Wer am Dienstagmittag im Internet unterwegs war, bekam bei vielen Seiten und Diensten anstatt der gewohnten Angebote nur eine Fehlermeldungsseite des Dienstleisters Cloudflare zu sehen: „Internal Server Error“, darunter „Besuchen Sie cloudflare.com für mehr Informationen“. Eine Infografik verdeutlichte die Misere: Zwischen den eigentlichen Servern der Anbieter, den Seitenbetreibern im Netz und dem Nutzer steht sehr häufig ein sogenannter Cache-Server von Cloudflare.

Das weltweite Netzwerk des US-Dienstleisters soll eigentlich das Internet beschleunigen, Verbindungen stabilisieren und die Verfügbarkeit von Internetseiten bei Angriffen sichern. Zahlreiche Unternehmen, Medien und Online-Shops leiten ihren Datenverkehr über die global verteilten Server von Cloudflare, um Ladezeiten zu minimieren und Datenverkehr effizienter zu gestalten.

Doch wehe, wenn bei Cloudflare selbst etwas im Argen liegt – dann funktioniert gefühlt das halbe Netz nicht mehr. Etwa 40 Millionen Webseiten und Dienste vertrauen weltweit auf den Dienst, darunter auch prominente Social-Media-Netzwerke wie etwa X und Techfirmen wie OpenAI sowie viele Regierungs- und Behördenseiten insbesondere in den USA. Unter anderem war deshalb zeitweise auch ChatGPT nicht nutzbar.

Was ist passiert?

Ab etwa 12.30 Uhr deutscher Zeit funktioniert Cloudflare nicht mehr wie gewohnt, seitdem häufen sich die Ausfälle im Netz. Um 12.48 Uhr gab Cloudflare selbst zu, ein Problem erkannt zu haben. Auf dem Störungsmelder-Dienst isitdownrightnow.com zeigen seitdem unter anderem Outlook.com, X, Reddit und PayPal Probleme. Auch die deutsche Seite von Cloudflare selbst liefert entgegen der Fehlermeldung keine weitergehenden Informationen zur Ursache des Ausfalls.

Im Status-Log auf der US-Seite des Dienstes werden mehr Informationen preisgegeben: Man habe das Problem identifiziert und arbeite an einer Lösung. Zwischenzeitig wurde ein Neustart der Dienste versprochen – doch auch zwei Stunden später ist das Cloudflare-Internet noch ausgebremst.

Welche Bedeutung hat Cloudfare für das Internet?

Cloudflare ist einer der unsichtbaren Grundpfeiler des modernen Internets und aktuell zugleich ein Beispiel dafür, wie eng Effizienz und Verwundbarkeit beieinanderliegen. Das US-Unternehmen schützt Websites vor Angriffen, beschleunigt Datenverkehr und filtert Schadcode aus Milliarden von Verbindungen täglich.

Genau diese zentrale Rolle macht Cloudflare zu einem sogenannten „Single Point of Failure“, der dem Grundgedanken der Fehlerresilienz des Internets durch multiple Verbindungen entgegensteht: Wenn der Dienst ausfällt, steht ein ganzer Teil des Netzes still.

Wie funktioniert Cloudflare?

Cloudflares Cache-Server holen oft geladene Daten etwa von Medienseiten näher an den Nutzer heran. Ein Ausfall führt im Gegenzug zu weltweiten Störungen. Der Spagat zwischen Sicherheit und Abhängigkeit wird so zur zentralen Herausforderung des digitalen Zeitalters: Ein Konzern, der das Netz stabiler machen soll, ist im Ernstfall selbst dessen Achillesferse.

Der jüngste Vorfall wirft zugleich ein Schlaglicht auf die Konzentration von Diensten im Internet. Je mehr Online-Angebote auf einzelne große Anbieter vertrauen, desto verwundbarer wird das Netz. Erst vor einem Monat war mit Amazon AWS ein großer Cloud-Servicedienst von einem Ausfall betroffen, auch damals waren Tausende teils große Online-Dienste vorübergehend offline.

Der heutige Ausfall bei Cloudflare legt eindrücklich offen, wie wenig robust manche Teile des digitalen Nervensystems tatsächlich sind. Ein einziger Dienst mit globaler Verbreitung kann ganze Plattformen, Anwendungen und sogar Behörden-Infrastrukturen lahmlegen. Der Ausfall ist deswegen auch eine Lektion in Sachen digitaler Resilienz: in Krisenzeiten, wenn alle auf einen Dienstleister vertrauen, ist das bereits ein konzeptionelles Problem.

Welche Folgen hat der Ausfall für Cloudflare?

Das Unternehmen Cloudflare ist börsennotiert. In den vergangenen Monaten hatte die Aktie deutlich zugelegt: Ende Oktober lag der Kurs rund 150 Prozent über dem Wert zwölf Monate zuvor. Am Dienstag ging es nach Bekanntwerden des Ausfalls schon vor Börsenöffnung in den USA deutlich abwärts. Cloudflare verlor zeitweise rund fünf Prozent.

Der starke Wertzuwachs für Cloudflare in den vergangenen Monaten kommt auch durch eine KI-Strategie des Unternehmens: Cloudflare will sogenannte Crawler von KI-Firmen nicht die Inhalte seiner Kunden auslesen lassen, wenn die für die Nutzung der Inhalte nicht bezahlen. Das erschwert den KI-Firmen wie OpenAI, Anthropic oder Perplexity das Training ihrer Sprachmodelle.

Dieser Artikel wurde für das Wirtschaftskompetenzzentrum von WELT und „Business Insider Deutschland“ erstellt.

Benedikt Fuest ist Wirtschaftsredakteur und schreibt über Technologie-Unternehmen.

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