In dieser Woche erwartet das Bundeswirtschaftsministerium die Resultate eines "Realitätschecks" zur Energiewende. Doch der Konflikt ist schon in vollem Gange. Ministerin Reiche hat mit einer Aussage eine ganze Branche verunsichert.

Selbst beim Plausch am Gartenzaun wird Jochen Gebhardt zurzeit auf das Thema Einspeisevergütung angesprochen. Es herrsche viel Unsicherheit, sagt der Geschäftsführer des mittelständigen Photovoltaik-Unternehmens Energie-Insel. Erst vor Kurzem hat sein Unternehmen eine Infoveranstaltung zu dem Thema gemacht, weil der Gesprächsbedarf seiner Kunden so groß ist. "Das was Frau Reiche da macht, das schlägt Wellen", sagt Jochen Gebhardt.  

Bundeswirtschafts- und Energieministerin Katherina Reiche (CDU) hatte Mitte August in einem Interview mit der Augsburger Allgemeinen angekündigt, die sogenannte Einspeisevergütung abschaffen zu wollen. "Neue, kleine PV-Anlagen rechnen sich schon heute im Markt und bedürften keiner Förderung", so die Ministerin.  

Unternehmen spüren Verunsicherung bei Kunden 

Seit dieser Aussage muss Energieunternehmer Jochen Gebhardt viele Fragen beantworten. Und das in einer Zeit, in der in der die Branche "eh schon geschwächt" sei. Die Aussagen der Ministerin schafften "Unsicherheit bei Interessenten", berichtet der Unternehmer aus Oberkrämer in Brandenburg.  

Auch Marko Schollbach vom Solaranlagenbauer Enerix in Potsdam betont, das Signal, das von der Aussage der Ministerin ausgehe, sei Verunsicherung. Auch wenn sich die Nachfragen dazu in seinem Unternehmen in Grenzen halten.

Vereinzelte Fragen zur Zukunft der Einspeisevergütung gebe es: "Wir können beruhigen, indem wir sagen, welche Vorteile eine PV-Anlage hat." Außerdem belaufe sich der Ertrag der Einspeisevergütung bei einer Durchschnittsanlage auf circa 250 Euro im Jahr. "Die Einspeisevergütung ist nicht der Grund, warum Leute sich für eine PV Anlage entscheiden", so Schollbach.  

Idee nur "falsch verkauft"?  

Dennoch kritisiert auch er die Aussage der Ministerin und das negative Signal, das davon ausgehe. Marko Schollbach plädiert dafür, technische Neuerungen zu fördern. Auch Jochen Gebhardt von der Energie-Insel hebt hervor, dass die Abschaffung der Einspeisevergütung nicht grundsätzlich falsch sei.

Die Idee der Ministerin sei aber "falsch verkauft worden". Es gebe schlauere Konzepte, um Photovoltaikanlagen wieder zu fördern, so Gebhardt. Ähnlich sieht es auch Marko Schollbach. Er wünscht sich, dass technische Neuerungen von der Politik gefördert werden. Beispielsweise intelligente Stromzähler.  

PV-Anlagen sollen steuerbar sein

Tatsächlich fordert Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche, dass der Strom intelligent - also nach Bedarf - ins Netz eingespeist wird. Deshalb sollten PV-Anlagen mit Stromspeichern verbunden und steuerbar sein, damit sie am Markt teilnehmen können und sich der Strom bedarfsgerecht vermarkten lässt. Katherina Reiche hält es nicht mehr für zeitgemäß, dass Anlagen errichtet werden, ohne auf das Stromnetz Rücksicht zu nehmen. "Das macht unser Stromsystem unnötig teurer", so Reiche. 

Das sei "ein super Gedanke", findet Jochen Gebhardt. In diese Richtung müsse es gehen. Aber erst wenn solche Konzepte etabliert seien, könne man die Einspeisevergütung für kleine Anlage abschaffen - nicht andersherum.  

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