Die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen ist zu Beginn der zweiten Jahreshälfte so stark gestiegen wie seit über vier Jahren nicht mehr. Im Juli wurden 22.100 Wohnungen genehmigt und damit 30 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Das ist das größte Plus seit März 2021. Allerdings geht der Anstieg von einem sehr niedrigen Niveau aus: Im Vergleichsmonat Juli 2024 waren so wenige Genehmigungen erteilt worden wie seit 2009 nicht mehr. Während Bundesbauministerin Verena Hubertz von neuem Optimismus sprach, erwarten Ökonomen und Verbände kein schnelles Ende der Wohnungsnot in Deutschland.
„Der Wohnungsbau zieht an“, kommentierte Hubertz die Entwicklung. Die Steigerung zeige, dass die Branche wieder zu neuem Optimismus finde. Die Bauindustrie sprach von einem „ersten Hoffnungsschimmer“. Deren Hauptgeschäftsführer Tim-Oliver Müller fügte aber hinzu: „Der Wohnungsbau springt noch nicht nachhaltig an.“ Das sehen Ökonomen ganz ähnlich. „Das Ende der Krise ist jetzt absehbar, auch wenn die aktuelle Lage noch schlecht ist“, erklärte der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Sebastian Dullien.
Von Januar bis Juli wurden 131.800 Wohnungen genehmigt. Das waren 6,6 Prozent oder 8200 mehr als im gleichen Zeitraum 2024. „Ein Anfang ist gemacht, aber die Wohnungsnot und die hohen Mieten erfordern ein deutlich höheres Tempo“, sagte der Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, Cyrus de la Rubia. „Für eine echte Entspannung am Wohnungsmarkt wird die Bautätigkeit aber absehbar noch zu schwach bleiben“, fügte IMK-Direktor Dullien hinzu. Im Gesamtjahr 2025 dürften weniger als 250.000 Wohnungen neu genehmigt werden, benötigt würden eher 320.000. Frühere Bundesregierungen hatten sich jährlich 400.000 zum Ziel gesetzt.
In den ersten sieben Monaten stieg vor allem die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser, und zwar um 15,0 Prozent auf 25.400. Bei den Zweifamilienhäusern sank sie hingegen um 6,6 Prozent auf 7100. In Mehrfamilienhäusern, der zahlenmäßig stärksten Gebäudeart, wurden insgesamt 69.300 neue Wohnungen genehmigt. Dies bedeutete ein Plus von 5,6 Prozent. „Um wirklich den Wohnungsmangel zu mindern, müsste die öffentliche Hand wesentlich stärker in den Wohnungsbau einsteigen, als es derzeit vorgesehen ist“, forderte Dullien.
Es fehlten Hunderttausende bezahlbare Wohnungen, beklagt etwa der Deutsche Mieterbund (DMB). „Die Angebotsmieten liegen im Rekordbereich und steigen immer weiter“, sagte dessen Präsidentin Melanie Weber-Moritz der Nachrichtenagentur Reuters. So seien die Nettokaltmieten seit 2010 um 64 Prozent gestiegen, im Schnitt um 4,5 Prozent pro Jahr. „Der Zuwachs ist damit deutlich höher als die allgemeine Inflation in diesem Zeitraum.“ Er liege auch über der durchschnittlichen Lohnentwicklung.
Neue Impulse soll der sogenannte Bau-Turbo der Bundesregierung bringen. So sollen Kommunen Genehmigungsverfahren straffen, indem sie von Bebauungsplänen abweichen können. Ziel ist es, dass schneller gebaut, nachverdichtet oder aufgestockt werden kann. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass unsere Politik dazu beiträgt, den Wohnungsbau mittel- und langfristig zu stabilisieren und so mehr bezahlbaren Wohnraum in unserem Land zu schaffen“, sagte Bauministerin Hubertz.
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