Als die Mauer gefallen war, rollten sie zuhauf über die Grenze: Trabant, Wartburg & Co. Danach konnten viele Ostdeutsche die schlicht designten DDR-Autos mit ihren stinkenden Zweitaktmotoren nicht schnell genug loswerden. Zu groß war die Sehnsucht nach automobiler Moderne aus dem Westen. Doch 35 Jahre nach dem Verschwinden der DDR stehen die Fahrzeuge nun als Oldtimer wieder hoch im Kurs.
Für einen Trabant 601 in makellosem Originalzustand zahlen Sammler bis zu 7.000 Euro - mehr als doppelt so viel als noch 2018. Das geht aus Marktbeobachtungs-Daten von Classic Data hervor. Das Bochumer Unternehmen hat sich auf Wertanalysen auf dem Oldtimer-Markt spezialisiert. Für den Wartburg 353 als Limousine sind heute im Top-Zustand fast 10.000 Euro fällig. Auch er hat seinen Wert in sieben Jahren - je nach Zustand - mindestens verdoppelt.
Besonders rare Modelle für über 100.000 Euro gehandelt
Ebenfalls verdoppelt hat sich der Wert des Wartburg 311 in der üblichen Bauform einer viertürigen Limousine. Knapp 16.600 Euro sind der Analyse zufolge für ein Modell im Top-Zustand möglich. Das äußerst seltene Coupé kann sogar fast 35.000 Euro bringen.
Noch teurer wird es für Interessenten des EMW 327. Die nur in kleiner Stückzahl gebauten Cabrios und Coupés sind praktisch baugleich mit dem bis 1941 in Eisenach produzierten gleichnamigen Modell von BMW. Für Exemplare im besten Zustand zahlen Sammler laut Classic Data über 100.000 Euro.
Es ist eine Entwicklung, die selbst ausgewiesene Experten wie den Thüringer Oldtimer-Spezialisten Veit Kohl überrascht. Es gebe kaum vergleichbare Fahrzeuge, die derart an Wert gewonnen hätten, so der Gutachter für historische Fahrzeuge. Die meisten DDR-Autos würden nach wie vor im Osten des Landes "umgeschlagen", so Kohl. Für viele Sammler hätten sie mittlerweile Kultstatus erreicht. Es werde sehr viel Wert auf den Zustand der Fahrzeuge gelegt. Gefragt seien ein möglichst originaler Zustand und eine möglichst vollständig dokumentierte Historie, so Kohl.
Dass sich die Wertsteigerung weiter so fortsetzen wird, glaubt Kohl indes nicht. Einzelne sehr seltene Modelle werden immer hoch gehandelt werden, glaubt der Experte. Für alle anderen gelte: "Es ist wahrscheinlich absehbar, dass wir den Peak erreicht haben, weil wer will das sonst noch kaufen?"
Tausende DDR-Fahrzeuge noch zugelassen
Rund 8.900 Fahrzeuge des VEB Automobilwerke Eisenach (meist Wartburg) sind im vergangenen Jahr laut Kraftfahrbundesamt (KBA) noch zugelassen gewesen - rund die Hälfte ihrer Besitzer und Besitzerinnen sind älter als 60 Jahre.
"Trabis" gibt es noch wesentlich mehr: Rund 40.800 Fahrzeuge des VEB Sachsenring waren laut KBA zum selben Zeitpunkt noch auf Deutschlands Straßen unterwegs. Sie erfreuen sich offenbar noch immer großer Beliebtheit in allen Altersstufen. Mehr als jeder zweite Trabi-Besitzer ist jünger als 60 Jahre. Rund 2.800 von ihnen sind sogar unter 30. Sie wurden also erst geboren, nachdem der letzte Trabant 1991 in Zwickau vom Band gerollt ist.
Spezielle Oldtimertreffen
Mehrere Oldtimertreffen sind auf DDR-Fahrzeuge spezialisiert - darunter das Zwickauer Trabant- und Ostfahrzeugtreffen, das Internationale Ostblock-Fahrzeugtreffen in Pütnitz an der Ostsee, das Trabant-Treffen in Anklam und das Ostmobile-Treffen in Thale im Harz. Ob Trabant, Wartburg, Simson-Moped oder IFA-Lkw: Die liebevoll aufpolierten Fahrzeuge ziehen auch viele Zuschauer an. Auch manch "DDR"-Länderkennzeichen ist an den Oldtimern noch zu sehen.
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