Titelfavorit Manchester City scheitert bei der Klub-WM sensationell am saudischen Vertreter Al-Hilal. Die Pleite von Guardiola und seinem Starensemble hat auch eine politische Dimension. Nach einer großen Offensive am Transfermarkt herrscht Ernüchterung.

Pep Guardiola verpasste seinem Kollegen Simone Inzaghi noch eine nett gemeinte "Watschn" und verschwand. Während der Starcoach nach seiner krachend gescheiterten Titelmission bei der Klub-WM gedemütigt davon schlich, feierte der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman sein sensationelles Fußball-Märchen aus 1001 Nacht - ausgerechnet in Orlando, der Stadt der sagenhaften Disney-World.

Mit dem 4:3 (2:2, 0:1) nach Verlängerung gegen Mitfavorit Manchester City bescherte der krasse Außenseiter Al-Hilal dem Turnier seine erste riesige Überraschung - und versetzte nicht nur das Mutterland des Fußballs in einen Schockzustand. "Es ist schade", sagte Guardiola sichtlich getroffen, er habe in seiner eigens für die Klub-WM millionenschwer aufgefrischten Mannschaft einen ganz besonderen "Vibe" gespürt und hätte noch "gerne weitergemacht. Diese Chance gibt es nur alle vier Jahre einmal."

"Spieler stolpern über ihre Schnürsenkel"

Doch nach dem zweiten Treffer von Marcos Leonardo (113.), der den Ball trotz eines Krampfes zum Endstand über die Linie gedrückt hatte, "fahren wir nach Hause", musste Guardiola einräumen. Jetzt, ergänzte der Katalane, "ist es Zeit, sich auszuruhen und die Gedanken für die neue Saison zu ordnen". Die heimische Presse war derweil entsetzt. "Das haben wir nicht kommen sehen", schrieb die BBC, die "Sun" zeigte einen sich ratlos an der Glatze kratzenden Guardiola mit der Zeile: "Man down". Der "Mirror" schrieb von einer "Erniedrigung", die "Daily Mail" titelte mit dem "Saudi-Schock" und ätzte: "City stand vor einer offenen Tür, doch anstatt hindurchzugehen, stolperten die Spieler über ihre Schnürsenkel und landeten mit dem Gesicht auf dem Boden."

Die Niederlage weist weit über den Rasen hinaus. Klubbesitzer Mansour Bin Zayid Al Nahyan begreift City als Werkzeug zur Mehrung des Ruhmes der Herrscherfamilie von Abu Dhabi - auch und gerade im Ringen mit den rivalisierenden Golfstaaten Katar und Saudi-Arabien. City-Boss Khaldoon Al-Mubarak hatte den Titel als Ziel ausgegeben und 130 Millionen Euro für drei Neuzugänge in der Mini-Transferperiode locker gemacht - zusätzlich zu der Viertelmilliarde, die schon im Januar für fünf Profis und den Umbruch investiert worden war.

"Mount Everest ohne Sauerstoff" erklommen

Doch nach einer ohnehin ernüchternden, weil titellosen Saison ist auch dieser sportliche und geopolitische Angriff vorerst gescheitert. Katar hatte die WM 2022 und besitzt über Multifunktionär Nasser Al-Khelaifi Paris Saint-Germain, das als Champions-League-Sieger wie 2023 noch City auf Europas Thron sitzt. Die Saudis haben die WM 2034, die Klub-WM finanziert und besitzen über ihren Staatsfonds Al-Hilal, das sie in den vergangenen beiden Jahren mit einer halbe Milliarde für Transfers aufpäppelten.

City schien trotzdem noch eine Nummer zu groß. "Wir wussten, dass wir den Mount Everest ohne Sauerstoff besteigen mussten", sagte Inzaghi, der für ein Grundgehalt von 26 Millionen im Jahr von Champions-League-Finalist Inter Mailand abgeworben wurde, "und wir haben es großartig gemacht." Dank des herausragenden marokkanischen WM-Helden Bono im Tor, der unter anderem İlkay Gündoğan verzweifeln ließ, und klinisch-kalten Kontern. "Sie haben uns in den Umschaltsituationen bestraft", klagte Guardiola. Im Viertelfinale fordert Al-Hilal nun Fluminense, die Inter ausschalteten (2:0) - wieder in Orlando, dem Ort für milliardenschwere Märchen.

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