Präsident Donald Trump hat schon wiederholt Zölle eingeführt, um die US-Wirtschaft abzuschotten. 15 Prozent sind es neuerdings für die EU, während der Deal mit der Schweiz noch aussteht. Am Ende zahlten immer die Konsumenten, sagt Ralph Ossa, ehemaliger Chefökonom der WTO.
SRF News: Wer hat bisher für die höheren Zölle bezahlt?
Ralph Ossa: Bislang zahlten vor allem ausländische Unternehmen, die in die USA exportieren. Etwa der VW-Konzern, der jetzt von einem erheblichen Gewinneinbruch berichtet. Aber auch US-Unternehmen wie General Motors leiden. Sie importieren Autos aus Kanada, Mexiko und Südkorea, aber auch Zwischenprodukte wie Stahl, der durch die Zölle deutlich teurer geworden ist.
Sind die Zölle also noch nicht auf die Konsumenten überwälzt worden?
So sieht es mit Blick auf die noch sehr guten Inflationszahlen der USA zumindest aus. Das hängt auch damit zusammen, dass Unternehmen ihre Lager in weiser Voraussicht auf höhere Zölle gefüllt haben. Doch irgendwann sind die Lager dann leer und Nachschub ist nur über höhere Zölle zu haben. Vielleicht wollten die Firmen ihre Kundschaft in der bisherigen Unsicherheit auch nicht verärgern und dachten, die Zölle würden schon wieder sinken.
Es ist klar, dass die Preise für die Endkunden früher oder später steigen.
Verzichtet VW ganz bewusst auf einen Teil des Gewinns, um im Wettbewerb zu bleiben?
Das war wohl so, dass man die Kosten der Zölle vorerst nicht zu 100 Prozent an die US-Konsumenten weitergibt. Aber es ist klar, dass die Preise für die Endkunden früher oder später steigen. So wurden die 2018 von Trump eingeführten Zöllen am Ende fast 1:1 auf Kundinnen und Kunden überwälzt.
In erster Linie sind die ausländischen Hersteller die Leidtragenden. Aber US-Unternehmen trifft es auch.
Auf wen wirken sich die Zölle zurzeit am meisten aus?
In erster Linie sind die ausländischen Hersteller die Leidtragenden. Aber US-Unternehmen trifft es auch. Es sind multinationale Unternehmen wie etwa General Motors, die Autos im Ausland produzieren und dann importieren. Aber auch wichtige Zwischenprodukte wie Stahl und Aluminium sind durch die Zölle teurer geworden. Zugleich kann der Zollschutz für gewisse US-Unternehmen durchaus auch positive Effekte haben.

Lässt sich abschätzen, wie Trumps Zollpolitik den weltweiten Handel langfristig beeinflusst?
Die Importe in die USA werden auf jeden Fall zurückgehen. Es ist jetzt nicht mehr nur eine Drohkulisse, sondern die 15 Prozent für die EU scheinen zu bleiben. Von weniger Handel mit den USA ist also auszugehen. Die grössere Frage ist, was mit dem regelbasierten Handelssystem passiert, entspricht doch die US-Zollpolitik den WTO-Regeln nicht. Für eine Beurteilung ist es allerdings zu früh, denn die USA haben gar nicht einen so grossen Anteil am Welthandelsvolumen: Nur ungefähr 13 Prozent aller Warenimporte gehen in die USA. Der grosse Teil der Nachfrage kommt vom Rest der Welt. Entsprechend wichtig ist es, die Regeln noch zu schützen.
Die Länder sollten ihre Deals mit den USA nicht auf Kosten der WTO-Regeln machen.
Hat das regelbasierte System also nicht ausgedient?
Auf keinen Fall. Aber es ist eine grosse Herausforderung, wenn ein wichtiger Unterstützer des Systems plötzlich nicht mehr mitmacht. Doch 87 Prozent der Güterimporte gehen in andere Länder. Die Länder sollten ihre Deals mit den USA nicht auf Kosten der WTO-Regeln machen. Dazu gehört das wichtige Nichtdiskriminierung- oder Meistbegünstigtenprinzip. Wenn die EU die Zölle gegenüber den USA für bestimmte Produktgruppen senkt, sollte das auf alle WTO-Mitglieder ausgeweitet werden. Um den Handel im Rest der Welt nicht noch weiter zu beschädigen.
Das Gespräch führte Iwan Lieberherr.
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