Die Windenergie soll neben Solar oder Wasserkraft einen gewichtigen Beitrag zur Energiewende leisten, also für eine Zukunft ohne fossile Energiequellen. Heute stammt weniger als ein Prozent des Schweizer Stroms aus Windanlagen. Bis 2030 hat der Bund das Ziel von vier Prozent Windstrom festgelegt.

Doch der Ausbau der Windkraft harzt. Windturbinen sind in der Schweiz sehr umstritten. Anwohnerinnen, Gemeinden und Naturschützer wehren sich oft gegen solche Projekte. Elias Vogt vom Verein für Naturschutz und Demokratie warnt vor Windkraftanlagen, die bis 280 Meter hoch sein könnten. «Das wären die grössten Anlagen in der Schweiz. Das ist unvorstellbar riesig für unser Land, und deshalb weckt das natürlich auch viele Emotionen», sagt er.

Legende: Elias Vogt und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter haben am Freitag zwei Initiativen eingereicht. KEYSTONE/Anthony Anex

Mit zwei Volksinitiativen will der Verein erreichen, dass nicht nur alle Standortgemeinden, sondern auch die Nachbargemeinden über ein geplantes Windparkprojekt abstimmen können. Die andere Initiative will Rodungen für Turbinen in Wäldern verbieten.

Erfahrung aus der Wasserkraft

An der Universität St. Gallen erforscht Rolf Wüstenhagen seit Jahren, wie die finanzielle Beteiligung der lokalen Bevölkerung an Windanlagen die Akzeptanz von Windparks erhöht. Die Erfahrung mit der Wasserkraft zeige, dass ein System wie der Wasserzins positiv auf die Akzeptanz wirken könne. Dabei erhalten Gemeinden von den Betreibern für die Nutzung eines Gewässers eine Entschädigung.

Legende: Ein Windpark im deutschen Mecklenburg-Vorpommern: Im Nachbarland hat man bereits Erfahrung gemacht mit der Beteiligung der Öffentlichkeit an solchen Projekten. KEYSTONE/DPA/Jens Büttner

Professor Wüstenhagen experimentiert seit kurzem in der Ostschweiz auch damit, ob die Ausgabe von Windaktien die Anwohnerinnen und Anwohner interessieren würde. Als Aktionäre wären sie an Risiko und Ertrag der Windanlagen beteiligt. Das Bundesamt für Energie fördert das Forschungsprojekt.

In der Schweiz stehen diese Experimente noch am Anfang. In einigen Nachbarländern, etwa in Deutschland, sieht der HSG-Forscher positive Signale für mehr Akzeptanz. Aber: «Man kann nicht generell sagen, dass das hilft. Aber man sieht viele Beispiele, wo das funktioniert», sagt Wüstenhagen.

Weder ein Windzins noch eine Windaktie ist ein Allerheilmittel.
Autor: Rolf Wüstenhagen Professor für Management erneuerbarer Energien

Im Norden Deutschlands hätten sich Anwohnerinnen und Anwohner überzeugen lassen, dass ihnen ein Windstromprojekt nicht einfach von einem wenig bekannten Stromkonzern aufgezwungen wird, sondern dass sie mit einer finanziellen Beteiligung eingebunden sind und sie selbst auch etwas von der Windanlage haben. Wüstenhagen sagt: «Weder ein Windzins noch eine Windaktie ist ein Allerheilmittel. Es ist eines von mehreren Elementen, wie man die Akzeptanz fördern kann.»

Ein weiterer Grund für eine höhere Akzeptanz sieht Rolf Wüstenhagen in Gebieten, wo bereits eine Windturbine steht, weil sich die Anwohner dort an eine bestehende Anlage gewöhnen und sich ihre Befürchtungen so relativieren.

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