Es begann mit Angehörigen der israelischen Luftwaffe. Vergangene Woche forderten fast tausend ehemalige und aktive Reservisten in einem Protestbrief ein Geisel-Abkommen mit der Hamas und die Beendigung des Kriegs in Gaza.

Es gehe längst nicht mehr um die Sicherheit Israels und die 59 noch in Gaza gefangenen Geiseln, sondern um politische und persönliche Überlegungen der Regierung Netanjahu. Eine Fortsetzung des Kriegs werde zum Tod von Geiseln, israelischen Soldaten und unschuldigen Zivilisten führen. Die aktiven Luftwaffe-Reservisten wurden umgehend vom Dienst suspendiert.

Grosse Resonanz in Armee und Gesellschaft

Falls sich Regierung und Armee davon eine abschreckende Wirkung erhofft hatten, wurden sie enttäuscht. In den vergangenen Tagen wurden weitere Petitionen mit der Forderung nach einem Kriegsende in Umlauf gebracht.

Von Angehörigen der Marine und der Panzertruppen, von Fallschirmjägern, Infanterie und verschiedenen Spezial- und Elitetruppen, Veteranen des Auslands- und des Inlandsgeheimdienstes schlossen sich verschiedene Abteilungen an. Auch Polizisten, High-Tech-Unternehmer, Ärztinnen, Akademiker, Lehrerinnen, Eltern und Schriftstellerinnen lancierten Protestschreiben. Tausende haben sie unterzeichnet.

Die Petitionen rufen nicht zur Kriegsdienstverweigerung auf. Dennoch war die erste Reaktion von Ministerpräsident Netanjahu säuerlich und herablassend: Das sei eine kleine, lärmige, anarchistische Gruppe von frustrierten Pensionierten, sagte er. 

Wichtige Reserve-Einheiten

Damit macht es sich Netanjahu zu einfach. Dass unter den Petitionären auch viele aktive Reservisten sind, müsste ihn beunruhigen. Denn seit Israel den Waffenstillstand mit der Hamas aufgekündigt hat und Gaza erneut bombardiert, entscheiden sich mehr und mehr Reserve-Soldaten, Aufgebote für den Kriegseinsatz zu ignorieren. Weil sie nicht wehrpflichtig sind, können sie dazu nicht gezwungen werden.

Der Sinn des Krieges wird zunehmend in Zweifel gezogen. Wie viele Reservisten fernbleiben, ist schwer abzuschätzen – es könnten aber bereits Zehntausende sein. Sogar Armee-Chef Eyal Zamir hat das als Problem erkannt und wurde laut dem israelischen Medienportal Ynet bei der Regierung vorstellig.

Vielleicht werden die Tausenden Unterschriften namhafter Vertreter des Sicherheitsestablishments Netanjahu in seinem Kriegskurs nicht umstimmen. Doch wenn die israelische Volksarmee, die bisher auf breite Unterstützung zählen konnte, Mühe hat, Reservisten einzuziehen – dann könnte die Regierung doch gezwungen sein, nicht nur auf militärische Übermacht zu setzen, sondern auch auf Diplomatie und Politik.

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