In den USA hat sich der Anstieg der Verbraucherpreise im März überraschend stärker abgeschwächt als angenommen. Doch in den Daten sind Zolleffekte noch nicht enthalten. Und ungeachtet der 90-Tage-Ruhe, die Präsident Trump unlängst ankündigt, erwarten Experten steigende Kosten für die Bürger.
Die Preise in den USA sind langsamer gestiegen als vielfach erwartet. Das Arbeitsministerium wies für März eine Teuerung von 2,4 Prozent zum Vorjahresmonat aus. Damit schwächte sich der Anstieg der Verbraucherpreise ab. Volkswirte hatten nur mit einem Rückgang auf 2,6 Prozent gerechnet - von 2,8 Prozent im Februar. Zu Jahresbeginn hatte die Inflationsrate noch bei 3,0 Prozent gelegen.
Von Februar auf März fielen die Preise sogar - und zwar um 0,1 Prozent. Fachleute hatten mit einem leichten Zuwachs gerechnet. Die Kernverbraucherpreise (ohne Energie und Lebensmittel) stiegen um 0,1 Prozent auf Monats- und um 2,8 (Vormonat: 3,1) Prozent auf Jahressicht.
Die Inflationsdaten für März erfassen noch nicht die Effekte der von US-Präsident Donald Trump im laufenden Monat verkündeten Sonderzölle, die er allerdings für viele Staaten mittlerweile vorübergehend auf Eis gelegt hat. Dem Präsidialamt zufolge bleibt es aber beim Basiszollsatz von zehn Prozent.
Die US-Notenbank hat den Leitzins zuletzt in der Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent belassen. Vor einem möglichen Schritt nach unten möchte sie mehr Klarheit, wie sich die Zollpolitik auf Konjunktur und Inflation auswirkt. Die Finanzmärkte gehen davon aus, dass die Fed die Zinssätze im Juni wieder senken wird, nachdem sie ihren Lockerungszyklus seit Januar unterbrochen hat, um die wirtschaftlichen Auswirkungen der Politik des Weißen Hauses zu bewerten.
Notenbankchef Jerome Powell betonte jüngst, Sonderzölle drohten die Inflation anzuheizen. Es sei aber noch zu früh, um zu sagen, welcher geldpolitische Kurs der richtige sein werde. Anleger spekulieren stark darauf, dass die Fed auf die Zölle mit einer Reihe von Zinssenkungen reagieren wird. Nach einer Pause im Mai könnte der erste Schritt nach unten im laufenden Jahr demnach im Juni kommen.
Für VP-Bank-Chefvolkswirt Thomas Gitzel sind die Preisentwicklungen im März derweil Makulatur. "In Anbetracht des Basiszolls von zehn Prozent auf alle Wareneinfuhren und den massiven Einfuhrgebühren auf chinesische Importe werden die Inflationsraten in den kommenden Monaten deutlich nach oben klettern", sagte er. "Ohne die Zölle wären die Inflationsraten mit Sicht auf die kommenden Monate weiter gefallen, nun aber ist mit einem Anstieg bis auf vier Prozent zum Jahresende 2025 zu rechnen." Die Fed dürfte ihre geldpolitische Ausrichtung nicht ändern.
Regelrecht ratlos blickt die LBBW auf die Verbraucherpreise. So seien etwa die Preise für neue Pkw leicht gestiegen und für Gebrauchtwagen auf Monatssicht sogar gefallen. "Dies passt aber nicht zu den Berichten, dass viele Verbraucher die Showrooms der Autohäuser im Vorfeld der Zollerhöhungen leergekauft haben", sagte Dirk Chlench. "In dieser Verlegenheit führen wir den Rückgang des Preisniveaus auf eine unzureichende Saisonbereinigung zurück."
Für Bastian Hepperle von der Hauck Auffhäuser Lampe Privatbank ist der Rückgang nur oberflächlich. "Zollbedingte Preisüberwälzungseffekte dürften in den kommenden Monaten sichtbarer werden", sagte er. "Es ziehen dunklere Inflationswolken auf." Auch er sieht die Fed zunächst in der Warteposition - vorausgesetzt, die US-Konjunktur schmiert nicht ab.
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