Es jagen sich die Krisensitzungen. Unterhändler reisen nach Washington. Der Druck steigt. Jetzt im Zollstreit wiederholt sich die Geschichte. Immer wieder stand die Schweiz unter Druck aus den USA. «Wenn es um ihre vitalen Interessen ging, bauten die Amerikaner massiven Druck auf», sagt der Historiker Sacha Zala. Er leitet die Forschungsstelle «Diplomatische Dokumente der Schweiz». Meist haben sich die USA durchgesetzt. Eine Reise durch fünf schweizerisch-amerikanische Krisenperioden:
1. Die Stunde null nach dem Zweiten Weltkrieg
Nach der Kapitulation von Nazi-Deutschland stand die Schweiz isoliert da. Die westlichen Alliierten warfen ihr vor, während des Krieges Raubgold gekauft und enge Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland unterhalten zu haben.

Die USA blockierten Guthaben und führten Schwarze Listen mit Schweizer Firmen und Privatpersonen. «Die Schweiz war in einer fast ausweglosen Situation», sagt Historiker Zala. 1946 einigten sich die Schweiz und die westlichen Siegermächte: Die Schweiz musste 250 Millionen Franken für den Wiederaufbau zahlen. Geholfen hatte der Schweiz die Weltlage. Der Kalte Krieg begann und die Westmächte wollten die Schweiz als Verbündete einbinden.
2. Neutralität unter Druck: Hotz-Linder-Agreement gegen die Sowjetunion
1951 – die Konfrontation zwischen Ost und West spitzt sich zu. Die USA verlangen von der Schweiz, dass sie sich den Handelssanktionen gegen die «Ostblock-Staaten» anschliesst. Ansonsten würden ihr selbst Sanktionen drohen.

«Da musste sich der Bundesrat zähneknirschend in diese Sanktionen einfügen», sagt Zala. Die Unterhändler Harold Linder (USA) und Jean Hotz (Schweiz) einigten sich auf eine entsprechende informelle Absprache. Die Übereinkunft sei in Bezug auf die Neutralität heikel gewesen, so der Historiker.
3. US-Zollhammer von 1954 stürzt Uhrenindustrie in Krise
Der Entscheid traf den Jurabogen mit seinen Uhrenfabriken hart: Die USA führten Zölle von 53 Prozent auf Schweizer Uhren ein. Möglich machte es eine Ausnahmeklausel im für die Schweiz wichtigen bilateralen Handelsvertrag.

1950 hatten die USA die Schweiz gezwungen, die Klausel zu akzeptieren. Der «Uhren-Zollhammer» liess die Exporte von Uhren in die wirtschaftlich äusserst wichtigen USA um ein Drittel einbrechen. Erst 1967 nahmen die USA die Zölle zurück.
4. Die nachrichtenlosen Vermögen und der Milliarden-Vergleich
In den 1990er-Jahren wurde die Schweiz von der Vergangenheit eingeholt. Mit Unterstützung der US-Administration erhoben jüdische Organisationen schwere Vorwürfe. Der Wichtigste: Schweizer Banken hätten Vermögen von Holocaust-Opfern einbehalten. Hinzu kam der nach dem damaligen US-Unterstaatssekretär benannte Eizenstat-Bericht: Dieser kritisierte das Verhalten der Schweiz während des Zweiten Weltkriegs.

Der Bundesrat machte Botschafter Thomas Borer zum Leiter einer Task-Force und setzte eine Historiker-Kommission (Bergier-Kommission) ein. UBS und Credit Suisse willigten schliesslich ein, Entschädigungen in der Höhe von 1.25 Milliarden Dollar an Holocaust-Opfer zu zahlen.
5. Der Steuerstreit – und wieder eine Milliarden-Zahlung
Berichte über Steuerbetrug von US-Kunden führen 2008 zu einem jahrelangen Streit und letztlich zum Ende des Bankgeheimnisses.
Unter massivem Druck aus Washington übergab die Schweiz den USA die Namen Tausender angeblicher Steuersünder. Später einigten sich die Banken mit den US-Behörden auf Zahlungen. Am meisten zahlte die Credit Suisse: 2.6 Milliarden Dollar.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke