Es hat einige Jahre gedauert. Doch nach unserem Test der beiden neuen Foldables von Google und Samsung können wir feststellen: Die faltbaren Smartphones der beiden Hersteller haben in diesem Jahr zum ersten Mal ihre Reifeprüfung bestanden.
Vor allem Samsung hat mit seinem Galaxy Z Fold 7 einen riesigen Schritt nach vorn gemacht. Google hingegen hat sein Pixel 10 Pro Fold äußerlich kaum verändert, aber dafür eine andere Pionierleistung vollbracht – auch wenn es daran inzwischen Zweifel gibt.
Samsungs Falt-Smartphone ist schlichtweg nicht wiederzuerkennen. Wir haben mehrere Modelle der Reihe in den vergangenen Jahren getestet und uns immer wieder am Design der Geräte gestoßen. Nicht nur ein hässlicher Keil zwischen den beiden Gerätehälften im zugeklappten Zustand der frühen Modelle hatte uns gestört. Auch waren die Samsung-Foldables schlichtweg zu wuchtig für den unbeschwerten Alltagseinsatz. Chinesische Hersteller wie Honor oder Oppo waren deutlich schlanker unterwegs.
Beim neuen Galaxy Z Fold 7 ist all das vergessen. Mit einem Schlag setzt sich Samsung hier an die Spitze. Das Gerät wiegt nur noch 215 Gramm und ist zusammengefaltet 8,9 Millimeter dünn. Es ist damit nicht dicker als normale Flaggschiff-Smartphones auf dem Markt.
Wie erstaunlich diese Leistung ist, erschließt sich erst, wenn man das Gerät etwas ungläubig in die Hand nimmt. Im Test hat uns fast alles daran gefallen. Die Displays gehören zu den besten, die auf dem Markt zu bekommen sind. Das Außendisplay hat eine Größe von 6,5 Zoll (16,5 Zentimeter). Wird das Fold 7 aufgeklappt, verwandelt es sich in ein 4,2 Millimeter dünnes Tablet mit einem großen Innendisplay von acht Zoll (20,3 Zentimeter).
Der verbaute Snapdragon-Prozessor 8 Elite erledigt alle seine Aufgaben blitzschnell. Wir haben ihn im Test nie an seine Grenzen bringen können. Und auch die Kameras sind keine Schwäche der Foldables mehr und haben nun Flaggschiff-Niveau erreicht. Das ist kaum verwunderlich, stammt doch die Hauptkamera mit 200 Megapixeln aus dem Top-Modell S25 Ultra. Nur das optische Dreifach-Tele bleibt hinter den Periskop-Kameras der Ultra-Reihe zurück und fällt bei wenig Licht ab. Aber dieses Problem haben die meisten Tele-Kameras. Videos sind bis zur sehr hohen 8K-Auflösung möglich.
Software macht Fotos besser
Ohne Samsung hätte es Google leichter. Denn die Neuerungen am Pixel 10 Pro Fold sind auf den ersten Blick gar nicht ersichtlich. Form und Proportionen sind bei dem 258 Gramm schweren Gerät praktisch gleich geblieben. Angetrieben wird das Modell vom hauseigenen Tensor-G5-Prozessor, der zwar weniger Leistung hat als der Chip in Samsungs Z Fold 7, aber das dürfte nur jene stören, die grafisch sehr anspruchsvolle Spiele auf ihrem Smartphone laufen lassen. Wir haben den Unterschied im Alltagstest nicht wahrnehmen können.
Auf den ersten Blick enttäuschend ist die Hauptkamera, die aus dem Mittelklasse-Smartphone Pixel 9a stammt. Aber Google hat bei seinen Kameras seit jeher mehr Wert auf die Software gelegt, mit der die Kameras kräftig aufgewertet werden. Und so macht auch das Pixel 10 Pro Fold gute bis sehr gute Fotos. Das Tele schafft eine fünffache optische Vergrößerung. Videos gibt es bis zur 4K-Auflösung. Auf Wunsch werden sie noch einmal auf den Google-Servern optimiert. Dabei werden Farben, Belichtung und Stabilität verbessert.
Googles Pionierleistung ist jedoch die Widerstandsfähigkeit des neuen Foldables. Es ist das erste Buch-Style-Foldable mit einer IP68-Zertifizierung. Damit soll es sogar vor sehr feinen Staubpartikeln geschützt sein, die kleiner als ein Millimeter sind. Doch ausgerechnet bei der Widerstandsfähigkeit gibt es erste Zweifel. Im Härtetest des YouTubers Zack Nelson, der in seinem Kanal „JerryRigEverything“ seit Jahren Smartphone foltert, knirschte das Pixel-Scharnier nicht nur deutlich vernehmbar, nachdem er Staub und Sand darauf gestreut hatte. Im extremen Biegetest ging der Akku sogar in Flammen auf. Doch normale Nutzer dürften ihr Gerät nicht in dieser Art malträtieren.
Fazit: Auch wenn Samsungs Galaxy Z Fold 7 leichter und dünner ist als sein Google-Konkurrent, muss es nicht die bessere Wahl sein. Unter normalen Bedingungen dürfte das Pixel Fold widerstandsfähiger sein. In jedem Fall hält es mit einem deutlich größeren Akku länger durch als das Samsung-Gerät, bei dem wir im Testzeitraum bei intensiver Nutzung nicht immer ohne Nachladen über den Tag gekommen sind. Das Außendisplay des Pixel-Phones ist etwas breiter, was wir im Test als etwas angenehmer empfunden haben. Und im Unterschied zum Samsung Fold kann das Pixel Fold über Satellit kommunizieren und SOS-Meldungen verschicken, wo kein Mobilfunkempfang möglich ist.
Wir fanden das Kamera-System des Samsung Fold etwas leistungsfähiger, haben aber die Software auf dem Pixel Fold als aufgeräumter empfunden. Das Multitasking funktioniert auf beiden Geräten gut, beim Samsung-Modell können auch drei Apps parallel auf dem Innendisplay dargestellt werden, beim Google Pixel sind es nur zwei Anwendungen. Für unseren Geschmack hat Samsung auf seinem Foldable zu viele eigene Apps vorinstalliert.
KI-Funktionen gibt es auf beiden Geräten in großer Zahl, die allesamt hilfreich sind. Dazu gehören das Transkribieren von Tonaufnahmen, das Bearbeiten von Fotos, das Zusammenfassen und Umformulieren von Texten. Besonders gefallen haben uns auf dem Pixel die Funktion Kamera-Coach, bei der die Kamera Vorschläge für die bessere Foto-Komposition macht, und die Echtzeitübersetzung bei Anrufen, in denen sogar die Stimme der Sprecher in der Fremdsprache beibehalten wird. Samsung hat bei der Falte auf dem Innendisplay die Nase vorn, sie ist weniger sicht- und fühlbar als beim Pixel Fold. Beide Hersteller versprechen sieben Jahre Software-Updates. Das Galaxy Z Fold 7 kostet je nach Speichergröße ab 2099 Euro, das Pixel 10 Pro Fold gibt es ab 1899 Euro.
Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit „Business Insider Deutschland“.
Thomas Heuzeroth ist Wirtschaftsredakteur in Berlin. Er berichtet über Verbraucher- und Technologiethemen, Unterhaltungselektronik und Telekommunikation.
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