Der Streamingriese Netflix verfehlt die Gewinnerwartungen, gibt bei der Vorstellung der Quartalszahlen aber einen optimistischen Ausblick in die Zukunft ab. Bei den Werbeeinnahmen sorgen neue Abomodelle für eine Verdopplung. Eine unerwartete Zahlung trübt den robusten Eindruck.
Unerwartete Kosten im Zusammenhang mit einem Steuerstreit in Brasilien bremsen das Gewinnwachstum von Netflix. Dennoch legte der Streamingdienst einen Ausblick leicht über den Markterwartungen vor. "Wir gehen nicht davon aus, dass diese Angelegenheit wesentliche Auswirkungen auf zukünftige Ergebnisse haben wird", betonte das Management in einem Brief an die Aktionäre. Die Aktie verlor dennoch im nachbörslichen Geschäft der Wall Street zeitweise mehr als sechs Prozent. Analysten hatten zuvor betont, dass die Erwartungen an Netflix hoch seien.
Im abgelaufenen Vierteljahr stieg das Nettoergebnis den Angaben zufolge um etwa acht Prozent auf 5,87 Dollar je Aktie oder 2,55 Milliarden Dollar. Darin enthalten sei eine Zahlung von 619 Millionen Dollar an die brasilianischen Behörden. Analysten hatten wegen des Erfolgs des Films "KPop Demon Hunters" und der zweiten Staffel von "Wednesday" auf einen Überschuss von etwa drei Milliarden Dollar gehofft. Der Konzernumsatz wuchs um 17 Prozent auf 11,51 Milliarden Dollar und lag im Rahmen der Erwartungen. "Abgesehen von dem Ausrutscher mit der unerwarteten Zahlung waren die Quartalsergebnisse erneut robust", sagte Paolo Pescatore vom Research-Haus PP Foresight.
Kräftiger Anstieg der Werbeeinnahmen
Die Werbeeinnahmen hätten im Berichtszeitraum ein Rekordhoch erreicht, sagte Co-Chef Ted Sarandos in einer Telefonkonferenz. Im Gesamtjahr würden sich diese Einkünfte voraussichtlich mehr als verdoppeln. Genaue Zahlen nannte er aber nicht. "Dies vermittelt den Eindruck, dass das in diesem Quartal erzielte und für das nächste Quartal prognostizierte Umsatzwachstum weiterhin überwiegend aus Abonnementgebühren stammt", sagte Analyst Ross Benes vom Marktforscher eMarketer.
Netflix lockt Kunden seit einiger Zeit mit preisgünstigeren Zugängen, bei denen Filme und Serien durch Werbung unterbrochen werden. Dadurch verspricht sich das Unternehmen langfristig höhere Einnahmen pro Nutzer als durch werbefreie Abonnements. Hierzu müssen die Zuschauer aber möglichst lange vor dem Bildschirm gehalten werden. Dies sollen unter anderem Live-Übertragungen von Sportwettkämpfen gewährleisten. Bislang trägt Werbung nur wenig zum Konzernergebnis bei.
Ausblick optimistisch
Mit dem Ausblick übertraf Netflix die Analystenprognosen dagegen teilweise. Für das laufende Quartal peilt die US-Firma einen Umsatz von 11,96 Milliarden Dollar und einen Gewinn von 5,45 Dollar je Aktie an. Als Gründe nannte sie den Start der finalen Staffel von "Stranger Things" und die Live-Übertragung zweier Weihnachtsspiele der US-Footballliga NFL. Im Gesamtjahr 2025 würden die Erlöse voraussichtlich währungsbereinigt um 17 Prozent auf 45,1 Milliarden Dollar zulegen. Die operative Gewinnmarge werde jedoch wegen der Brasilien-Zahlung bei 29 Prozent statt der bisher angepeilten 30 Prozent liegen.
Auf die Frage nach einer möglichen Konsolidierungswelle in der Branche betonte Netflix-Manager Sarandos, sein Unternehmen "kann und wird bei Übernahmen wählerisch sein". An klassischen Medien wie TV-Sendern habe er kein Interesse, an Film- und Fernsehrechten dagegen schon. Netflix sei nicht auf Übernahmen angewiesen, um seine Geschäftsziele zu erreichen. Sarandos' Kollege Greg Peters äußerte sich gelassen zu möglichen Fusionen unter Rivalen. "Die Wettbewerbssituation ändert sich dadurch aus unserer Sicht nicht." Auslöser der Diskussion war ein möglicher Verkauf des Unterhaltungskonzerns Warner Bros Discovery.
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