Ein vollwertiges Elektroauto für 6000 Euro. Ein City-Flitzer, der VW überholt. Und eine fliegende Extravaganz. Der globale E-Auto-Markt wird reif und damit vielfältiger. In den vergangenen Tagen gab es gleich mehrere Ankündigungen zu ungewöhnlichen Autos, die einen Blick in die Zukunft der Elektromobilität versprechen – aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln.

Renault Twingo – Der billige (Halb-)Europäer

Die französische Marke Renault kommt dem deutschen Volkswagen-Konzern um ein gutes Jahr zuvor: Während die Wolfsburger ihren elektrischen Kleinstwagen ID.1 für unter 20.000 Euro erst 2027 anbieten wollen, rollt der neue Renault Twingo schon Anfang 2026 in die Autohäuser.

Das Auto ist – neben einer Spar-Variante des Citroën ë-C3 – das erste massentaugliche elektrische Vehikel in der Preisklasse, das in Europa gebaut wird, konkret in Slowenien. Renault verfolgt dabei eine Designsprache, die bei Autotestern gut ankommt. Schon der elektrische Kleinwagen R4 erinnert nicht nur beim Namen, sondern auch in vielen Details an den klassischen Verbrenner – modern interpretiert. Beim Twingo sind es beispielsweise bogenförmige Vorderleuchten, die an die runden Lampen des Klassikers erinnern.

Der niedrige Preis bringt Einschränkungen mit sich: Renault verspricht 260 Kilometer Reichweite und 130 Kilometer pro Stunde in der Spitze. Der ID.1, der in Portugal gebaut werden soll, wird wohl ähnliche Kennzahlen bringen. Das gerade gestartete Einstiegsmodell des Citroën ë-C3 fährt dagegen nur 200 Kilometer weit.

Bislang gibt es wenige E-Kleinwagen in dieser Preisklasse auf dem europäischen Markt – und diese vor allem von asiatischen Marken. Der Inster von Hyundai wird in Südkorea gebaut, der T03 der chinesischen Marke Leapmotor wurde nur zeitweise aus Modulen in Polen zusammengesetzt – wohl auch, um EU-Strafzölle zu vermeiden.

Auch der Twingo ist nur ein halber Europäer: Entwickelt wurde das Auto weitgehend in China. Die Geschwindigkeit der dortigen Ingenieure gilt gegenüber der europäischen Industrie derzeit noch als schwer einholbare Benchmark.

Neuer Roadster – Teslas unbekannter Flieger

Wenig ist bekannt über die Pläne von Tesla-Chef Elon Musk, ein spektakuläres Modell zu zeigen. Im Podcast von Joe Rogan kündigte er Anfang des Monats ein „fliegendes Auto“ an, das schon in wenigen Monaten gezeigt werden solle. Ein Jahr später könne die Produktion beginnen.

Musk legt die Latte hoch: Das Auto sei verrückter als alle James-Bond-Autos zusammengenommen. Das weckte Spekulationen, der seit langem erwartete Roadster von Tesla könne mit einer Art Luftkissen-Technologie ausgestattet werden, die ganz neue Fahrmanöver ermöglicht. Allerdings hatte Musk ähnliches bereits 2021 in Rogans Podcast angekündigt – mit dem (niemals erfolgten) Marktstart für 2022.

Ungewiss ist, was solche Experimente für den Markterfolg bedeuten. Der Cybertruck von Tesla, der mit unlackierten Oberflächen und Panzerglas ein unverwechselbar klobiges Design hat, kommt am Markt sehr viel schlechter an als von Tesla erhofft. Im dritten Quartal 2025 wurden in den USA gerade einmal 5400 Cybertrucks zugelassen – 63 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. In der EU ist das Modell nicht zulassungsfähig.

Andererseits können solche Extravaganzen markenprägend sein für Tesla. Denn je reifer die Technologie wird, desto weniger kann sich Tesla mit Geschwindigkeit und Reichweite von der Konkurrenz absetzen. Ausgefallene Modelle könnten daher als Imageträger dabei helfen, die Volumenmodelle zu verkaufen.

Aion UT – Das Volks-Auto mit Wechsel-Batterie

In China wärmt derweil der Online-Händler JD.com, der in Deutschland gerade Mediamarkt übernimmt, eine alte Tesla-Idee wieder auf: Elektroautos mit wechselbaren Batterien. Partner ist dabei der chinesische Batterie-Weltmarktführer CATL. Das spricht für Schlagkraft, die dem Konzept zum Durchbruch verhelfen könnte.

Ein Hingucker ist weniger das Design als der Preis: 49.900 Renminbi – nur gut 6000 Euro. Dazu kommen monatlich 60 Euro Batterie-Miete. Dafür versprechen die Partner 500 Kilometer Reichweite. Anschließend lässt sich die Batterie demnach an einer Tauschstation in nur 99 Sekunden auswechseln.

„Es geht genau auf die Probleme der Verbraucher ein, wie etwa geringe Ladeeffizienz, hohe Anschaffungskosten und Bedenken hinsichtlich der Batteriealterung, und bietet den Nutzern eine effizientere und kostengünstigere Reiselösung“, erklärt CATL. Offenbar unterscheiden sich die Sorgen der Autofahrer in China nicht von denjenigen der Europäer.

Das Batterie-Netz soll rasch stehen: 800 Stationen gibt es laut den Betreibern aktuell im Land, Ende des Jahres sollen es 1000 sein, 2500 ein Jahr später – und langfristig sogar 30.000.

Einen Marketing-Namen für ihr Modell Aion UT haben die Hersteller auch schon gefunden: „People’s Great Car“ – großartiger Volkswagen.

Dieser Text entstand für das Wirtschaftskompetenzzentrum von WELT und Business Insider.

Christoph Kapalschinski ist Wirtschaftsredakteur. Er schreibt über die Automobilwirtschaft.

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