Schneller als erwartet hat sich Klaus Schwab aus dem Weltwirtschaftsforum zurückgezogen. Ihm wird vorgeworfen, Geld abgezweigt zu haben. Doch ist nicht der einzige Vorwuf.

Das Weltwirtschaftsforum (WEF) hat nach Whistleblower-Vorwürfen eine Untersuchung gegen seinen Gründer Klaus Schwab eingeleitet. Dies führte zu einem schnelleren Rückzug des 87-Jährigen aus der Organisation, die für die jährlichen Treffen im Schweizer Davos bekannt ist. Dort kommen führende Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft zusammen, um über aktuelle globale Fragen zu diskutieren.

Am Sonntag trat Schwab mit sofortiger Wirkung als Vorsitzender des WEF-Kuratoriums zurück. In einer außerordentlichen Sitzung diskutierten die Mitglieder des Gremiums über die neuen Anschuldigungen gegen den Gründer, die in einem anonymen Schreiben – intern als "Whistleblower-Brief" bezeichnet – gegen ihn erhoben wurden.

Die Kuratoren hätten sich einstimmig dafür ausgesprochen, Rechtsberater hinzuzuziehen und eine unabhängige Untersuchung einzuleiten, wie das WEF mitteilte. "Diese Entscheidung wurde nach Rücksprache mit externen Rechtsberatern getroffen und entspricht der treuhänderischen Verantwortung des Forums", hieß es weiter.

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Ähnliche Vorwürfe gegen Gründer und Vorsitzenden Klaus Schwab

Die neuen Vorwürfe reihen sich ein in die bereits im vergangenen Jahr erhobenen Anschuldigungen. Damals wurde Schwab vorgeworfen, eine toxische Arbeitsplatzkultur zu tolerieren, in der sexuelle Belästigungen nicht ordnungsgemäß untersucht und schwarze sowie weibliche Mitarbeiter diskriminiert worden seien. Im März berichtete das WEF seinen Sponsoren, dass eine frühere Untersuchung "keine rechtlichen Verstöße des Forums" festgestellt habe und die Vorwürfe gegen Schwab "nicht belegt" werden konnten.

Das "Wall Street Journal" berichtete am Dienstag, dass in dem Whistleblower-Brief darüberhinausgehende Anschuldigungen wegen finanziellen Fehlverhaltens erhoben würden. Demnach sollen Schwab und seine Familie WEF-Eigentum und -Gelder für persönliche Zwecke genutzt haben. Ein Sprecher Schwabs wies die Vorwürfe gegenüber dem WSJ zurück und erklärte, dass alle privaten Ausgaben stets erstattet worden seien. Die Familie beabsichtige, rechtliche Schritte gegen die Urheber des anonymen Briefes einzuleiten.

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Das WEF erklärte, dass man diese Vorwürfe ernst nehme und betonte gleichzeitig, dass diese noch nicht bewiesen seien und man das Ergebnis der laufenden Untersuchung abwarten werde, bevor man sich weiter dazu äußere. 

Die Financial Times hatte Anfang des Monats berichtet, dass der 87-jährige Schwab dem Kuratorium mitgeteilt habe, sich zurückzuziehen, sobald ein Nachfolger gefunden sei. Am Sonntag ernannte das WEF den stellvertretenden Vorsitzenden Peter Brabeck-Letmathe zum Interimsvorsitzenden. Der österreichische Geschäftsmann, der zuvor im Vorstand von Nestlé und der Formel 1 tätig war, übernimmt nun die Leitung des Forums.

© The Financial Times Ltd. 2025

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