Mit einem 55 Milliarden Dollar schweren Angebot will ein Konsortium, angeführt von Saudi-Arabiens Investmentfonds PIF den Videospiele-Entwickler Electronic Arts (EA) kaufen und von der Börse nehmen. EA hat dem Deal bereits zugestimmt. Zu der Investorengruppe gehören auch die Investmentfirma Affinity Partners von Donald Trumps Schwiegersohn Jared Kushner und die Beteiligungsgesellschaft Silver Lake.
US-Präsident Trump bemüht sich um ein gutes Verhältnis zu Saudi-Arabien. Im Frühjahr wurde er mit viel Pomp von Kronprinz Mohammed bin Salman in Riad empfangen. Die Saudis hatten zuvor schon angekündigt, 600 Milliarden Dollar in den USA zu investieren. Und in der Hafenstadt Dschidda soll für 1 Milliarden Dollar ein Trump-Tower entstehen. Der Boden ist also bereitet für Deals wie die jetzt geplante Übernahme.
Der bisher größte "Buy-out"
Aber warum nehmen die Investoren so viel Geld in die Hand, um ein Unternehmen zu kaufen, das seit Jahren in der Krise steckt? Die 55 Milliarden Dollar wären der höchste Betrag, für den je ein Unternehmen wieder von der Börse genommen wurde. 20 Milliarden Dollar von der Riesensumme will sich das Käufer-Konsortium bei JP Morgan Chase für die Übernahme leihen. Damit handelt es sich um einen sogenannten "leveraged buy-out".
In den USA muss der Ausschuss für Auslandsinvestitionen noch prüfen, ob der Deal US-Sicherheitsinteressen berührt. Ein Spieleanbieter wie EA erreicht schließlich Millionen von US-Bürgern. Allerdings: Durch die Beteiligung von Trumps Schwiegersohn Jared Kushner besteht eine enge Verbindung zum Weißen Haus. Kushner war bereits zuvor mit saudischen Fonds verflochten: So berichtete die "New York Times", dass Kushners Beteiligungsgesellschaft Affinity Partners bereits etliche Millionen von Staaten wie Saudi-Arabien eingesammelt habe.
Aktuell hält der saudische Fonds PIF etwa zehn Prozent an EA. Eine Aufstockung des Investments kann als Teil der Bemühungen verstanden werden, saudisches Vermögen breiter zu investieren, um die Abhängigkeit vom Ölgeschäft zu verringern. Für Videospiele interessiert sich der Staatsfonds offenbar besonders: Im Jahr 2021 gründete er die Savvy Games Group, die insgesamt 38 Milliarden Dollar in die Branche investieren will.

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Somit passt die Übernahme zur Strategie der Saudis: Sie wollen Sport und Gaming zusammenbringen. Und EA ist vor allem für Sportspiele wie "EA Sports FC", ehemals Fifa, und "Madden NFL" bekannt. In Saudi-Arabien selbst fanden kürzlich der Esports World Cup und ein Golf-Turnier namens LIV statt. Über seine Sparte SRJ Sports Investments steckte der saudische Fonds im Jahr 2023 Geld auch in den Kampfsport-Veranstalter Professional Fighters League. Und der PIF hält selbst Anteile an den Videospielfirmen Nintendo und Take-Two Interactive.
Kushner und seine Geschäftspartner verbindet aber auch noch etwas anderes. Ihnen wird eine Affinität zu Spielen nachgesagt: So sagte Kushner er sei mit den Spielen von EA aufgewachsen. Auch der saudische Kronprinz Mohammad bin Salman gilt als Gamer.
Die "Financial Times" berichtete, Kushner habe eine zentrale Rolle beim Einfädeln des Deals gespielt. So schrieb das Blatt, dass Silver Lakes CEO Egon Durban schon lange an einer Übernahme von EA interessiert gewesen sei. Kushner soll den Deal ermöglicht haben, in dem er den saudischen Staatsfonds mit ins Boot holte. Laut "Financial Times" könnten Kushners Beteiligungsgesellschaft Affinity Partners nach dem Deal etwa fünf Prozent von Electronic Arts gehören. Affinity Partner äußerte sich gegenüber Capital nicht zu der Übernahme.
Gaming: Eine Wette, die sich erst wieder auszahlen muss
Mit dem hoch dotierten Deal gehen die Investoren aber auch eine Wette mit ungewissem Ausgang ein: Electronic Arts ist vor allem für Blockbuster-Titel wie die "Battlefield"-Reihe bekannt. Das sind Spiele, die über Jahre entwickelt werden und deren Produktion hunderte Millionen Dollar verschlingt. Sie werden dann als Spiel für Plattformen wie Xbox, Playstation oder den PC an die Nutzer verkauft.
In den vergangenen Jahren boomten allerdings vor allem solche Spiele, die kostenlos online gespielt werden können, häufig auf dem Smartphone. Zu den größten Hits gehörten "Fortnite" oder "Roblox". EA konnte da nicht konkurrieren, was sich auch am stagnierendem Aktienkurs ablesen lässt.

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capitalSenkt KI die Kosten für Spiele-Entwicklung?
Was der Konzern nun braucht, ist eine Strategie, um aus der Krise zu kommen. So könnten die Entwicklungskosten der großen Spiele-Hits durch den Einsatz von KI in Zukunft sinken. Die Stimmen von Videospiel-Charakteren werden womöglich bald mit KI produziert. Im vergangenen Jahr präsentierten Google Researcher eine Version des Ego-Shooters "Doom", bei der eine KI Teile des Spiels erst live generierte, während es gespielt wurde.
Gleichzeitig könnte EA die eigenen Blockbuster-Titel zu frei spielbaren Versionen umbauen, die auf Smartphones oder sogar auf Streaming-Plattformen laufen. Geschäftsmodelle funktionieren dabei oft über kleinere Käufe in den Spielen.
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