Google baut nun auch in Europa einen KI-Modus in die klassische Suchfunktion ein. Zuvor war die Funktion in den USA eingeführt worden. Der Techkonzern verspricht Vorteile für Nutzer - aber es gibt auch Sorgen.

Der US-Konzern Google setzt auch in Europa beim klassischen Suchmaschinengeschäft immer stärker auf Künstliche Intelligenz (KI). Der Internet-Gigant schaltet von sofort an den sogenannten KI-Modus in der Google-Suche in mehr als 40 Ländern frei, darunter Deutschland, Österreich und die Schweiz, Spanien, Italien, Schweden und Polen sowie Thailand und Vietnam.

Chatten mit den Suchergebnissen

Die neue Funktion, durch die man quasi mit den Suchergebnissen chatten kann, war im Juli zunächst in den USA, in Großbritannien und in Indien gestartet worden. Mitte August hatte Google den "AI Mode" dann in weiteren 180 Ländern aktiviert. In Deutschland kann es allerdings einige Tage lang dauern, bis der neue Reiter mit dem KI-Modus erscheint, weil Google seine Server nicht alle auf einen Schlag aktualisiert.

Der neue KI-Modus kann bei der herkömmlichen Suche auf Google.com oder den Landes-Websites von Google aktiviert werden. Die Funktion erscheint als Auswahlmöglichkeit in einem zusätzlichen Reiter ("Tab") neben den bisher üblichen Optionen wie "Alles", Bilder, Bücher, Videos und Nachrichten. Bislang hatte Google bei bestimmten Themen eine sogenannte "Übersicht mit KI" angeboten, unter der aber auch weiterhin herkömmliche Links und bezahlte Werbung zu sehen waren.

Diese seit März in Deutschland angezeigte KI-Übersicht wird auch künftig erscheinen. Wenn man zusätzlich den KI-Modus auswählt, verschwinden jedoch die langen Link-Listen. Dafür erscheint eine ausführliche Antwort auf die gestellte Frage. Die Quellen der Informationen sollen zum Teil mit einer Art Fußnote offengelegt werden, die einen Link enthält. Die drei wichtigsten Quellen werden in drei kleinen Kästchen in einer Spalte rechts auf dem Bildschirm präsentiert.

Längere Fragen - ausführlichere Antworten

Für den KI-Modus verwendet Google eine besondere Version seines KI-Systems Gemini Pro 2.5, das in der Lage sein soll, ohne lange Wartezeiten akkurat zu antworten. "Anwender können differenzierte Fragen stellen, die früher mehrere Suchvorgänge erfordert hätten", sagte Hema Budaraju, Vizepräsident bei Google, zur Einführung des "AI Mode" in Großbritannien.

Die ersten Erfahrungen hätten gezeigt, dass Nutzer deutlich längere Anfragen an die KI stellten, beispielsweise: "Was kann man dieses Wochenende in Edinburgh mit Freunden unternehmen? Wir sind große Feinschmecker, die Musik mögen, aber auch chillige Vibes und Erkundungen abseits der ausgetretenen Pfade." Der KI-Modus liefert bei diesem Beispiel dann eine komplette Planung des Wochenendes mit diversen Pubs, Restaurants und Sehenswürdigkeiten.

Zeitersparnis oder fehlerhafte Informationen?

Doch es gibt auch Nachteile: So kann die Zusammenfassung vor allem bei etwas komplexeren Themen Fehler enthalten oder falsche Informationen liefern. Außerdem entscheiden die Algorithmen der KI, welche Aspekte sie für wichtig und weniger wichtig erachten.

Darüber hinaus verwendet die Google-KI angeblich Quellen, die teilweise selbst von KI-Modellen erstellt wurden. Darüber berichtet das Tech-Magazin t3n mit Verweis auf eine Studie von Originality.ai. Mithilfe einer auf die Erkennung von KI-generierten Texten spezialisierten Software auf Basis von 29.000 Suchanfragen sei herausgefunden worden, dass über zehn Prozent aller Quellen KI-generiert seien. Das werfe Fragen über Verlässlichkeit auf.

Google hat die Studie als "fehlerhaft" zurückgewiesen. Die Untersuchung stütze sich auf unvollständige Daten und eine unzuverlässige Technologie.

Medienhäuser bangen um Klicks

Auch viele Firmen, die ihre Produkte und Dienstleistungen über Links auf Google vermarkten, fragen sich nun, wie sich die Änderungen bei der Suchmaschine auf ihr eigenes Geschäft auswirken werden. So befürchten Verlage und andere Medien, dass der Traffic durch Klicks auf Google-Links deutlich sinken wird. Und das würde eine geringere Reichweite und sinkende Werbeeinnahmen bedeuten.

Vertreter von Google weisen darauf hin, dass Quellenhinweise, die auf hochwertige Angebote verlinken, weiterhin gut geklickt würden. Dies zeigten erste Erfahrungen aus den USA und Großbritannien. Verschiedene Studien weisen dagegen auf andere Ergebnisse hin.

So zeigen Untersuchungen des Analyseunternehmens Similarweb, dass der Anteil der Nutzerinnen und Nutzer, die nicht mehr auf einen weiterführenden Link klickt, teilweise um mehr als zehn Prozentpunkte gestiegen sei. Darüber berichtete kürzlich das Handelsblatt. Das bedeute Millionen weniger an Zugriffen für die Seiten in der Trefferliste. In den USA sind demnach bereits die Reichweiten vieler Nachrichtenportale eingebrochen.

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