In vier Wochen wird Frankfurt wieder zur Bühne der internationalen Buchwelt. Globale Konflikte spitzen sich zu - da soll die Buchmesse ein Ort des Dialogs sein. Ein Genre hat die Branche besonders im Blick.

In vier Wochen wird die 77. Frankfurter Buchmesse feierlich eröffnet, doch ihr Geschäftsführer Juergen Boos ist mit seinen Gedanken schon im Jahr 2030. "Wir werden noch 'festivaliger', noch 'eventiger' werden, zumindest am Wochenende, fürs Publikum", kündigt Boos an.

Grund: der ungebrochene Boom von "New-Adult"-Themen. Die Buchmesse habe bei Verlagen weltweit herumgefragt, ob "New Adult" ein kurzer Hype sei, berichtet Boos heute bei der traditionellen Vorschau-Konferenz auf die Buchmesse. "Die einhellige Meinung ist, dass das mindestens die nächsten fünf Jahre anhalten wird."

Beliebt als Eskapismus in unsicheren Zeiten

Das Genre "New Adult" geht über den klassischen Liebesroman hinaus: Die Protagonisten der Bücher sind meist volljährig oder an der Schwelle zur Volljährigkeit. Die Themen sind vielfältig, oft geht es um Queerness, Identität und Beziehungen, Sexualität wird gerne explizit dargestellt. Das Genre bediene einen gewissen Eskapismus in unsicheren Zeiten, schätzt Boos.

Schon im vergangenen Jahr rollte die Buchmesse dem Genre mit einer eigenen Halle den roten Teppich aus, was die Messe am Wochenende in eine Art Convention verwandelte.

In diesem Jahr soll es nun "eventiger" werden, wie Boos sagt. So wird die Festhalle zum "Meet the Author"-Areal: Auf 5.600 Quadratmetern signieren 84 Autoren an den drei Publikumstagen 91 Stunden lang Bücher und lassen sich fotografieren. Die Buchmesse erwartet allein hier rund 20.000 Lesefans, großzügige Wartezonen werden eingerichtet.

Großer Ansturm auf Tickets

Der Ticketverkauf sei kürzlich gestartet und schon jetzt liege er 40 Prozent über dem Vorjahresniveau, berichtet Boos. Für den Samstag würden die Tickets sogar schon knapp.

Mehr als 1.000 Autorinnen und Autoren werden vom 15. bis 19. Oktober auf dem Messegelände erwartet, Fachbesucher aus 140 Ländern haben sich angemeldet. Die Aussteller kommen in diesem Jahr aus 92 Ländern. Das waren schon mehr, gibt Boos zu. Die Märkte in Westeuropa seien in gewisser Weise gesättigt.
Dafür sei diesmal der afrikanische Kontinent so präsent wie nie in Frankfurt, ebenso wie der Nahe und Mittlere Osten - trotz der Krisen dort.

Vertreter einiger asiatischer Länder kommen teils zum ersten Mal - wie etwa aus Kasachstan, Aserbaidschan oder Usbekistan, berichtet Boos. "Sie haben 30 Jahre gebraucht, um sich selbst, ihre eigene Identität, zu finden - und dazu gehört auch die Literatur."

Besorgter Blick in die Vereinigten Staaten

Gastland sind die Philippinen. Von dort reisen rund 100 Autorinnen und Autoren an - einige boykottieren die Messe wegen der Haltung Deutschlands im Israel-Palästina-Konflikt. "Das respektieren wir natürlich", sagt Buchmesse-Sprecher Torsten Casimir. Der Nahost-Konflikt sei Gegenstand verschiedener Veranstaltungen auf der Messe - etwa im Programm "Frankfurt Calling".

Die Ausstellungsfläche der USA sei derweil gewachsen. "Die großen Verlage schicken mehr Agenten als jemals zuvor", sagt Juergen Boos. "Und sie kämpfen gegen 'Book Bans'." Book Ban bezeichnet das Entfernen von Literatur aus Schulen und Bibliotheken in den USA, das laut dem Autorenverband PEN America inzwischen mehr Bücher als in der McCarthy-Zeit in den 1950er-Jahren betrifft.

Auch die politischen Entwicklungen in den USA werden sich im Programm der Buchmesse widerspiegeln, sagt Boos. Das Programm werde die Buchmesse wieder ins mediale Interesse rücken. Es gehe der Messe also gut, "sehr gut", bilanziert Boos. "Sie ist ein Marktplatz des freien Wortes."

"Kreative Nachbarmärkte" werden wichtiger

Auch wirtschaftlich ist sie nach seinen Worten relevanter denn je. Der Grund hier: Der Rechtehandel differenziere sich aus, "kreative Nachbarmärkte" würden immer wichtiger. "Wir haben wesentlich mehr Menschen, mit denen wir sprechen müssen", sagt Boos, Bücher seien beliebte Vorlagen für andere Medien wie Filme, Serien oder Games. Auch dafür biete die Buchmesse Plattformen.

Bei einem Thema seien die Entwicklungen derzeit allerdings schlecht vorhersehbar: beim Thema Künstliche Intelligenz. "Sie ist einerseits ein Segen, weil sie Arbeitsabläufe erleichtert", so Boos. Kürzlich habe er aber Gespräche mit einer Universität geführt, die Übersetzer ausbilde. Hier hätten sich die Studierendenzahlen innerhalb von drei Jahren halbiert.

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