Manch einer würde es im Land des Schwarzbrots und der Hausmannskost nicht vermuten, aber die Zahl der Edel-Restaurants nimmt in Deutschland seit Jahren konstant zu. 20 Prozent mehr Sternerestaurants als noch vor zehn Jahren gibt es innerhalb der Bundesrepublik aktuell.

Das sind genau 341, die mindestens einen Stern haben, die Auszeichnung des „Guide Michelin“. Das Heft bewertet die Qualität des Essens in den Gaststätten und verleiht die wohl begehrteste aller Gastro-Auszeichnungen.

Der ursprüngliche Gedanke des Reiseratgebers: Ein Stern bedeutet, dass ein Lokal einen „Stopp wert“ ist, zwei rechtfertigten einen Umweg, drei sogar, sich extra auf den Weg dorthin zu machen.

Tatsächlich geht es bei der Sterne-Gastronomie um weit mehr als nur gutes Essen, nämlich um exklusive Erlebnisse, mit denen im Jahr 2024 weltweit 72 Milliarden Euro umgesetzt wurden. Laut einer Analyse der Unternehmensberatung Bain & Company gaben Menschen somit mehr Geld für Fine Dining aus als etwa für Luxusmöbel und Haushaltswaren (51 Milliarden Euro) oder Kunst (36 Milliarden Euro).

Bereits 2022 hatte immerhin jeder Zehnte hierzulande schon einmal in einem Restaurant mit Stern gegessen, wie aus einer YouGov-Umfrage hervorging.

Wenn es nach dem Wunsch von Gastronomen geht, soll diese Zahl steigen: Koch Markus Pape ist überzeugt, „Es gibt einen Trend zu Fine Dining und Geld ist auch da.“

Seine Zunft müsse trotzdem zusehen, wie die Kundschaft wieder in die Restaurants gelockt werden könne. Denn auch nach Auslaufen der Corona-Maßnahmen im April 2022 sind die Umsätze im hiesigen Gastgewerbe insgesamt bisher nicht auf das Niveau von vor der Pandemie zurückgekehrt, wie aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen.

Das Rezept von Sternekoch Pape für mehr Besucher sind „aufregende und regionale“ Gerichte – wobei zu beachten sei, trotzdem nicht mit allzu teuren Waren in Vorleistung zu gehen.

Denn die Inflation hat auch den Gastro-Betrieben in Deutschland schwer zu schaffen gemacht. So leiden laut einer Dehoga-Umfrage von Januar 2025 fast drei Viertel der Gastro-Betriebe unter den gestiegenen Lebensmittelpreisen, Energie- (71 Prozent) und Personalkosten (78,3 Prozent).

Unternehmer Pape erhofft sich offenbar von einer etwas flexiblen Preisgestaltung mehr Umsätze: Für ein Drei-Gänge-Menü zahle man in seinem Haus 115 Euro und aufwärts. Anders als früher schätze die Kundschaft mittlerweile eine „lockerere Atmosphäre“, es gehe auch um ein bisschen Entertainment, so der Koch, dessen Restaurant „Meisenheimer Hof“ im rheinland-pfälzischen Meisenheim liegt.

Damit liegt sein Lokal im deutschen Trend: Vor allem im Süden und Westen der Republik haben sich Restaurants auf hohem Niveau angesiedelt. Bayern ist im Hinblick auf Luxusrestaurants führend, aber auch in Baden-Württemberg, Hamburg und Berlin gibt es vergleichsweise viele prämierte Lokale.

Neben den klassischen vergibt Michelin seit 2020 auch grüne Sterne: Gekürt werden besonders ressourcenschonende Angebote, aber auch „Arbeitsweise, Philosophie und Saisonalität“, wie es im „Guide Michelin“ heißt.

Mit dieser Kategorie lässt sich der Weg zum nächsten Spitzenlokal künftig wohl weiter verkürzen – und vielleicht auch mehr Geld verdienen. Zusätzlich helfen könnte die Senkung des Umsatzsteuersatzes für Speisen in Restaurants auf sieben Prozent zu 2026, sofern Bundestag und Bundesrat den Plänen der Regierung zustimmen.

Dieser Artikel wurde für das Wirtschaftskompetenzcenter von WELT und „Business Insider Deutschland“ erstellt.

Felix Seifert ist Redakteur im Ressort Wirtschaft und Innovation. Er schreibt unter anderem über die Themen Karriere, Verbraucher, den Standort Deutschland, Mittelstand und Immobilien.

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke