Insider haben durchgestochen, dass der Lufthansa-Konzern einige Tausend Stellen in der Verwaltung streichen möchte, da er seine Kosten senken müsse. "Das soll am Capital Markets Day am Montag angekündigt werden", sagten zwei mit den Überlegungen Vertraute der Nachrichtenagentur Reuters.
Die genaue Zahl stehe noch nicht endgültig fest, erklärte ein Insider am Freitag. Es dürften jedoch einige Tausend Stellen sein, fügte die Person hinzu.
Insgesamt zählte die Lufthansa Group zuletzt knapp 103.000 Mitarbeitende. Das Unternehmen lehnt einen Kommentar zu den Angaben ab.
Lufthansa liegt hinter der Konkurrenz
Wie kommt es zu diesem drastischen Schritt? Die Fluggesellschaft kämpft mit hohen Kosten und hat im Unterschied zu anderen großen europäischen Airlines noch nicht die angebotene Kapazität und Produktivität von 2019, dem Jahr vor der Corona-Krise, erreicht. Ihr schon länger geltendes Ziel einer Umsatzrendite von acht Prozent liegt weiter in der Ferne.
Im vergangenen Jahr war der MDax-Konzern mit einer Marge von 4,4 Prozent weniger profitabel als die europäischen Rivalen IAG (13,8 Prozent) und Air France-KLM (5,1 Prozent). Die Kernmarkengruppe Lufthansa Airlines machte sogar Verlust. Deshalb wurde vor gut einem Jahr das Sanierungsprogramm "Turnaround" gestartet, mit mehr als 700 Maßnahmen für niedrigere Kosten und höhere Erlöse.
Ziel: Niedrigere Kosten, mehr Produktivität und höhere Erlöse
Nach dem Turnaround-Plan soll das Betriebsergebnis bis 2028 um brutto 2,5 Milliarden Euro im Jahr verbessert werden, Zwischenziel für nächstes Jahr sind 1,5 Milliarden Euro. Zwei Drittel sollen durch niedrigere Kosten und mehr Produktivität, ein Drittel durch höhere Erlöse erreicht werden.
Bei den Kostensenkungen spielen die Personalkosten eine wichtige Rolle. Doch Gespräche mit den Gewerkschaften für die Piloten, das Kabinenpersonal und die Bodenbeschäftigten, Vereinigung Cockpit, UFO und Verdi, verliefen bisher ergebnislos, was Zugeständnisse in Tarifverträgen anbelangt.
Eiszeit zwischen Gewerkschaften und Lufthansa
Die Arbeitgeberseite sei mit hohen Forderungen auf sie zugekommen, aber zu keiner Gegenleistung wie Beschäftigungssicherung bereit gewesen, hieß es von den Gewerkschaften. Zu förmlichen Verhandlungen sei es deshalb erst gar nicht gekommen. Von dem Ansatz, Verzicht ohne Gegenleistung zu üben, habe sich die VC Ende März distanziert, erklärte die Gewerkschaft. "Seitdem herrscht in Bezug auf den Turnaround Funkstille."
700 Effizienzmaßnahmen sind geplant
Als Hebel zu steigender Produktivität wird die Lufthansa mehreren Insidern zufolge die kleineren Flugbetriebe City und Discover Airlines stärker ausbauen. Das hat Spohr schon mehrfach erklärt. Sie wurden eigens dazu gegründet, zu niedrigeren Personalkosten Zubringer- und Ferienflüge günstiger als die Premiummarke zu betreiben. Das sorgt zwar für viel Ärger mit den Gewerkschaften VC und UFO, kann aber über Neueinstellungen und die entsprechende Zuteilung neuer Flugzeuge mit der Zeit auch ohne die Tarifpartner umgesetzt werden.
Bessere Zusammenarbeit mit den Töchtern
Effizienzen im Flugplan sollen auch durch bessere Koordination von Lufthansa Airlines mit den Töchtern Austrian und Brussels Airlines, Swiss und ITA Airways gehoben werden. Das wurde vor Kurzem schon bekanntgegeben. Schließlich soll die laufende Flottenmodernisierung Kosten senken durch den geringeren Treibstoffverbrauch neuer Jets. Die Erlöse sollen steigen durch die neue Kabinenausstattung Allegris und den Verkauf von mehr Zusatzprodukten an Bord.
Der Turnaround-Plan komme voran, hatten Spohr und Finanzchef Till Streichert in den vergangenen Monaten erklärt. Als Belege verweisen sie auf operative Stabilität mit pünktlicherem Flugbetrieb und weniger Flugstreichungen.
Das hilft, die Kosten für die Entschädigung von Kunden zu drücken, die im vergangenen Jahr durch Streiks und interne Betriebsprobleme auf Rekordhöhe 525 Millionen Euro geschnellt waren. Eine neue Aussage wird am Montag erwartet, wie viele der gut 700 Effizienzmaßnahmen in der Umsetzung sind. Analysten wollen den finanziellen Entlastungseffekt erfahren - doch mit einer konkreten Zwischensumme ist den Insidern zufolge nicht zu rechnen.
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