In dem Tal Jackson Hole am Fuß der Rocky Mountains wird ein kleiner Ski-Ort einmal im Jahr zum Treffpunkt für Notenbanker, Ökonomen und Vertreter aus Politik und Wissenschaft. Die Erwartungen sind in diesem Jahr besonders hoch.
Wenn die Federal Reserve Bank of Kansas ihr jährliches Treffen für Notenbanker aus der ganzen Welt veranstaltet, dann schauen Ökonomen und Marktbeobachter aus der ganzen Welt ganz genau hin. "In der Vergangenheit hat es sich oftmals gezeigt, dass zum Beispiel geldpolitische Kurswechsel auf diesen Treffen beraten wurden und unter Umständen auch wesentliche geldpolitische Weichenstellungen angekündigt wurden", sagt Carsten Mumm, Chefvolkswirt der Privatbank Donner & Reuschel.
"Die Notenbanken machen sich insgesamt ein Bild über die Wirtschaft und Inflationsgefahren. Und tatsächlich - diese Ansammlung der Notenbanken gibt es nur einmal im Jahr", so Mumm.
Offizielles Thema dieses Mal sind die Veränderungen am Arbeitsmarkt. Es geht um die Folgen des demografischen Wandels, um Produktivität und um Konjunkturpolitik. Inoffiziell dürfte es vor allem um den Chef der US-Notenbank, Jerome Powell, gehen. Seit Monaten wird er von US-Präsident Trump unter Druck gesetzt und beschimpft. Ein "Schwachkopf" sei er, ein "Mister zu spät", so Trump. Sein neuester Vorwurf: Powell schade der Immobilienbranche. "Die Leute können wegen ihm keine Hypothek bekommen," schreibt der US-Präsident auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social.
Hohe Schulden müssen bedient werden
Für Edgar Walk, den Chefvolkswirt von Metzler Asset Management, geht es Trump im Grunde genommen weniger um die Leute, sondern mehr um sich selbst, um seine eigenen Wünsche und Bedürfnisse. Ein Problem sind die hohen Schulden der USA. Diese Schulden müssen bedient werden. Dieses Jahr fallen etwa eine Billion Dollar an Zinszahlungen an. "Und es könnte in den nächsten Jahren Richtung zwei Billionen Dollar gehen", so Walk.
Niedrigere Zinsen würden weniger Zinszahlungen und mehr Geld für andere Ausgaben bedeuten. Deshalb macht Trump Druck. Niedrigere Zinsen würden es auch Unternehmen und Konsumenten einfacher machen, Kredite aufzunehmen und zu investieren. Das dürfte dazu beitragen, die wirtschaftliche Entwicklung in den USA wieder anzukurbeln. Auch das ist ein Ziel des US-Präsidenten.
"Da kann man nur noch staunen"
Doch was bedeutet es, wenn der Präsident der größten Volkswirtschaft der Welt den Präsidenten der mächtigsten Notenbank der Welt derart verbal attackiert? Wie unabhängig ist die US-Notenbank überhaupt noch?
Carsten Brzeski, der Chefvolkswirt der ING, muss nicht lange überlegen: "Trump überschreitet nicht nur bei Powell, sondern auch in anderen Situationen immer wieder eine rote Linie." Und das hat Folgen - für die Glaubwürdigkeit der USA, für die Glaubwürdigkeit der Rechtsstaatlichkeit und für die Glaubwürdigkeit von amerikanischen Institutionen. "Trump hat innerhalb kurzer Zeit enorm viel Schaden angerichtet."
Noch ist die Federal Reserve unabhängig
Noch ist die Unabhängigkeit der US-Notenbank gewährleistet, sagen Ökonomen, wenngleich es durchaus Einflüsse von Seiten der Politik gibt. "Denken Sie nur daran, dass die Politiker ja am Ende auch das Führungspersonal der Notenbank berufen", gab Jörg Krämer, der Chefvolkswirt der Commerzbank, schon vor einiger Zeit zu bedenken. "Und von daher gibt es diese Einflüsse, nicht nur durch Donald Trump, aber Trump ist derjenige, der das sehr offen und brutal ausspricht."
Beim diesjährigen Treffen in Jackson Hole wird die Rede von US-Notenbankchef Jerome Powell am Freitag das Wichtigste sein. Es dürfte seine letzte Rede in dieser Runde werden, denn im Mai des kommenden Jahres endet seine Amtszeit.
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