Der vorläufige Baustopp für ein fast fertiges Windkraftprojekt in den USA lässt die Aktie des dänischen Windkraftentwicklers Orsted einbrechen. Möglicherweise gibt es auch einen geopolitischen Hintergrund.

Ein vorläufiger Baustopp für das weit fortgeschrittene Windkraftprojekt "Revolution Wind" vor der US-Küste hat die Aktie des dänischen Windparkentwicklers Orsted auf ein Rekordtief einbrechen lassen. Bis zum Nachmittag belief sich das Minus der Aktie auf mehr als 16 Prozent. In ihrem Sog gerieten auch weitere Windkrafttitel wie Vestas oder Nordex unter Druck.

Die Verfügung der Regierung von US-Präsident Donald Trump war am Wochenende bekannt geworden. Zur Begründung verwies die zuständige Behörde auf neu aufgetretene "Bedenken".

Trump erklärter Gegner der Windkraft

Der weltgrößte Windparkentwickler Orsted bekräftigte, das zusammen mit einer Infrastruktur-Tochter des US-Finanzriesen Blackrock betriebene Projekt habe von allen beteiligten Stellen eine vollständige Zulassung. Man prüfe derzeit alle Optionen und sei im Dialog mit den zuständigen Behörden, um den Bau wieder so rasch wie möglich aufnehmen zu können. Vor der US-Küste betreibt Orsted noch ein weiteres Projekt namens "Sunrise Wind", das noch in einem frühen Stadium ist.

Zu seinem Amtsantritt im Januar hatte Trump die Vergabe neuer Windparks ausgesetzt, bis die Projekte auf die Auswirkungen für die nationale Sicherheit, den Strompreis, die Netzstabilität und weitere Faktoren überprüft wurden. Auch bereits genehmigte Projekte sollten unter diesen Aspekten nochmals geprüft werden. Das hat die gesamte Branche, nicht zuletzt europäische Unternehmen, wiederholt belastet. Der US-Präsident hat die Windenergie wiederholt als hässlich, unzuverlässig und teuer kritisiert.

Kritik aus betroffenen Bundesstaaten

Im günstigsten Fall würde der Baustopp innerhalb eines Monats wieder aufgehoben, schrieb Analyst Ahmed Farman vom Investmenthaus Jefferies. Dann könnten die Dänen die Zeitvorgaben für die Fertigstellung des Projekts halbwegs einhalten, und es drohten nur geringe Wertberichtigungen.

Sollte der Baustopp aber länger in Kraft bleiben, dürfte sich das Projekt entsprechend verzögern und es drohten umfangreichere Wertberichtigungen. Eine komplette Aufgabe des Projekts sei indes unwahrscheinlich, weil dieses zu rund 80 Prozent fertiggestellt sei, so der Experte weiter.

Ein weiterer Branchenbeobachter verwies auch auf die Kritik aus den betroffenen US-Bundesstaaten Rhode Island und Connecticut am aktuellen Baustopp. So habe der Gouverneur von Rhode Island, Dan McKee, erklärt, er und sein Amtskollege Ned Lamont würden "alle Möglichkeiten ausschöpfen, um die Entscheidung zur Einstellung der Arbeiten an Revolution Wind rückgängig zu machen", das "nur noch wenige Schritte davon entfernt war, mehr als 350.000 Haushalte mit Strom zu versorgen".

Ein geopolitischer Hintergrund?

Der Baustopp stellt Analysten zufolge die geplante Kapitalerhöhung in Höhe von rund acht Milliarden Euro von Orsted infrage. "Die Nachricht ist ein großer Schock und kommt angesichts des fortgeschrittenen Stadiums des Projekts einer politischen Geiselnahme durch die US-Regierung gleich", kritisierte Analyst Pierre-Alexandre Ramondenc vom Research-Haus AlphaValue.

Der dänische Staat hält 50,1 Prozent an Orsted. Auch deshalb könnte der Baustopp mit dem angespannten Verhältnis zwischen dem Weißen Haus und Dänemark angesichts der Grönland-Frage zusammenhängen.

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