Ein Gutschein, den man überall einlösen kann, stößt in der "Höhle der Löwen" auf scharfe Kritik. Die Gründer und Investorin Janna Ensthaler verteidigen die Geschäftsidee.

Superpraktisch oder komplett unsexy? Bei der Frage, ob ein Gutschein ein gutes Geschenk ist, gehen die Meinungen oft auseinander. Ebenso kontrovers diskutierten die Investoren in der Montagabend bei Vox ausgestrahlten Gründershow "Die Höhle der Löwen" den Auftritt des Gutschein-Start-ups Joy. Von "tolles Produkt" über "Gelddruckmaschine" bis "Abzocke" reichten die Bewertungen. Am Ende stehen ein Deal mit Investorin Janna Ensthaler – und ein paar böse Worte der anderen TV-Löwen. 

Darum geht's: Die Joy-Gründer Titus Hüsken und Franz Koller bieten einen Universal-Gutschein an, der praktischer und flexibler als alle bisherigen Gutscheinlösungen sein soll. "Joy ist der erste Geschenkgutschein, den man für jedes Produkt in jedem Onlineshop einlösen kann", verspricht Gründer Hüsken. Zudem gibt es die Möglichkeit, den Gutschein mit einer netten Videobotschaft für den Beschenkten zu personalisieren, die dieser per QR-Code abrufen kann.

Der Clou aber ist: Den Gutschein nutzt man nicht für einen bestimmten Shop, sondern für ein bestimmtes Produkt. Dafür reicht es, beim Einlösen den Link zu einem Produkt an Joy zu schicken. Im Hintergrund sucht der Joy-Bot dann selbst einen Anbieter, wo er das Produkt kauft und lässt es dem Kunden umgehend zuschicken. "Im Grunde sind wir ein Concierge-Service für Geschenke", sagt Hüsken. Dieser soll für alle physischen Produkte funktionieren, die es online zu kaufen gibt – mit Ausnahme von Ü18-Artikeln wie Alkohol.

Kritik in der "Höhle der Löwen"

Aber wie fair ist das Erlösmodell aus Kundensicht? Joy verdient sein Geld mit Provisionen und profitiert auch, wenn es das Produkt irgendwo günstiger einkauft, als es dem Gutschein-Einlöser letztlich angeboten wird. Am lukrativsten ist es, wie immer bei Gutscheinen, wenn dieser in der Schublade vergessen und nie eingelöst wird. 

"Das wird das Publikum scheiße finden, wie ihr Geld verdient", entfährt es ausgerechnet Investor Carsten Maschmeyer in der TV-Sendung. Und auch Frank Thelen sieht eine mögliche "Gelddruckmaschine", aber auch "ein bisschen Abzocke", weil der Kunde das Produkt möglicherweise anderswo günstiger hätte haben können. Den Investorinnen Judith Williams und Dagmar Wöhrl gefällt die Gutscheingeschichte ebenfalls nicht.

Die Kritik wollen die Gründer hingegen so nicht stehen lassen: "Der Kunde zahlt den Preis, den er selbst im Onlineshop sieht, oder sogar weniger – das ist bestimmt keine Abzocke", sagt Koller im Gespräch mit dem stern. Rabatte, die Joy bei Partnershops aushandle, würden teilweise an den Kunden weitergegeben. Er räumt aber auch ein, dass Joy nicht den Anspruch habe, im Internet nach dem günstigsten Shop für den Kunden zu suchen. Wer ein Schnäppchen machen will, muss selbst Preise vergleichen, bevor er den Gutschein einlöst. Trotzdem ist er überzeugt: "Wir machen Geschenkgutscheine besser." Rund 35.000 Kunden hat das vor zwei Jahren gegründete Berliner Start-up nach eigenen Angaben bisher mit Gutscheinen versorgt.

Millionenfinanzierung für Joy

Investorin Janna Ensthaler glaubt an die Idee und hat in der "Höhle der Löwen" 350.000 Euro für 15 Prozent der Firmenanteile versprochen. "Bisher waren Gutscheinlösungen oft zu umständlich", sagt Ensthaler. "Joy macht es für die Kunden viel einfacher, darum habe ich investiert." Trotz ihrer Kritik wollten auch Thelen und Maschmeyer als Investor bei Joy einsteigen, konnten sich mit den Gründern in der Sendung aber nicht auf die Konditionen einigen.

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Der Deal mit Ensthaler ist tatsächlich zustande gekommen, wie die Investorin dem stern bestätigt. "Titus und Franz sind totale Macher. Das Unternehmen hat sich so gut entwickelt, dass wir die Firmenbewertung nach der Sendung sogar nach oben angepasst haben", verrät Ensthaler auf Nachfrage. Mit anderen Worten: Der Deal fiel für die Gründer am Ende günstiger aus als in der TV-Show gesehen.

Und auch andere Investoren glauben an Joy. Vom Venture-Capital-Arm der Investitionsbank Berlin und weiteren Investoren hat das Start-up eine aktuelle Finanzierung über mehr als 1,25 Millionen Euro erhalten. Mit dem Geld haben die Joy-Macher ihren Gutschein im Kartenformat in den Handel gebracht. Pünktlich zum Weihnachtsgeschäft kann man ihn in 2000 Filialen von Media Markt, Saturn und Edeka kaufen. Im kommenden Jahr soll der Joy-Gutschein dann auch bei einer großen Drogerie- und einer Buchhandelskette erhältlich sein.

Transparenzhinweis: "Die Höhle der Löwen" läuft bei Vox und RTL+. Der stern gehört ebenfalls zu RTL.

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