFB verpassten ihn in diesem Sommer beim Final Four in der Heimat. Erst unterlagen sie Portugal, in eben jenem Spiel um Platz drei dann Frankeich. Die Frauen dagegen konnten sich bei der ersten Nations-League-Ausgabe im vergangenen Jahr nach dem Dämpfer im Halbfinale über den kleinen Erfolg freuen. Das Team war zwar Frankreich unterlegen, konnte sich aber gegen die Niederlande durchsetzen. Auch in diesem Jahr erreichten sie erneut das Final Four. Ziel ist natürlich das Finale, die Ausfahrt ins kleine Finale aber verspricht eine zweite Chance auf zumindest einen versöhnlichen Abschluss.
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