Die meisten neuen Zölle der USA auf ausländische Importe sind in Kraft getreten. Dabei trifft es knapp 70 Staaten rund um den Globus unterschiedlich hart. Ein Überblick.
Sechs Tage verspätet ist es nun soweit: der "große Tag für Amerika", wie US-Präsident Donald Trump ihn nennt. Das neue Zollregime ist in Kraft getreten. Insgesamt umfasst die in der vergangenen Woche veröffentlichte Liste Zollsätze für fast 70 Länder - unter anderem die Europäische Union (EU), Japan und weitere wichtige Handelspartner der USA. Sie betragen zwischen zehn und 50 Prozent.
Europäische Union
Zölle von 15 Prozent auf die meisten EU-Produkte inklusive Autos: So lautet die Einigung, die Trump und EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen erzielt haben. Trump zufolge sollen die Europäer zudem US-Energie für 750 Milliarden Dollar kaufen und Investitionen von 600 Milliarden Dollar in den USA tätigen. Sollten europäische Unternehmen nicht wie erwartet investieren, droht Trump mit 35 Prozent Zöllen.
Statt Erleichterung bringt der vorläufige Zoll-Deal mit den USA deutschen Unternehmen allerdings zusätzliche Sorgen, wie geht aus einer Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) hervorgeht. Über die Hälfte (58 Prozent) erwarten danach künftig weitere Belastungen. Bei Unternehmen mit direktem US-Geschäft sind es sogar drei Viertel (74 Prozent). Auch Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) fürchtet "erheblichen Schaden" für die deutsche Wirtschaft, zudem droht die Abwanderung von Arbeitsplätzen in die USA.
Japan und Südkorea
Die beiden Länder haben ähnliche Abkommen wie die EU geschlossen, um noch deutlich höheren Zöllen zu entgehen: Bei Lieferungen in die USA werden auf die meisten Produkte 15 Prozent Zoll fällig. Laut Trump will Japan zudem seinen Markt zollfrei für US-Autos und Lastwagen sowie Reis öffnen und hat Investitionen von 550 Milliarden Dollar in den USA zugesagt. Südkorea sicherte demnach 350 Milliarden Dollar an Investitionen zu und will US-Flüssigerdgas für 100 Milliarden Dollar kaufen.
Schweiz
Zu den Ländern, die es am härtesten trifft, gehört die Schweiz mit jetzt 39 Prozent. Ursprünglich waren 31 Prozent vorgesehen. Die Schweiz hofft weiter auf eine Verhandlungslösung. Die Regierung habe Trumps Ankündigung "mit großem Bedauern" aufgenommen, sagte ein Sprecher des Finanzministeriums. Die 39 Prozent wichen "deutlich" vom Entwurf einer gemeinsamen Absichtserklärung ab.
Der Wirtschaftsverband Economiesuisse sprach von ungerechtfertigten Zöllen, die "eine sehr ernsthafte Belastung für die Schweizer Wirtschaft" seien. Das Land sei der sechstwichtigste ausländische Investor in den USA. Schweizer Firmen hätten dort rund 400.000 Arbeitsplätze geschaffen. Die USA sind für Schweizer Firmen mit Abstand der größte Absatzmarkt. Die Exporte machten im vergangenen Jahr 65,3 Milliarden Franken (umgerechnet rund 69,7 Milliarden Euro) aus, knapp 17 Prozent der Gesamtausfuhren.
Brasilien
Gegen Brasilien hat Trump den höchsten Zollaufschlag verkündet: 50 Prozent. Sie traten bereits gestern in Kraft. In der Zollliste sind zwar zehn Prozent festgehalten. Doch dazu kommen noch 40 Prozent auf brasilianische Produkte hinzu, wie Trump mitteilte. Er schloss davon jedoch Sektoren wie Flugzeuge und Energie aus. Und auch eine Reihe von Produkten wie Flugzeuge und Orangensaft sind ausgenommen.
Als Grund für die hohen Zölle gilt die Strafverfolgung des früheren brasilianischen Präsidenten und Trump-Freundes Jair Bolsonaro. Präsident Luiz Inácio Lula da Silva spricht von "Erpressung". Denn Trump will damit eine Entscheidung des Obersten Gerichtshofs in Brasilien beeinflussen. Die Anklage wirft Bolsonaro einen Putschversuch nach seiner Abwahl 2022 vor.
Syrien, Laos, Myanmar und Irak
Weitere Spitzenzollsätze gelten darüber hinaus für Syrien mit 41 Prozent, Laos und Myanmar mit 40 Prozent und den Irak mit 35 Prozent.
