Fisch bleibt ein beliebtes Nahrungsmittel, für das die Deutschen deutlich mehr Geld auszugeben bereit sind als etwa für den Einkauf von Fleisch. Doch nachdem der Konsum über Jahre gestiegen war, ist er 2024 gesunken. Nach einer vorläufigen Schätzung des Hamburger Fisch-Informationszentrums (FIZ) haben Verbraucher 2024 im Durchschnitt 12,8 Kilogramm Fisch und Meeresfrüchte eingekauft – ein gutes halbes Kilo weniger als im Jahr zuvor. Schon da war der jährliche Einkauf im Vergleich zum Vorjahr von 14,4 auf 13,4 Kilogramm gefallen. Gemessen wird hier stets das Fanggewicht.

Auch wenn die endgültigen Zahlen ausstehen, scheint der Trend klar. Ein deutlicher Indikator ist die Menge der konsumierten Fischprodukte, die 2024 um gut drei Prozent gesunken ist. Ein Grund für die Zurückhaltung dürften die hohen Preise vor allem für verarbeitete Waren wie Räucherfisch sein. Doch auch Frischfisch ist mit 30 Euro bis 50 Euro je Kilogramm etwa auf den Wochenmärkten durchaus kein günstiges Nahrungsmittel.

In Deutschland hatte der Fischabsatz in der Zeit der Corona-Pandemie Rekordwerte erreicht, seitdem hat er sich stetig verringert. Verglichen mit anderen Ländern Europas waren die Deutschen ohnehin Fischmuffel: In Island kamen die Einwohner 2024 auf 85,4 Kilogramm Fischverzehr pro Kopf. Innerhalb der Europäischen Union standen die Portugiesen mit 53,6 Kilogramm an der Spitze der Rangliste. Der Durchschnittswert der EU-Länder liegt bei 25 Kilogramm.

Auch die Sorge vor der Überfischung der Meere könnte die Kaufentscheidung beeinflussen. Schließlich gelten nach Daten der Welternährungsorganisation (FAO) 31 Prozent der kommerziell genutzten Fischbestände als überfischt. Nach einer Studie des FIZ ist für 51 Prozent der Einkäufer die Herkunft der Fischware ein wichtiges Kriterium. Beim Preis sind es 49 Prozent.

Ab kommendem Jahr schreibt die sogenannte Fischereikontrollverordnung der EU vor, dass Fischwaren im Verkauf mit Informationen einer kompletten Rückverfolgbarkeit versehen sein müssen. Das reicht vom Fischfang bis hin zum Angebot im Restaurant.

Bei dem Thema der Preissteigerungen verweist das FIZ auf einen eigenen Index für Nahrungsmittel. Danach lag Fisch im Jahr 2024 bei einem Indexwert von 129 im Vergleich zum Wert 100 im Jahr 2020. Lebensmittel allgemein erreichten den Wert 133. „Zuletzt sind die Preise für Fisch nur noch moderat gestiegen“, sagte Stefan Meyer, der Geschäftsführer des Fisch-Informationszentrums, bei der Vorstellung des Fischreports 2024. Bei den Preisanhebungen sei „das Ende der Fahnenstange erreicht“.

Allerdings sind die Preise für Fischprodukte sehr unterschiedlich: Fischkonserven und Fischmarinaden waren 2024 mit 7,69 Euro und 8,28 Euro je Kilogramm am günstigsten, Räucherfisch lag mit 21,55 Euro je Kilogramm am oberen Ende der Preisliste. Zu den Marinaden gehören zum Beispiel Matjes-Produkte.

Probleme bei der Lachszucht

Bei den beliebtesten Fischeinkäufen der Deutschen rangiert erneut Lachs mit 22,6 Prozent an vorderster Stelle. Es folgen Alaska-Seelachs, Thunfisch und mit Abstand Hering und Garnelen auf den Plätzen.

Alaska-Seelachs wird vor allem in Tiefkühlprodukten wie Fischstäbchen oder Fischfilets verarbeitet. Zusammen machen diese fünf Fischarten 78 Prozent des gesamten Fischkonsums in Deutschland aus.

Das nach wie vor große Kaufinteresse an Lachsprodukten mag durchaus überraschen. Schließlich kämpfen Lachszuchtbetriebe in Norwegen, dem größten Lieferanten in Europa für diese Fischart, mit Problemen durch Parasiten wie Lachläuse und auch mit zu hohen Wassertemperaturen.

Durch sehr hohe Fischbestände in den einzelnen Fischkäfigen, in denen die Lachse in den Küstengewässern auf eine Größe von fünf bis sieben Kilogramm gezüchtet werden, verbreiten sich diese natürlichen Parasiten in bislang unbekannter Menge. Und das hat dramatische Folgen: Norwegische Behörden gaben die Sterblichkeitsrate der Zuchtlachse im vergangenen Jahr mit 15 Prozent an.

„Die schockierenden Bilder von den Problemen der Lachszucht haben bisher nicht zu einem Effekt in Deutschland geführt“, sagte FIZ-Geschäftsführer Meyer. Jede Art von Lebensmitteln müsse sich der Kritik stellen, das gelte auch für diesen Fisch und dessen Produzenten. Größter Lachsproduzent in Norwegen ist der Konzern Mowi mit Sitz in Bergen.

Auch in den Tiefkühltruhen im Einzelhandel nehmen Lachsprodukte breiten Platz ein. Generell im Fischverkauf sind die Discounter führend, rund 50 Prozent der Fischeinkäufe der Deutschen entfallen auf Lidl, Aldi und andere Discountermarken. Supermärkte wie Rewe und Edeka kommen auf einen Verkaufsanteil von 40 Prozent. Traditionelle Fischfachgeschäfte erreichen gerade noch einen Anteil von vier Prozent.

Beim Blick auf Deutschlands Landkarte und die Verteilung des Fischverzehrs gibt es kaum Überraschungen: Der Norden liegt weit vor dem Süden. In Hamburg mit sieben Kilogramm, Schleswig-Holstein mit 6,6 Kilogramm und Niedersachsen mit 5,9 Kilogramm wurden im vergangenen Jahr die meisten Fischprodukte je Einwohner konsumiert.

Hamburg stand ein Jahr zuvor noch auf Platz drei. Baden-Württemberg rangiert mit 4,6 Kilogramm am Ende dieser Liste. Gemessen werden diese Werte, im Unterschied zu den anderen Angaben als Pro-Kopf-Verzehr beim Produktgewicht, also dem bereits verarbeiteten Fisch.

Dieser Artikel wurde für das Wirtschaftskompetenzzentrum von WELT und Business Insider erstellt.

Birger Nicolai ist Wirtschaftskorrespondent in Hamburg. Er berichtet unter anderem über Schifffahrt, Logistik und Mittelstandsunternehmen. Fisch ist seit vielen Jahren ebenfalls ein Thema für den Norddeutschen – etwa bei Ortsterminen in Dänemark oder Norwegen zur Fischzucht.

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