Bis heute ist das deutsche Bahnnetz über weite Strecken nicht elektrifiziert. Deshalb werden viele Züge nicht nur mit Strom, sondern auch mit Diesel angetrieben. Allerdings sind Dieselmotoren aufgrund der Energiewende nicht mehr zeitgemäss.
Da seien Batterien die ideale Lösung, meint Gil Fischer, bei ABB Schweiz zuständig für die Antriebstechnik: «Anstatt neue Fahrleitungen mit kilometerlangen Kupferkabeln zu bauen, können wir die Züge mit Batterien ausrüsten.» Und das hat ABB auch schon getan: In Schleswig-Holstein etwa hat die Firma 55 Züge mit Batterien ausgestattet.
Batterie statt Dieselmotor ist die Devise bei ABB. Der schweizerisch-schwedische Technologiekonzern fokussiert allerdings nicht auf Batterien für die Autoindustrie, sondern auf die Elektrifizierung von Fahrzeugen mit besonderen Anforderungen: Bergbaumaschinen in Minen, Busse im Stadtverkehr, Fähren oder Bergbahnen.
Die weltweite Nachfrage nach Batterien für solche Fahrzeuge ist inzwischen so gross, dass ABB begonnen hat, die Produktion in der Stadt Baden auszubauen. Die Serienproduktion läuft bereits und wird laufend gesteigert, wie ein Besuch in der Produktionshalle zeigt.
Vollautomatische Produktion in Baden
Die Roboter sind hinter Gittern, wie die Raubtiere im Zoo. So kommen ihnen die Menschen bei der Arbeit nicht in die Quere. Die Roboter führen in den Produktionshallen gleich mehrere Arbeitsschritte auf einmal durch: Ein Roboterarm hebt die einzelne Batteriezelle, die etwa die Grösse einer Musikkassette hat, behutsam aus der Verpackung. Anschliessend reinigt und nummeriert er die Zelle, bündelt sie mit anderen zu grösseren Einheiten. Ein zweiter Roboter verschweisst die Zellen miteinander.
Bemerkenswert ist, dass ABB seine Batterien nicht in China herstellt, wo die grossen Batteriehersteller angesiedelt sind und das Unternehmen selbst auch Produktionsstätten hat, sondern mitten in der Stadt Baden.
Batterien «Made in Switzerland»
Die Produktion in der Schweiz funktioniere deshalb, weil ABB rasch auf technologische Anpassungen reagieren könne, so Fischer. Die Hochschulen, aber auch das eigene Forschungszentrum in Dättwil seien sehr nahe.
Fischer sieht diese Ausgangslage als grossen Vorteil: «Wir haben die ganze Ingenieurskompetenz hier in der Schweiz.» Wenn bei der Produktion eine Änderung nötig sei, könne die Firma die Kräfte rasch bündeln und reagieren. «Das ist in der Schweiz sehr gut machbar, manchmal sogar besser als anderswo.»
Allerdings ist es nicht so, dass ABB mit seinen Batteriesystemen alleine auf weiter Flur wäre. Im Bereich der Busse kommt die Konkurrenz beispielsweise aus China: Der Fahrzeughersteller BYD baut nicht nur Autos und Busse, sondern produziert gleich auch die Batterien dazu. Weltweit hat BYD bereits über 74'000 elektrifizierte Busse ausgeliefert. Bei den Zügen wiederum bieten beispielsweise auch Siemens aus Deutschland oder Alstom aus Frankreich ähnliche Systeme an wie ABB.
Das zeigt einerseits, dass die Elektrifizierung von grossen Maschinen nicht mehr ein Nischenmarkt ist, sondern von grossen Konzernen weltweit als Wachstumsmarkt betrachtet wird. Andererseits muss sich ABB gegen diese Konkurrenz – insbesondere aus China – behaupten, da die Entwicklung im Bereich der Batterien rasend schnell geht.
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