Indien
Für US-Importe aus Indien werden 50 Prozent Zoll fällig, nachdem die USA am Mittwoch den Zollsatz um 25 Prozent erhöht hatten. Als Begründung gab die US-Regierung an, dass Indien russisches Öl einkaufe. Damit unterstütze das Land die Kriegsmaschinerie Russlands.
Auch andere russische Handelspartner wie China und Brasilien könnten diese sogenannten Sekundärsanktionen treffen.
Indonesien und Vietnam
Indonesien hat einen Zollsatz von 19 Prozent akzeptiert, Vietnam von 20 Prozent. Indonesien hat sich laut Trump zudem zum Kauf von 50 Flugzeugen des US-Herstellers Boeing verpflichtet. Zudem soll es 15 Milliarden Dollar für US-Energielieferungen zahlen und weitere 4,5 Milliarden Dollar für landwirtschaftliche Produkte.
Kanada und Mexiko
Besonders hart trifft die Maßnahme den direkten Nachbarn der USA: Kanadische Produkte sollen statt wie bisher mit 25 Prozent Aufschlag mit 35 Prozent Zoll versehen werden. Trump begründete das mit einem angeblichen Mangel an Kooperation beim Kampf gegen illegalen Drogenschmuggel. Außerdem erklärte er, die geplante Anerkennung eines Palästinenserstaats durch den G7-Staat mache ein Handelsabkommen "sehr schwierig". Allerdings gilt der neue Zollsatz nur für Produkte, die nicht vom nordamerikanischen Freihandelsabkommen USMCA abgedeckt sind.
Gegenüber Mexiko stimmte der US-Präsident dagegen einer Fristverlängerung um 90 Tage zu. Einer Anhebung der Zölle auf 30 Prozent entgeht das Land damit vorerst. Die für den 1. August angekündigte Zollerhöhung für Mexiko sei vermieden worden, schrieb Präsidentin Claudia Sheinbaum in einem Beitrag in den sozialen Medien und fügte hinzu, dass ein Gespräch mit Trump "sehr gut" gewesen sei.
Trump macht vor allem Mexiko mit für die Verbreitung des Opioids Fentanyl in den USA verantwortlich. Der Präsident hatte in seiner ersten Amtszeit (2017 bis 2021) ein neues Freihandelsabkommen mit Kanada und Mexiko geschlossen, das er nach seinem erneuten Amtsantritt im Januar teils aufkündigte.
China und Taiwan
China hat noch keine Einigung mit der Trump-Regierung erzielt, beide Seiten signalisierten aber den Willen zu fortgesetzten Verhandlungen. US-Finanzminister Scott Bessent sagte dem Sender CNBC, man habe die Grundlagen für eine Einigung, diese sei aber noch nicht zu 100 Prozent fertig. Für eine Verständigung mit Peking gilt eine Frist bis zum 12. August.
Die taiwanesische Regierung hat den für Taiwan verhängten Zollsatz von 20 Prozent als "vorübergehend" bezeichnet und will über einen niedrigeren Satz verhandeln. "Sobald eine endgültige Einigung erzielt ist, wird der Zollsatz voraussichtlich weiter gesenkt werden", heißt es in einer Erklärung des Kabinetts.
Australien
Für australische Waren gilt weiterhin der Basiszollsatz. "Wir befinden uns unter dem neuen Zollregime der USA zwar in der bestmöglichen Position, werden uns aber weiterhin für die Abschaffung aller Zölle im Einklang mit unserem Freihandelsabkommen einsetzen", teilte ein Sprecher des australischen Handelsministers Don Farrell mit. Die USA weisen mit Australien traditionell einen Handelsüberschuss auf.
Andere Staaten
Andere Staaten müssen dagegen mit deutlich höheren Zöllen rechnen. Dazu gehört unter anderem Südafrika (30 Prozent). Für Norwegen, Island und Israel gilt laut Liste der US-Regierung ein Zollsatz von 15 Prozent. Für Länder, die nicht namentlich aufgeführt sind, gibt es einen pauschalen Aufschlag von zehn Prozent.
Sonderregelungen für Metalle
Für US-Importe von Kupfer greifen Aufschläge von 50 Prozent - allerdings laut einem neuen Trump-Dekret nur auf verarbeitetes Kupfer. Der Präsident begründet dies mit der strategischen Bedeutung des Metalls, unter anderem bei der Herstellung von Halbleitern, Flugzeugen und Munition. Auch die Sonderzölle auf Stahl und Aluminium in Höhe von 50 Prozent bleiben trotz der Zolleinigungen bestehen.
Mit Informationen von Till Bücker, ARD-Finanzredaktion.
Franziska Amler, ARD Neu-Delhi, tagesschau, 07.08.2025 06:15 UhrHaftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke